Geschichten Kritik: Aurelies fabelhafte Welt

So besehen, scheinst Du Dich lediglich vor der Entscheidung für bzw. gegen eine (oder mehrere) Deiner Geschichten zu drücken, Faith!
Nun könnte man aber auch sagen, dass die Geschichten sich, durch die unterschiedlichen Dimensionen, wie Äpfel zu Birnen verhalten.
Und da wird der Vergleich dann bekanntlich schwierig.

Es gibt Tage, da ziehe ich Äpfel den Birnen vor. Aber es gibt auch Tage, da ist es umgekehrt. Welches Obst ist nun besser?
Drücke ich mich vor der Entscheidung? Oder ist es schlicht nicht möglich eine (richtige, endgültige) Entscheidung zu treffen? Wer weiß…

Lieben Gruss
Mayia
 
Es gibt Tage, da ziehe ich Äpfel den Birnen vor. Aber es gibt auch Tage, da ist es umgekehrt.
Auch hierbei handelte sich wohl kaum um eine Beurteilung, sondern abermals lediglich um das Verweilen bzw. Sich-Hingeben an eine unklare, je nachdem schwankende Stimmung. Die Frage, welches Obst nun besser sei, stellte sich also gar nicht!
 
Auch hierbei handelte sich wohl kaum um eine Beurteilung, sondern abermals lediglich um das Verweilen bzw. Sich-Hingeben an eine unklare, je nachdem schwankende Stimmung. Die Frage, welches Obst nun besser sei, stellte sich also gar nicht!
Stimmt!
Es ergibt für mich keinen Mehrwehrt von allem "das Beste" festlegen zu müssen.
Einer derart deterministischer Ansatz fühlt sich für mich an, wie der sicherer Weg ins Unglück.
 
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Auch hierbei handelte sich wohl kaum um eine Beurteilung, sondern abermals lediglich um das Verweilen bzw. Sich-Hingeben an eine unklare, je nachdem schwankende Stimmung. Die Frage, welches Obst nun besser sei, stellte sich also gar nicht!
Aber geht es nicht genau darum?
Dass alles was ich konsumiere von dem Kontext (u.a. der Stimmung) abhängt in der ich mich befinde (oder der Kritiker sich befindet)?

Ich, für meinen Teil, glaube nicht, dass man das komplett ausblenden kann. Wie auch?

Ich finde es eher vermessen sich hinzustellen und „zu beurteilen“ dieses oder jenes ist das Beste. Das mag sich für einen fixen, kurzen Moment so beurteilen lassen, aber zumindest über die Zeit, kann sich solch ein Urteil leicht als „falsch“ herausstellen, weil man sich selbst ja auch weiter entwickelt bzw. verändert.

All das heißt im Übrigen nicht, dass es nicht auch objektive Beurteilungskriterien gibt (also Gründe was zB einen guten Apfel ausmacht).

Edit: und es heißt auch nicht, dass man nicht Geschichten untereinander vergleichen kann. Aber bei manchen Geschichten ergibt ein Vergleich eben wenig Sinn (siehe Äpfel und Birnen).

Lieben Gruss
Mayia
 
Soll es bei dieser Andeutung bleiben, oder magst du uns an dem Schwank teilhaben lassen?
Ach - so außergewöhnlich ist es wohl gar nicht, aber alle anderen im Umfeld kamen sehr klassisch zusammen.
Ein Freund trieb sich in einem lokalen S-Chat herum, kam mit ihr ins Gespräch und sie verabredeten sich auf ein Treffen auf einem Chattertreff (für die Jüngeren: physische Anwesenheit in einer Kneipe, einem Bistro etc. ;-) ). Ich war grad reichlich vom andern Geschlecht genervt und ließ mich recht widerwillig mitschleppen. Nur dass sie sich mit mir besser verstand als mit ihm...
Kurzfassung: es gab noch eine Weile mehr private Treffen mit den Chattern mit wechselnden Teilnehmerzahlen (ja, für genau sowas), dabei kristallisierte sich langsam heraus, dass wir zusammen bleiben. Irgendwann wurde das dann exklusiv.

