Inzest

Abseits von bestehenden Gesetzen ist ja alles irgendwo eine Meinungssache und selbst Gesetztestexte mag man gut oder schlecht finden und man kann sie auch kritisieren und abschaffen wollen oder eben nicht.
Neben Gesetzen gibt es aber auch noch so etwas wie gesellschaftliche Normen über die man sich für ein gemeinsames Zusammenleben geeinigt hat. Und da sehen viele Menschen Inzest als eher kritisch und oftmals unerwünscht an.
Das ist natürlich auch nur der derzeitige Stand, der Dinge und wie man hier sieht gibt es auch gegenteilige Meinungen.
Gesellschaftliche Normen ändern sich auch. Vor 70 Jahren war Homosexualität z.B. noch gesellschaftlich geächtet.
Heute sieht das wohl die große Mehrheit als völlig normal an, selbst wenn sie diese sexuelle Ausrichtung selber nicht teilen.
 
@Zenobit
Glücklicherweise können einem die "gesellschaftlichen Normen" am Allerwertesten vorbei gehen. Es gibt viele "Normen" die kompletter Blödsinn sind.
 
@Zenobit
Glücklicherweise können einem die "gesellschaftlichen Normen" am Allerwertesten vorbei gehen. Es gibt viele "Normen" die kompletter Blödsinn sind.
So würde ich es nicht ausdrücken, aber der Aussage dahinter kann ich durchaus zustimmen.

Natürlich gibt es Gesetze und Normen. Und ich denke beides kann, darf und muss immer wieder besprochen und überprüft werden. Und wenn man dann feststellt, dass Gesetze und Normen nicht auf sachlichen Begründungen fussen, dann ist das zu kritisieren.

Die Homosexualität ist ja ein gutes Beispiel.

Das Problem sind nicht die Homosexuellen, sondern die Menschen, die Homosexualität als außerhalb einer vermeintlichen Norm sehen/sahen. Dafür finde ich keine rationale Begründung.
Man kann nur sagen, „das gefällt mir nicht“.

Und da sehen viele Menschen Inzest als eher kritisch und oftmals unerwünscht an.
So wie dieser Satz von dir auch.
Das ist aber kein Argument. Das darf man als private Meinung haben, aber die Normen und Gesetze einer liberalen Gesellschaft sollten nicht darauf beruhen.

Gleiches sehe ich bei Inzest unter mündigen Partnern.

Das man „gesellschaftliche Normen“ nicht auf Knopfdruck ändern kann, ist mir bewusst. Der Mensch scheint im allgemeinen nur sehr träge für Veränderungen bereit zu sein. Tradition ist irgendwie ein Ankerpunkt für viele Menschen, das sieht man ja in vielen Bereichen. Wahrscheinlich geht es für viele auch nicht ohne.

Aber ich finde es erstrebenswert Normen, Gesetzte und auch Traditionen immer wieder zu hinterfragen. Und zwar unter dem Gesichtspunkt, ob andere durch diese beeinträchtigt werden. Siehe Homosexualität. Siehe Familienmitglieder, die sich vielleicht lieben. Wem schadet das, wenn sie das ausüben?

Lieben Gruss
Mayia
 
Ich finde es auch "extrem" und deshalb aufregend (he he) wenn sich Familienmitglieder lieben, aber das ist wie so schön von Mayia ausgeführt, sachlich nicht wirklich haltbar.
Im Kern stecken natürlich Fakten hinter der gesellschaftlich latenten oder auch mehrheitlichen Aversion, deretwegen man durch die Normverstösse das Überleben der Gesellschaft gefährdet sieht ("wenn alle lesbisch wären, dann sterben wir aus"). Ich kann mich erinnern dass ein Geschwisterpaar in D geklagt hat, dass sie nicht nur heiraten dürfen sondern auch Kinder bekommen dürfen. Soviel ich weiss, ist die Gefahr genetischer Schäden lediglich etwas erhöht, aber keineswegs sicher (wie die Bevölkerung vermutlich mehrheitlich glaubt).

In der Menschheitsgeschichte haben sich die Normen ja laufend auch krass verändert. Bei den alten Griechen war Männerliebe völlig normal.
Es gibt Gegenden wo Frauen mehrere Männer haben und heiraten, weil es nicht genug Frauen für die Männer gibt. Also nur schon wenn man aus D herausgeht, und zb nach Tibet, da sieht die Welt und damit die Norm schon wieder komplett anders aus (schönerweise).
 