Edit: ich wusste nicht, dass Lit das S-Wort mit Sternchen überschreibt, auf die Idee wäre ich nicht gekommen :ROFLMAO:
 
Last edited:
Und wieso das? Was sollte unglücklich daran sein, die Spreu vom Weizen zu trennen?
huh... weil man zwar die Spreu vom Weizen trennen kann, aber sich bei der exakten Auswahl der Weizenkörner wiederum sehr schwer tun kann, um mal bei diesem Sprichwort zu bleiben.

Ich habe da gerade ein Bild vor Augen: AJ besucht eine Fotoausstellung, analoge Schwarzweiß-Fotos, meinetwegen Architektur, oder sonst ein Thema. Die Bilder sind in Größe des Abzugs und Interpretation der Negative gemischt. AJ steht vor einem Bild, das das per Kameraautomatik belichtete Negativ perfekt wiedergibt. Gradation, Belichtungszeit, Schärfe entsprechen den gängigen Lehrbüchern, die Spitzlichter sind fein gezeichnet, die Schatten nicht abgesoffen, die Kontrastkurve beschreibt messtechnisch ein perfektes "S".

"Es ist das langweiligste Bild der Ausstellung" sagt der Fotograf neben ihm. "Ich habe es schnell noch bei Photo Horst entwickeln lassen, da ich das Motiv unbedingt in der Ausstellung haben wollte."

Die besten Abzüge sind meiner Erfahrung nach zu >90% die technisch imperfekten, da die viel eher ein Gefühl transportieren können. Was der Fotograf in der Dunkelkammer beim Feinschliff der Belichtung alles macht, mag bei weitem nicht jeden ansprechen, aber einige wenige dafür umso mehr. Krachende Kontraste, oder eine feine High-Key Interpretation - Stilmittel, die sich fast jedem Betrachter, aber keiner Analyseautomatik erschließen und dort sofort ausgefiltert würden. Und oft genug hängt das Gefallen eines Bildes von der Tagesform ab.

Auden, ich unterstelle dir mal, dass du nicht wirklich vor dem oben beschriebenen sterilen Bild stehen bleiben und es preisen würdest, aus genau dem Grund, dass es langweilig ist. Und genauso wie Bilder leben Texte von dem Stil, in dem sie geschaffen werden und von der Geschichte, die sie erzählen, die vielleicht ebenso weit von der Perfektion entfernt ist wie das eine oder andere Motiv. Und gerade diese Abweichung von der messtechnischen Mitte macht die Werke nicht nur (oftmals) erst interessant, sondern ändert ihre Wirkung auch auf den Betrachter, respektive Leser, und zwar auch in Abhängigkeit auf welcher Seite der Mitte er oder sie sich in dem Moment der Wahrnehmung gerade befinden.

Wie soll man unter solchen Umständen das beste Bild wählen, ein gewisses technisches Level einmal vorausgesetzt? Oder, um wieder ins Thema zu kommen, die beste Geschichte? Die Wertung ist zu einem guten Teil emotional, und Stimmungen - und damit die emotionale Basis - schwanken.
 
Tut mir leid, @Doc_M1, aber es fällt mir nicht ganz leicht, nachzuvollziehen, was nun eigentlich Dein Einwand sein soll.

Das fängt schon mit dem von Dir gewählten Vergleichsgegenstand an, der analogen Schwarzweißphotographie, die mir nur bedingt auf das Schreiben einer Geschichte, insbesondere einer von @_Faith_ verfaßten, übertragbar erscheint, schließlich verweist Du ja selber auf bestimmte Automatisierungen und Auslagerungen ("Kameraautomatik", "bei Photo Horst entwickeln lassen"), die, denke ich, zumindest für die (bisherigen) Geschichten, die @_Faith_ hier veröffentlicht hat, nicht zutreffen dürften. Oder bediente er sich irgendwelcher KI-Programme, um sich zumindest Teile seiner Geschichten vorfertigen zu lassen? Oder ließ er seine Geschichten im ganzen von einem anderen (z. B. Lektor) umarbeiten bzw. aufbessern?

Was nun, den also haltlosen Vergleich mit Geschichten im allgemeinen und denen von @_Faith_ im besonderen aufgegeben, die Beurteilung jener Photographie aus Deinem Beispiel anlangt, so wären die rein technischen Merkmale (Belichtungszeit, ISO, Blende usw.) für eine solche ja nicht erschöpfend, obgleich – fraglos – wesentlich, denn schließlich bestimmen sie wesentlich die Beschaffenheit, sprich: das letztliche Aussehen (und damit die Wirkung), der fertigen Photographie. Ich wüßte jedenfalls nicht, wo ich geleugnet haben sollte, daß für die letztendliche Beurteilung eines Gegenstands auch Gesichtspunkte jenseits des rein Technischen eine Rolle spielen könnten?

Indes würde ich keinesfalls der von Dir vielleicht angedeuteten Gegenthese zustimmen, daß das rein Technische eigentlich bedeutungslos für die letztendliche Beurteilung eines Gegenstands wäre, weil diese eben bloß von der jeweils schwankenden "Stimmung" des Betrachters abhinge. Ein solcher Emotionalismus entspricht ganz und gar nicht meiner Auffasung!

Um beim Gegenstand der Photographie zu bleiben, so sei beispielhaft auf Zabriskie Point, Death Valley National Monument, California von Ansel Adams verwiesen, das seine beeindruckende Wirkung auf den Betrachter gerade seiner technischen Umsetzung (und nicht einfach nur dessen "Stimmung") verdankt, nämlich: der größtmöglichen Tiefenschärfe und genauen Detailzeichnung. Zu einem ähnlichen Beispiel desselben Photographen gereichte vielleicht auch Tetons and the Snake River. Aber überzeuge Dich selber, @Doc_M1!
 
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Dann von mir auch noch etwas Feedback.

Mir fallen Kommatafehler auf, bei denen ich mir gedacht habe: Die sind so offensichtlich, warum hat er die gemacht?
Der Vergleich des Magens mit dem spitzen Stein erschließt sich mir nicht. Klingt für mich, als passt das nicht zueinander.

Als Leon erfährt, dass Aurelie Manuel war, erscheint mir seine Reaktion unpassend. Alleine die Tatsache, dass die hübsche Frau ein Mann ist, hätte mehr Erstaunen hervorrufen können. Dazu handelt es sich um jemanden, den er kennt. Und dann ist sie ausgerechnet der Junge, den er früher gemobbt hat. Ich kann diese Reaktion nicht ausschließen, ich hätte mehr Verwunderung und Abwarten erwartet. Ganz kurzer Schock, wenn überhaupt, und schon betreibt Leon Small Talk. Beide scheinen auszublenden, dass sie sich früher spinnefeind waren.

Und warum scheint sie vergessen zu haben, dass er sie früher gemobbt hat. Ja, es sind viele Jahre vergangen - ich wäre wohl weiterhin nachtragend und würde mich nicht mit Leon, meinem Peiniger, unterhalten.

Und warum verliebt sich Leon in so kurzer Zeit in sie? Es wird keine Vorgeschichte bzw. Affinität zu Transsexuellen erwähnt. Verliebt sich ein Hetero in eine Transsexuelle ohne Vorwarnung? Als Leser wundere ich mich. Später folgt die Info mit den Shemale-Pornos. Und daraus resultiert Liebe?

Wenn man darüber hinwegsieht, entdeckt man eine gut geschriebene Kurzgeschichte. Das angedeutete volle Programm vermisse ich nicht, was aber auch daran liegen mag, dass ich Analsex nichts abgewinnen kann.