:) Also erstens einmal finde ich es sehr anregend, dass hier einmal eine Diskussion in Gang kommt! :)

Zweitens, mir geht es vor allem darum, dieses Konglomerat von "Inzest" einmal ein wenig zu "entwirren"....
(Angefangen hat diese Überlegung bei mir, als ich -- als Volunteer Editor -- gefragt wurde, ob eine Story eigentlich in "Inzest" gehört... da ging's um Lehrer und Schüler.... --> ist das "Inzest"? Nein, ist es natürlich nicht... [außer, die Story handelt von einem kleinen Bergdorf, wo die Hälfte der Schüler von einem Vater gezeugt wurde und die andere Hälfte vom anderen.... :giggle:])

Deswegen habe ich weiter oben geschrieben: Lehrer & Schüler ist gesetzlich verboten --> und eben aus gutem Grund, aber eben nicht, weil es "Inzest" ist. Sondern, weil das i.d.R. (bzw. zumeist) mit dem Missbrauch des Autoritätsverhältnisses einhergeht....

Alt & Jung? ... das ist wieder ein anderes Thema. Hat mit "Inzest" auch nix zu tun. Muss es verboten werden? Natürlich nicht. Wenn eine erwachsene Frau von 30 Jahren mit einem 90jährigen Immmobilienbesitzer schläft, dann sollen er und sie das tun.... [dann werden die Kriminalisten nach dem Tod des 91jährigen und dem 2-Millionen-Erbe an die 30jährige zwar gewisse Dinge vermuten, aber das sei dahin gestellt. Vielleicht hat sie ihn wirklich geliebt...] Inzest ist das jedenfalls nicht.
 
@kimber22, was genau findest du an selbstbestimmtem Sex zwischen Erwachsenen „gestört“, wenn sie miteinander verwandt sind?
Also was genau ist dein Argument dagegen?

Das würde mich mal interessieren. Objektiv betrachtet kann ich erstmal nichts negatives daran sehen.

Kritischer und differenzierter zu diskutieren wäre es wohl bei der Fortpflanzung.

Ja, genau das ist das Argument. Fortpflanzung zwischen Blutsverwandten führt über kurz oder lang zu massiven Erbschäden. Deswegen ist es verboten. Es sind auch andere Dinge verboten, die selbstbestimmte Erwachsene miteinander tun wollen. Z.B., mit Waffen aufeinander los zu gehen.... Das ist auch verboten. :) Es kann zwar in D/Ö jeder eine Waffe für die Selbstverteidigung kaufen, aber das umfasst eben nicht, dass man damit aufeinander los geht wie am O.K. Corral. :LOL:



@kimber22
Grundsätzlich finde ich den Vorwurf „sexueller Störungen“ bei einvernehmlichen Handlungen sehr herablassend.

Dankeschön für diesen Einwand! :heart: Denn ich meine den Begriff der "sexuellen Störung" überhaupt nicht herablassend!
(wahrscheinlich auch, weil ich beruflich damit zu tun habe...)

Ich meine ihn so, wie wenn ich sagen würde: Er/Sie hat eine Grippe. Oder jetzt gerade Long Covid. Das ist eine lang anhaltende, milde bis schwere Erkrankung, zumindest nach aktuellem Wissensstand [Sep.2022] Eine sexuelle Störung ist auch eine lang anhaltende, mittel bis schwere Erkrankung. Nur eben mit dem Unterschied: Dass man bei Long Covid jetzt noch mitten im Forschen ist, was das eigentlich ist...

Während man mit den meisten sexuellen Erkrankungen (oder Störungen) schon Jahrzehnte Erfahrungen hat, und inzw. auch schon weiß, in den meisten Fällen, wie man die behandeln kann...
 