Ich frage mich: Hätte die Geschichte nicht besser funktioniert, wenn Leon nur ein Klassenkamerad gewesen wäre und wenn er Manuel nicht gemobbt hätte? Klar, nicht alles hätte dann gepasst, dafür wäre es an anderen Stellen plausibler gewesen.

swriter
 
Und wieso das? Was sollte unglücklich daran sein, die Spreu vom Weizen zu trennen?
Wie es Doc_M1 im ersten Satz von Beitrag #32 präzise gesagt hat, ist das Trennen von Spreu und Weizen etwas anderes als "das Beste" Weizenkorn finden zu wollen.
(Der Ausflug ins Fotolabor ist ein Irrweg und stiftet mehr Verwirrung als Aufklärung)

Ich könnte durchaus die Gesamtheit meiner Texte in "eher schlecht" und "ehrer gut" einteilen. Dann könnte ich die eher guten Texte in "gut" und "sehr gut" einteilen.
Aber irgendwann bleibt ein sehr guter Rest von Texten unter denen ich nicht mehr zu differenzieren vermag.

Wie ich weiter oben schon sagte, würde mich diese Tätigkeit unglücklich machen.
Ich müsste mich schlussendlich durchringen, um ein Text zu bennenen und dann wäre ständig die Ungewissheit ob ich alles bedacht habe, ob ich ein Kriterium übersehen habe
und selbst wenn ich alle Kriterin berücksichtig habe, habe ich diese vielleicht falsch Gewichtet?

Zumal meine Auswahl für "das Beste" von jedem angefochten werden könnte. (Womöglich noch mit stichhaltigen Argumenten)
Ich müsste womöglich eine Entscheidung verteidigen an der ich selbst zweifele.
Wenn man erst mal anfängt, etwas zu rechtfertigen, wird es umso schwerer, seine Meinung zu ändern, es könnte von den Kontrahenten ja als Schwäche ausgelegt werden.
Schlussendlich würde ich etwas propagieren (müssen), was ich selbst nicht mehr als "das Beste" erachte.

Warum das alles?
Welchen Mehrwert hat dieser Drang zur absoluten Wahrheit?

Ja ich weiß, Sokrates würde seine Schüler bis zu diesem Punkt führen und dann eingestehen,
dass ihm das Ende des Weges auch unbekannt ist (ich weiß, dass ich nichts weiß)

Als kritischer Rationalist weiß ich, dass ich mich jederzeit irren kann und genieße das Leben im Rahmen meines Wahrnehmungshorizontes, innerhalb dessen viel Gutes aber nicht "das Beste" existiert.

LG
_Faith_
 
Erstmal müsste überhaupt ein Konsens erreicht werden, über die anzuwendenden Kriterien, deren Gewichtung, etc., was aber - zumindest in einem Amateur-Forum - ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Auden James spricht von Emotionalismus und impliziert damit, dass andere das Gefühl über alles andere stellen. Dabei reicht es schon, wenn es eines der Kriterien ist, selbst das letzte in der Reihenfolge der Gewichtung, um das Resultat zu verändern... 🤷‍♂️

Liebe Grüsse

Djinn
 
Mir fallen Kommatafehler auf, bei denen ich mir gedacht habe: Die sind so offensichtlich, warum hat er die gemacht?
Die hat er gemacht, weil er damit auf Kriegsfuß steht und für Beispiele sehr dankbar ist - manchmal bleibt was hängen.

Der Vergleich des Magens mit dem spitzen Stein erschließt sich mir nicht. Klingt für mich, als passt das nicht zueinander.
Margen und Darm sind unser "emotionales" Nervenzentrum.
Wir haben ein flaues Gefühl im Magen, wenn wir uns von einer Situation fürchten.
Wir haben Schmetterlinge im Bauch, wenn wir verliebt sind.
Manchmal schlägt einem eine Situation auf den Magen oder jemand scheißt sich vor Angst in die Hosen.
Aurelies Magen fühlte sich an wie ein spitzer Stein, als sie Leon sah - passt für mich. Bin aber gerne bereit, das zu überdenken, wenn ich stichhaltige Gegenargumente bekomme.