Ich meine ihn so, wie wenn ich sagen würde: Er/Sie hat eine Grippe. Oder jetzt gerade Long Covid. Das ist eine lang anhaltende, milde bis schwere Erkrankung, zumindest nach aktuellem Wissensstand [Sep.2022] Eine sexuelle Störung ist auch eine lang anhaltende, mittel bis schwere Erkrankung. Nur eben mit dem Unterschied: Dass man bei Long Covid jetzt noch mitten im Forschen ist, was das eigentlich ist...
Und dem möchte ich ganz, ganz entschieden Widersprechen.
Warum sollte Inzest eine sexuelle Störung und/oder Krankheit sein?

Homosexualität ist doch auch keine sexuelle Störung oder Krankheit.
Sind wir uns wenigstens da einig?

Zur Klarheit möchte ich nochmal erklären was ich unter Inzest verstehe, und das ist:
Sex zwischen Mitgliedern derselben Familie. „Blutsverwandte“, wenn man so will.

Ablehnen würde ich es unter zwei Bedingungen:
1. wenn ein Mensch dabei minderjährig ist. Das ist momentan, gesellschaftlich, mit 18 Jahren festgelegt. Ob das die richtige Zahl ist, das ist eine andere Diskussion.
2. wenn der Sex nicht einvernehmlich ist, zum Beispiel durch ein Abhängigkeitsverhältnis.

Beides gilt für mich aber für jeglichen sexuellen Kontakt und ist nicht speziell für Inzest.

Dass Inzest näher an diesen letztlich teilweisen Grauzonen dran ist, weil Familien nunmal oft Kinder mitbetreffen und Kinder bis zu einem gewissen Grad von ihren Eltern abhängig sind, ist klar. Würde ich nie bestreiten.

Aber diese Fälle haben für mich in der grundsätzlichen Inzest-Diskussion erstmal nichts verloren, weil dabei gar nicht der Inzest das primäre „Problem“ ist, sondern Sex mit Minderjährigen oder abhängigen Personen. Beides lehne ich, wie gesagt, ab.

Dass es die Fantasie von Autoren und Lesern anregt sich mit Tabus, Grauzonen und sogar dem Überschreiten von Grenzen zu befassen, sehe ich auch so. Ich finde auch, dass man das darf, ja sogar dürfen muss.
„Die Gedanken sind frei.“
Machen Texte, Filme, Worte aus Guten Menschen schlechte?
Besteht also eine Gefahr darin, wenn man darüber schreibt?
Wird das Menschen motivieren Fantasien in Taten umzusetzen?

Meine Haltung dazu ist jein, mit einem sehr viel größeren Nein-Anteil.
Der Mensch ist die Summe aus allem was er mitbringt und was auf ihn einprasselt. Es mag den ein oder anderen geben, der sich durch sowas bestätigt fühlt, sich „radikalisiert“ und irgendwann abdriftet. Das gilt im übrigen für alle Lebensbereiche. Aber die große, große Mehrheit, wird das nicht tun. Und darum ist es für mich auch kein Problem.
Da bin ich ganz der Meinung von @swriter.


Ja, genau das ist das Argument. Fortpflanzung zwischen Blutsverwandten führt über kurz oder lang zu massiven Erbschäden. Deswegen ist es verboten.
Auf dieses Argument möchte ich noch einmal zurück kommen. Wenn du diesem Verbot zustimmst, bist du dann auch dafür, dass Menschen mit Behinderungen (zB. Kleinwüchsigkein) oder vererbbaren Krankheiten die Fortpflanzung verboten werden sollte?
Die ist denen nämlich erlaubt und ich finde das auch richtig.

Lieben Gruss
Mayia
 
Homosexualität ist doch auch keine sexuelle Störung oder Krankheit.
Sind wir uns wenigstens da einig?

Natürlich ist Homosexualität keine Krankheit. [ich würd's nicht mal "Homo"-Sexualität nennen, sondern nur "eine" Form von Sexualität.. weil, wenn eine weibliche Transperson mit Penis mit einem Mann schläft, ist das dann *homo* oder *hetero*?] ;)
 
Last edited:
Auf dieses Argument möchte ich noch einmal zurück kommen. Wenn du diesem Verbot zustimmst, bist du dann auch dafür, dass Menschen mit Behinderungen (zB. Kleinwüchsigkein) oder vererbbaren Krankheiten die Fortpflanzung verboten werden sollte?
Die ist denen nämlich erlaubt und ich finde das auch richtig.