Und warum scheint sie vergessen zu haben, dass er sie früher gemobbt hat. Ja, es sind viele Jahre vergangen - ich wäre wohl weiterhin nachtragend und würde mich nicht mit Leon, meinem Peiniger, unterhalten.
Wo steht, dass sie es vergessen hat? Es ist der Dreh- und Angelpunkt ihres Aufeinandertreffens.
Nachtragend sein, heißt, das Erlebte nicht verarbeitet zu haben. Der Text gibt viele Hinweise und Aurelie sagt es einmal sogar selbst, dass sie hart an sich gearbeitet hat. Der Text kann nicht funktionieren, wenn man der Hauptfigut seine eigene Persönlichkeit überstülpt. Aurelie ist weder nachtragend noch zickig (auch das wird im Text thematisiert)

Und warum verliebt sich Leon in so kurzer Zeit in sie? Es wird keine Vorgeschichte bzw. Affinität zu Transsexuellen erwähnt.
1. Könnte Leon erst durch Aurelie darauf kommen, dass er eine Affinität zu Transsexuellen hat. Zumal er ja erwähnt, dass ihm Pornos mit Transsexuellen gefallen - er die Thematik also nicht gundlegend ablehnt.
2. Erwähnt Leon selbst, dass Aurelie ihn als Person fasziniert, ungeachtet ihrer körperlichen Merkmale. (evtl. Pansexuell?)
3. Habe ich in Beitrag #8 darauf verwiesen, dass Leon und Aurelie jeweils ein Hühnchen mit ihrem vergangenheits-ich zu rupfen haben.
Ihr gegenseitige Anziehung also einen Twist hat, der tief in der Vergangenheit liegt. (er möchte beweisen, dass er auch gut sein kein, sie möchte beweisen, dass sie was aus sich gemacht hat)

Ich frage mich: Hätte die Geschichte nicht besser funktioniert, wenn Leon nur ein Klassenkamerad gewesen wäre und wenn er Manuel nicht gemobbt hätte? Klar, nicht alles hätte dann gepasst, dafür wäre es an anderen Stellen plausibler gewesen.
Wenn sich Reinhold Messner auf das Besteigen von Hügeln beschränkt hätte, wäre ihm so manche Strapaze erspart und mache Fußzehe erhalten geblieben, allerdings wüsste dann niemand, von wem ich rede.
Ergo: natürlich kann man es sich einfach machen, aber ich scheitere lieber, als immer das zu wiederholen, was ich schon kann.

LG
_Faith_
 
Aurelies Magen fühlte sich an wie ein spitzer Stein, als sie Leon sah - passt für mich. Bin aber gerne bereit, das zu überdenken, wenn ich stichhaltige Gegenargumente bekomme.
Bloss nicht (überdenken)! Die Formulierung mag zwar unüblich sein, aber die hervorgerufene Assoziation passt auf jeden Fall. Ausserdem lebt Sprache. Bitte belassen. (y)
 
Bloss nicht (überdenken)! Die Formulierung mag zwar unüblich sein, aber die hervorgerufene Assoziation passt auf jeden Fall. Ausserdem lebt Sprache. Bitte belassen. (y)

Niemand muss etwas umschreiben, nur weil mir die Formulierung fremd ist.

Und dass Faith seine Geschichte verteidigt, ist auch OK.
Ich kann ja nur das anmerken, was ich beim Lesen gedacht habe. Das muss sich nicht mit seiner Intention decken. Und wahrscheinlich hat sich Faith beim Schreiben sehr viel mehr Gedanken über die Story gemacht, als ich mir diese beim Lesen gemacht habe.

swriter
 
Niemand muss etwas umschreiben, nur weil mir die Formulierung fremd ist.

Und dass Faith seine Geschichte verteidigt, ist auch OK.
Ich kann ja nur das anmerken, was ich beim Lesen gedacht habe. Das muss sich nicht mit seiner Intention decken. Und wahrscheinlich hat sich Faith beim Schreiben sehr viel mehr Gedanken über die Story gemacht, als ich mir diese beim Lesen gemacht habe.

swriter
Ehrlich gesagt, war mir die Formulierung auch fremd - oder zumindest stach sie mir - wie ein spitzer Stein - ins Auge. Vielleicht habe sie ich schon Mal irgendwo so gelesen, vielleicht auch nicht. Ich wollte mit meiner Bemerkung lediglich anmerken, dass sie mir gefallen hat.