Das finde ich schade, dass du mir gegenüber auf diese dunkle Rhetoriken zurück greifen musst.
- das "Argument", das ist die Wahrscheinlichkeit an Erbschäden, kann man/mädchen in den Schulbüchern nachlesen, was das ist
- "Verbot" gibt es dazu überhaupt keines, geschweigedenn, dass ich irgendeiner Sache zustimmen würde, die es gar nicht gibt..

Und zur Fortpflanzung von Menschen und allen anderen Menschenrechten gibt es eigentlich seither eine recht ordentliche Convention, nämlich die EMRK:
 
@Zenobit
Glücklicherweise können einem die "gesellschaftlichen Normen" am Allerwertesten vorbei gehen. Es gibt viele "Normen" die kompletter Blödsinn sind.

Genau so wird argumentiert, wenn einem eine Norm nicht passt. Argumentieren andere exakt genau so, zum Beispiel gegen die Norm, daß Homosexualität anerkannt ist, schauen diese dann aber meist sehr blöde und sind plötzlich für neu erschaffene Normen.
 
So wie dieser Satz von dir auch.
Das ist aber kein Argument. Das darf man als private Meinung haben, aber die Normen und Gesetze einer liberalen Gesellschaft sollten nicht darauf beruhen.

Gleiches sehe ich bei Inzest unter mündigen Partnern.

Das man „gesellschaftliche Normen“ nicht auf Knopfdruck ändern kann, ist mir bewusst. Der Mensch scheint im allgemeinen nur sehr träge für Veränderungen bereit zu sein. Tradition ist irgendwie ein Ankerpunkt für viele Menschen, das sieht man ja in vielen Bereichen. Wahrscheinlich geht es für viele auch nicht ohne.

Aber ich finde es erstrebenswert Normen, Gesetzte und auch Traditionen immer wieder zu hinterfragen. Und zwar unter dem Gesichtspunkt, ob andere durch diese beeinträchtigt werden. Siehe Homosexualität. Siehe Familienmitglieder, die sich vielleicht lieben. Wem schadet das, wenn sie das ausüben?

Lieben Gruss
Mayia

Aber wer entscheidet denn wie liberal ein Land wie beispielsweise Deutschland ist?
Aus meiner Sicht die Mehrheit des Volkes. In erster Linie dadurch wen sie wählen und welche Werte diese Partei vertritt.
Viele Amerikaner sehen zum Beispiel Das Recht auf Waffenbesitz als durchaus liberalen Grundsatz. In Deutschland eher eine Minderheit. Man richtet sich also eher nach der Mehrheit. Wobei sich die meisten demokratischen Parteien darauf geeinigt haben auch auf Minderheiten Rücksicht zu nehmen und diese durch Gesetze zu schützen auch wenn eine Mehrheit vielleicht gar nicht dafür ist.

Bei Inzest scheint die Mehrheit aber dagegen zu sein. Und mir persönlich wäre auch keine Partei bekannt die es sich auf die Fahnen geschrieben hat Inzest mehr Anerkennung zu verschaffen und gesellschaftsfähiger zu machen....
 
Natürlich ist Homosexualität keine Krankheit. [ich würd's nicht mal "Homo"-Sexualität nennen, sondern nur "eine" Form von Sexualität.. weil, wenn eine weibliche Transperson mit Penis mit einem Mann schläft, ist das dann *homo* oder *hetero*?] ;)

Warum ist Inzest, dann eine Krankheit?
Ich äußere mich gerne noch detaillierter zu allen nachfolgenden Beiträgen. Aber vorher würde ich das gerne erklärt bekommen.

Lieben Gruß
Mayia
 
Bei Inzest scheint die Mehrheit aber dagegen zu sein. Und mir persönlich wäre auch keine Partei bekannt die es sich auf die Fahnen geschrieben hat Inzest mehr Anerkennung zu verschaffen und gesellschaftsfähiger zu machen....
Was ist denn deine Meinung/Haltung zu Inzest?
 
Aber wer entscheidet denn wie liberal ein Land wie beispielsweise Deutschland ist?
Aus meiner Sicht die Mehrheit des Volkes. In erster Linie dadurch wen sie wählen und welche Werte diese Partei vertritt.
Das ist überhaupt nicht die Frage in diesem Thread.
Es geht darum ob Inzest ok ist, oder ein Problem, oder gar eine Krankheit. Was die vermeintliche gesellschaftliche Norm dazu sagt, ist doch gar nicht relevant. Ich würde mich über Argumente freuen, die für das eine oder das andere Sprechen.
Sich hinzustellen und zu sagen „aber die Gesellschaft sieht das nun mal so“ bedeutet, dass man zu diesem Thema nicht viel zu sagen hat.

Lieben Gruss
Mayia
 
Bei den Fragen

"Finde ich Inzest in erotischen Geschichten gut"

und

"Finde ich Inzest im wahren Leben gut"

kann es durchaus unterschiedliche Antworten geben.

Bei einer Sexgeschichte machen sich weder Autor noch Leser einen Kopf darüber, welche Konsequenzen der Tabubruch hat. Werden die Beteiligten ihr Handeln bereuen? Wird ihr Geheimnis auffliegen und wie reagieren die Mitmenschen? Kommt es zu einer ungewollten Schwangerschaft? Werden Freundschaften zerbrechen, weil man das nicht gutheißt?

In einer Geschichte werden fast immer nur die positiven Aspekte der inzestuösen Beziehung beleuchtet. Aber wehe, es bringt Nachteile mit sich, die im echten Leben echte Probleme sind.

Zu Inzest in Geschichten habe ich eine klare Meinung: ja bitte, sofern alle Beteiligten es wollen und kein Zwang ausgeübt wird.
Inzest in der Realität finde ich auch irgendwie spannend, kenne aber niemanden, der Inzest praktiziert. Wenn diese Personen das Für und Wider ihres Handelns abwägen und mit dem Tabubruch im Reinen sind ... warum nicht?

swriter
 
Das finde ich schade, dass du mir gegenüber auf diese dunkle Rhetoriken zurück greifen musst.
- das "Argument", das ist die Wahrscheinlichkeit an Erbschäden, kann man/mädchen in den Schulbüchern nachlesen, was das ist
- "Verbot" gibt es dazu überhaupt keines, geschweigedenn, dass ich irgendeiner Sache zustimmen würde, die es gar nicht gibt..
Ich stelle die Frage gerne noch einmal einfach und direkt:

Wenn du es richtig findest, dass Inzest verboten ist, weil es zu Erbschäden führen kann.
Ja, genau das ist das Argument. Fortpflanzung zwischen Blutsverwandten führt über kurz oder lang zu massiven Erbschäden. Deswegen ist es verboten.
Bist du dann auch der Meinung das es Menschen, die Erbkrankheiten haben und diese auf ihre Nachkommen übertragen können, verboten werden sollte Nachkommen zu zeugen?

Wenn nicht, wo liegt für dich der Unterschied in beiden Fällen?

Lieben Gruss
Mayia
 
Das ist überhaupt nicht die Frage in diesem Thread.
Es geht darum ob Inzest ok ist, oder ein Problem, oder gar eine Krankheit. Was die vermeintliche gesellschaftliche Norm dazu sagt, ist doch gar nicht relevant. Ich würde mich über Argumente freuen, die für das eine oder das andere Sprechen.
Sich hinzustellen und zu sagen „aber die Gesellschaft sieht das nun mal so“ bedeutet, dass man zu diesem Thema nicht viel zu sagen hat.

Lieben Gruss
Mayia
Genaugenommen war das die Antwort auf deine These:

"Das darf man als private Meinung haben, aber die Normen und Gesetze einer liberalen Gesellschaft sollten nicht darauf beruhen."

Darauf habe ich geantwortet wie sich aus meiner Sicht eine liberale Gesellschaft zusammensetzt.
 
Was ist denn deine Meinung/Haltung zu Inzest?

Das ist für mich schwer zu beantworten, da ich davon nicht betroffen bin. Ich hatte nie das Verlangen etwas sexuelles mit Menschen in meiner Verwandtschaft anzufangen. Ebenso wie ich absolut nichts erotisch an Männern finde und daher nicht auf den Gedanken kommen würde etwas mit Männern anzufangen, sie sind schlichtweg für mich sexuell nicht relevant.
Es ist als würde man einen Nichtraucher fragen wie er zum Rauchen steht.

Ich kann es also nur als neutraler Beobachter, den es selber nicht betrifft mir eine Meinung bilden.