Liebe Grüsse
Djinn
 
Wie es Doc_M1 im ersten Satz von Beitrag #32 präzise gesagt hat, ist das Trennen von Spreu und Weizen etwas anderes als "das Beste" Weizenkorn finden zu wollen.
Das mag man vielleicht so auffassen, aber zunächst schienen mir Deine Aussagen eher in die Richtung zu gehen, daß Du lieber gar kein Weizenkorn finden wolltest, weil Dir – je nach Stimmung – im Grunde alle Deine Geschichten (gleich) gut gefallen!

Ich könnte durchaus die Gesamtheit meiner Texte in "eher schlecht" und "ehrer gut" einteilen. Dann könnte ich die eher guten Texte in "gut" und "sehr gut" einteilen.
Aber irgendwann bleibt ein sehr guter Rest von Texten unter denen ich nicht mehr zu differenzieren vermag.
Das ist ja dann schon eindeutig über das bloße – freilich jeweils stimmungsabhängige – Schwelgen im Selbstgeschaffenen hinaus! Trotzdem bleibt die Frage natürlich offen, wieso Du unter dem "sehr gute[n] Rest" nicht "zu differenzieren" mehr bereit bzw. fähig bist?

Als kritischer Rationalist weiß ich, dass ich mich jederzeit irren kann und genieße das Leben im Rahmen meines Wahrnehmungshorizontes, innerhalb dessen viel Gutes aber nicht "das Beste" existiert.
Der Kritische Rationalismus (nach Popper, Albert, Bartley) leugnet die Existenz des Besten genausowenig wie die der Wahrheit. Er gesteht lediglich ein, daß es keine letzte Sicherheit darüber geben könne, das Beste bzw. die Wahrheit auch tatsächlich gefunden zu haben. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu der von Dir hier vorgetragenen Leugnung ihrer Existenz!

Warum das alles?
Welchen Mehrwert hat dieser Drang zur absoluten Wahrheit?
Weil ansonsten nur Bullshit in die Welt geblasen würde, wenn jeder sich einfach mit dem zufriedengäbe, was ihm gerade – warum auch immer – in den Kram paßt?

Außerdem, würde ich sagen, vermag eine solche eingehende Betrachtung und Prüfung des eigenen Werkes das eigene Urteilsvermögen zu schärfen und auch die Findung der eigenen Richtung für die Zukunft zu erleichtern, da man so womöglich erkennt, was man zukünftig vielleicht eher vermeiden, was weiterentwickeln oder wo gar gänzlich neue Wege beschritten werden sollten? Andernfalls schriebe man ja im Grunde einfach nur ziellos vor sich hin, in der Hoffnung, daß irgendwann schon irgend ewas Brauchbares dabei herumkäme, oder? Freilich, das mag auch eine Herangehensweise sein, ich hielte es allerdings für fragwürdig, ob sie eine sonderlich kluge oder überhaupt fruchtbare darstellte. Denn ein Schreiber, der nicht in der Lage (bzw. nicht willens) wäre zu beurteilen, ob das, was er gerade geschrieben hat, etwas taugt oder nicht, wie sollte der eine im ganzen taugliche Geschichte zustande bringen? Er wäre im Grunde auf das Glück, den glücklichen Zufall angewiesen, nach dem Prinzip: Einmal muß es doch gelingen!

Nun denn, Glück auf!
 
Weil ansonsten nur Bullshit in die Welt geblasen würde, wenn jeder sich einfach mit dem zufriedengäbe, was ihm gerade – warum auch immer – in den Kram paßt?

Außerdem, würde ich sagen, vermag eine solche eingehende Betrachtung und Prüfung des eigenen Werkes das eigene Urteilsvermögen zu schärfen und auch die Findung der eigenen Richtung für die Zukunft zu erleichtern, da man so womöglich erkennt, was man zukünftig vielleicht eher vermeiden, was weiterentwickeln oder wo gar gänzlich neue Wege beschritten werden sollten? Andernfalls schriebe man ja im Grunde einfach nur ziellos vor sich hin, in der Hoffnung, daß irgendwann schon irgend ewas Brauchbares dabei herumkäme, oder? Freilich, das mag auch eine Herangehensweise sein, ich hielte es allerdings für fragwürdig, ob sie eine sonderlich kluge oder überhaupt fruchtbare darstellte. Denn ein Schreiber, der nicht in der Lage (bzw. nicht willens) wäre zu beurteilen, ob das, was er gerade geschrieben hat, etwas taugt oder nicht, wie sollte der eine im ganzen taugliche Geschichte zustande bringen? Er wäre im Grunde auf das Glück, den glücklichen Zufall angewiesen, nach dem Prinzip: Einmal muß es doch gelingen!