Dazu hatte ich das Argument gebracht, daß einige Personen in einer Inzest-Beziehung auch in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Das sehe ich als problematisch an.

Ein weiteres Detail was mir dazu eingefallen ist, wäre der große Altersunterscheid und die damit verbundene geistige Reife die oftmals daherkommt. Und bei Inzestverbindungen wahrscheinlich häufiger vorkommt als bei anderen Beziehungen.

Ein drittes Argument was ich n och einwerfen könnte, wäre daß es oftmals keine Sache ist die nur zwei Personen betrifft. Fängt beispielsweise die Mutter etwas mit ihrem Sohn an. Wie sieht das der Vater, der vielleicht nicht von Inzest begeistert ist?
Fremdgehen wäre schon sehr schlimm um eine Vergleichsbeispiel zu haben. Aber was wenn es gleich zwei Personen aus deinem engsten Familienkreis betrifft?
 
Ich finde es auch "extrem" und deshalb aufregend (he he) wenn sich Familienmitglieder lieben, aber das ist wie so schön von Mayia ausgeführt, sachlich nicht wirklich haltbar.
Im Kern stecken natürlich Fakten hinter der gesellschaftlich latenten oder auch mehrheitlichen Aversion, deretwegen man durch die Normverstösse das Überleben der Gesellschaft gefährdet sieht ("wenn alle lesbisch wären, dann sterben wir aus"). Ich kann mich erinnern dass ein Geschwisterpaar in D geklagt hat, dass sie nicht nur heiraten dürfen sondern auch Kinder bekommen dürfen. Soviel ich weiss, ist die Gefahr genetischer Schäden lediglich etwas erhöht, aber keineswegs sicher (wie die Bevölkerung vermutlich mehrheitlich glaubt).

In der Menschheitsgeschichte haben sich die Normen ja laufend auch krass verändert. Bei den alten Griechen war Männerliebe völlig normal.
Es gibt Gegenden wo Frauen mehrere Männer haben und heiraten, weil es nicht genug Frauen für die Männer gibt. Also nur schon wenn man aus D herausgeht, und zb nach Tibet, da sieht die Welt und damit die Norm schon wieder komplett anders aus (schönerweise).

Das hingegen ist schon eher etwas was ich als gute Argumentation ansehen kann als ein: "Normen gehen mir am Arsch vorbei. Punkt!'"
 
Das habe ich per Googlesuche gefunden, keine Ahnung ob das auch noch der aktuelle Stand der Dinge ist.

Deutschland: §173 verbietet Inzest
Hierzulande ist Inzest strafbar, ausschlaggebend ist der § 173 des Strafgesetzbuchs (StGB). Er besagt, dass der Beischlaf zwischen Eltern und Kindern sowie Großeltern und Enkeln unter Strafe steht, ebenso der zwischen Geschwistern. Alle anderen Verwandtschaftsgrade sind davon ausgenommen.

Sex zwischen Tante und Neffe wäre also nicht strafbar, es geht allein um direkt aufsteigende (Eltern), absteigende (Kinder) oder Seitenlinien (Geschwister). Auch bei Adoptionen gilt der Paragraf nicht.

Der Paragraf 173 kümmert sich nicht um Fälle von sexuellem Missbrauch, dafür ist Paragraf 174 zuständig. Kritiker des Paragrafen 173 halten ihn unter anderem deswegen für überflüssig oder zumindest veraltet - vor allem, wenn es um erwachsene Geschwister geht.

So sprach sich etwa der Deutsche Ethikrat vor einigen Jahren mehrheitlich für eine Revision des Paragrafen aus. In einer Stellungnahme forderte er, dass der einvernehmliche Sex von über 18 Jahre alten Geschwistern nicht mehr strafbar sein solle. Ist einer der Partner unter 18, solle es davon abhängen, ob die beiden in einem Familienverbund zusammenleben oder getrennt aufgewachsen sind.

"Paragraf 173 ist nicht stimmig"
Andere Experten fordern sogar die Abschaffung des Paragrafen, wie etwa der Inhaber der Professur für Strafrecht und Rechtsphilosophie/Rechtstheorie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Joachim Renzikowski.