Nun denn, Glück auf!


Wer veröffentlicht einen Text, von dem er nicht überzeugt ist?
Und dann spielt es auch keine Rolle, ob sich dieser Text auf Platz 3 oder 30 der persönlichen Topliste einreihen würde.
Und was hilft es, wenn meine Lieblingsgeschichte bei den Lesern nicht ankommt, mies bewertet und negativ kommentiert wird? Schreibe ich dann immer nach dem Vorbild dieses Lieblingstextes, wohlwissend, damit die meisten Leser nicht anzusprechen?

Ich habe oft erlebt, dass eine Geschichte, die ich ganz toll fand und von der ich überzeugt war, bei den Lesern durchgefallen ist.

Man kann eine Lieblingsgeschichte küren, es bringt aber nichts und hat meiner Meinung nach weder Auswirkung auf den Leserzuspruch, noch auf zukünftige Schreibversuche.

swriter
 
Das ist ja dann schon eindeutig über das bloße – freilich jeweils stimmungsabhängige – Schwelgen im Selbstgeschaffenen hinaus! Trotzdem bleibt die Frage natürlich offen, wieso Du unter dem "sehr gute[n] Rest" nicht "zu differenzieren" mehr bereit bzw. fähig bist?
Ich vertrete die Auffassung, es gibt eine literarische Variante von Heisenbergs Unschärferelation.
Wiederlege mich!

Der Kritische Rationalismus (nach Popper, Albert, Bartley) leugnet die Existenz des Besten genausowenig wie die der Wahrheit. Er gesteht lediglich ein, daß es keine letzte Sicherheit darüber geben könne, das Beste bzw. die Wahrheit auch tatsächlich gefunden zu haben. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu der von Dir hier vorgetragenen Leugnung ihrer Existenz!
Danke für den Hinweis. Dann revidiere ich meine Aussage und behaupte vorläufig (bis mir was besseres einfällt):
Als kritischer Rationalist weiß ich, dass ich mich jederzeit irren kann und genieße das Leben im Rahmen meines Wahrnehmungshorizontes, innerhalb dessen es "das Beste" gibt und es sich höchstwahrscheinlich in der Teilmenge des Guten bis sehr Guten befindet.

Weil ansonsten nur Bullshit in die Welt geblasen würde, wenn jeder sich einfach mit dem zufriedengäbe, was ihm gerade – warum auch immer – in den Kram paßt?
Das ist der Schwenk ins andere Extrem. Wir sortieren die Spreu ja schon aus und freuen uns an den vollen Körnern.

Denn ein Schreiber, der nicht in der Lage (bzw. nicht willens) wäre zu beurteilen, ob das, was er gerade geschrieben hat, etwas taugt oder nicht, wie sollte der eine im ganzen taugliche Geschichte zustande bringen? Er wäre im Grunde auf das Glück, den glücklichen Zufall angewiesen, nach dem Prinzip: Einmal muß es doch gelingen!
Das setzt in meinen Augen einen Determinismus voraus, den unsere Welt nun einmal nicht hat oder für dessen Durchdringen der menschliche Verstand zu klein ist.

Wie sonst ließe sich erklären, dass Verlage, Filmstudios und sonstige Weltkonzerne aller Art Vermögen in Marktforschung und Produktentwicklung investierten und doch immerwieder kollossal daneben liegen?

Man sollte doch annehmen, dass man "das Beste" immer wieder reproduzieren könnte, wenn man einmal alle Parameter definiert und korrekt gewichtet hat?

LG
_Faith_
 
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