Renzikowski war vor rund zehn Jahren an der Verfassungsbeschwerde eines jungen Mannes beteiligt, der mit seiner Schwester zusammen war, dafür nach Paragraf 173 verurteilt wurde und den Paragrafen als verfassungswidrig ansah. Die Verfassungsbeschwerde wurde vom Bundesverfassungsgericht (BVerfG) jedoch verworfen.

Das Urteil wurde damals von einigen Juristen und Organisationen kritisiert. Unter anderem, weil das BVerfG sein Votum für den Paragrafen 173 auch damit begründete, dass Kinder aus inzestuösen Beziehungen ein höheres Risiko hätten, mit erblich bedingten Krankheiten zur Welt zu kommen.

Organisationen wie die Bundesvereinigung Lebenshilfe und die Gesellschaft für Humangenetik (GfH) wiesen darauf hin, dass eine solche Argumentation dazu führen könnte, dass noch viel mehr Paaren gesetzlich untersagt werden könnte, Kinder zu bekommen.

Renzikowski teilt diese Meinung, hat darüber hinaus aber noch weitere Probleme mit dem Paragrafen. "Es ist nicht stimmig, dass zwar vaginaler Geschlechtsverkehr, nicht aber oraler und analer Geschlechtsverkehr strafbar ist", sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. "Um Empfängnisverhütung geht es offenbar auch nicht, denn auch verhüteter vaginaler Geschlechtsverkehr steht unter Strafe."

Wie viel Moral verträgt das Strafrecht?
Neben Einzelheiten des Paragrafen 173 geht es Renzikowski aber auch um Grundsätzliches. Dass Inzest nämlich aus den falschen Gründen im Strafgesetzbuch gelandet sei.

Zwar gibt es so etwas wie eine natürliche Inzestscheu, die Menschen davor zurückschrecken lässt, mit bestimmten Personen aus ihrem nahen Umfeld eine Beziehung einzugehen. Diese Scheu scheint sich aber - zumindest laut Untersuchungen namhafter Wissenschaftler wie etwa des Psychologen Norbert Bischof - nicht nur auf Blutsverwandte zu beziehen, sondern auf die meisten Menschen, mit denen man aufwächst.

Wenn Geschwister einander also erst spät in ihrem Leben zum ersten Mal begegnen, haben sie diese Inzestscheu offenbar nicht oder nicht so stark. Im Gegenteil: Die Forschung spricht sogar davon, dass Verwandte einander dann sogar besonders attraktiv finden.

Für Joachim Renzikowski bedeutet das, dass die Ablehnung von Beziehungen zwischen Geschwistern vor allem einer Moralvorstellung entspringt. "Und der Schutz von Moral ist kein akzeptabler Grund in einem liberalen Rechtsstaat", sagt er. Oder anders gesagt: Nur weil es manchen nicht gefällt, muss es nicht gleich strafbar sein.
 
"Und der Schutz von Moral ist kein akzeptabler Grund in einem liberalen Rechtsstaat", sagt er. Oder anders gesagt: Nur weil es manchen nicht gefällt, muss es nicht gleich strafbar sein.
Das trifft sehr genau meine Haltung dazu.
Danke @Zenobit.

Kein Mensch muss es mögen oder gar praktizieren. Aber wenn andere es wollen, dann sollten sie es dürfen.

Lieben Gruss
Mayia
 
Kann ich nachvollziehen. Wobei man aber auch an diesem Beitrag ausmachen kann, daß es schon mit so etwas wie Moral zusammenhängt wie das jeweilige Gesetz geschaffen worden ist und auch noch aufrecht gehalten wird.
Manchmal sind es nur sehr kleinen Dinge die darüber Entscheiden und die Moral einer Gesellschaft ändert sich auch über Jahre hinweg. Daher sind einige Gesetze in manchen Länder halt auch sehr unterschiedlich obwohl die Gesellschaften sich kaum unterscheiden und die Länder sogar Nachbarn sind.
In einigen Ländern wird es Zukunft wohl etwas freier zugehen aber gerade in den USA geht der politische Trend eher in die konservativere Richtung....
 
Ich stelle die Frage gerne noch einmal einfach und direkt:

Wenn du es richtig findest, dass Inzest verboten ist, weil es zu Erbschäden führen kann.

Ja, genau das ist das Argument. Fortpflanzung zwischen Blutsverwandten führt über kurz oder lang zu massiven Erbschäden. Deswegen ist es verboten. Es sind auch andere Dinge verboten, die selbstbestimmte Erwachsene miteinander tun wollen. Z.B., mit Waffen aufeinander los zu gehen.... Das ist auch verboten. Es kann zwar in D/Ö jeder eine Waffe für die Selbstverteidigung kaufen, aber das umfasst eben nicht, dass man damit aufeinander los geht wie am O.K. Corral.

Bist du dann auch der Meinung das es Menschen, die Erbkrankheiten haben und diese auf ihre Nachkommen übertragen können, verboten werden sollte Nachkommen zu zeugen?

Wenn nicht, wo liegt für dich der Unterschied in beiden Fällen?

Das ist in der Tat eine sehr gute Frage. Ehrlich gesagt, habe ich sie mir noch nicht bis zum Ende durch gedacht. Vor allem, weil ich -- ehrlich gesagt -- schon dafür wäre, dass Menschen, die von der Geburt bis zum Tod auf eine staatliche 24h-Betreuung angewiesen sind, jetzt nicht (aufgrund eben dieser staatlich finanzierten 24h-Betreuung) in die Lage versetzt werden sollten, weitere Kinder zu zeugen, welche dann natürlich wieder von der Geburt bis zum Tod - 24h/365Tage/Jahr staatlich betreut werden müssten...

Jetzt zynisch: In archaischen - Jäger und Sammler - Gesellschaften hätte man "dieses" Problem sehr einfach gelöst:
Man hätte die 20 Jungen einfach zum Jagen in den Wald geschickt, und wenn dann von den 20 Jungen... 19 vor dem Bären davon laufen und einer nicht... nunja.... -- Survival Of The Fittest? Das ist die Grundlage, warum es uns Menschen überhaupt noch gibt, oder nicht? 😉

--

Wir in den modernen Gesellschaften sind eben den evolutionär überlegenen Weg gegangen, dass die "Starken" in einer Gesellschaft die "Schwachen" beschützen. (weil die nämlich nachher auf solche Dinge drauf kommen wie =Penicillin=.... oder die Steinschleuder, oder die schwere Armbrust, die den Niedergang des Rittertums eingeläutet hat...) --> also quer durch die europäische Geschichte auf bessere Waffen-Technik --> wodurch dann die "Starken" aufgrund der Erfindungen der "Schwachen" in ihren Kriegen die "noch-Stärkeren" besiegen konnten....

So war es bisher, und so hat es bisher ausgezeichnet funktioniert.
 
Warum ist Inzest, dann eine Krankheit?

Weil es in der menschlichen Biologie einfach nicht vor kommt, dass leibliche Väter ihre eigenen Töchter vergewaltigen..... (das passiert einfach nicht...) Im Gegenteil: Eine Vielzahl Statistiken zeigen, dass der SICHERSTE ORT für ein Mädchen bis zur Volljährigkeit und darüber hinaus (!) jener ist, in unmittelbarer Nähe zu ihrem biologischen, leiblichen Vater.
 
Weil es in der menschlichen Biologie einfach nicht vor kommt, dass leibliche Väter ihre eigenen Töchter vergewaltigen..... (das passiert einfach nicht...) Im Gegenteil: Eine Vielzahl Statistiken zeigen, dass der SICHERSTE ORT für ein Mädchen bis zur Volljährigkeit und darüber hinaus (!) jener ist, in unmittelbarer Nähe zu ihrem biologischen, leiblichen Vater.
Dafür, dass dein Anliegen am Anfang ja war diese unterschiedlichen Begriffsverwendungen von „Inzest“ zu differenzieren, tust du hier leider das genaue Gegenteil.

Wir haben hier klar definiert, dass „akzeptabler“ Inzest nur Sex unter volljährigen sein kann, der beidseitiges Einvernehmen voraussetzt.
Eine Vergewaltigung ist niemals akzeptabel.

Wo ist das dann eine Krankheit? Alleine dass wir darüber diskutieren und das Menschen für dieses Recht geklagt haben, zeigt ja, dass es sehr wohl in der menschlichen Biologie vorkommt.

Lieben Gruss
Mayia
 
Back
Top