Sinn und Nutzen von Religionen

Da plane ich dann doch längerfristig. Ob es die ISIS oder mittlerweile IS-Kämpfer in 10 Jahren noch gibt?
Darauf würde ich nicht so viel Geld wetten.

Selbstmordattentäter ist auch kein Beruf mit Zukunftsaussichten...
 
@Zenobit

Da plane ich dann doch längerfristig. Ob es die ISIS oder mittlerweile IS-Kämpfer in 10 Jahren noch gibt?
Darauf würde ich nicht so viel Geld wetten.

Selbstmordattentäter ist auch kein Beruf mit Zukunftsaussichten...

"Selbstmordattentäter ist auch kein Beruf mit Zukunftsaussichten" ("Zenobit"
Das ist ein wunderbarer Aphorismus. *lach*

Ich hoffe und glaube auch nicht, dass es diese ISIS in 10 Jahren noch gibt.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
In der Tat, Zenobit. Wer weiß, was die Zukunft bringt.

Genau darum geht es Religionen, bzw., dient Religiösität. Sie stellt den gläubigen Menschen einen Sinnzusammenhang zur Verfügung: Der "Nutzen" liegt für den (gläubigen) Menschen in der Erkenntnis, dem eigenen Dasein einen "Grund" zu geben, mit der Aussicht auf eine fortdauernde Existenz in einem jenseitigen Dasein. Alle Religionen dienen (selbst die animistischen) dem Gedanken, dem Tod, dem vorhersehbaren eigenem Sterben, seine (befürchtete, fürchterliche) End-Güligkeit zu rauben.

Zum "Problem" wird Religiösität in dem Moment, wenn sie zur "Staatsgeligion" verallgemeinert wird, sich auf Grund festgeschriebenen Riten und Dogmen zu einem Ismus gewandelt hat und ideologisiert wird. Dadurch wird (eine) Religion zur allgemeinen Weltanschauung, der man sich in einer solchen Gesellschaft anzuschließen hat.

Was ich andeuten will: Dem Islam feht im Gegensatz zum Christentum eine Phase der "Aufklärung".

Ich weiß, es führt etwas vom Thema ab.


Grundsätzlich haben Religionen ihren Sinn und Nutzen. Ich habe mich oft gefragt, was wäre, wenn wir in einer Welt lebten, die keine Religiösität und somit keine Religionen kennt. Im Ergebnis, denke ich, wären wir keine Menschen. Die Frage nach dem Sinn von Religionen (unabhängig von der Antwort) ist eine rein menschliche.

LG
Andy
 
Teilweise sehe ich Religion auch als nötige moralische Hemmschwelle in einigen Bereichen. In den meisten Religionen wird das menschliche Leben ja doch sehr hoch geachtet. Und ich denke, daß von gewaltbereiten Fanatikern mal abgesehen, sich viele Gläubige auch daran halten keine Menschen zu töten.
Auch in der Wissenschaft können solche religiösen "Moralknebel" durchaus sinnvoll sein.
Sonst würden wir uns vielleicht schon menschliche "Körperersatzteillager" züchten lassen.

Dem gegenüber stehen dann die Greultaten, die aus religiösem Fanatismus begangen werden.

Wobei man bei beiden Argumentationen fragen kann: Würde es keine Religionen geben, würden andere Dinge deren Aufgaben übernehmen?

Würde gesunder Menschenverstand und innerer Anstand als moralische Hemmschwelle genügen?

Wenn sich Leute nicht aus religiösen Gründen umbringen, würden sie nicht genauso gut andere Gründe finden?
 
@Andy43

In der Tat, Zenobit. Wer weiß, was die Zukunft bringt.

Genau darum geht es Religionen, bzw., dient Religiösität. Sie stellt den gläubigen Menschen einen Sinnzusammenhang zur Verfügung: Der "Nutzen" liegt für den (gläubigen) Menschen in der Erkenntnis, dem eigenen Dasein einen "Grund" zu geben, mit der Aussicht auf eine fortdauernde Existenz in einem jenseitigen Dasein. Alle Religionen dienen (selbst die animistischen) dem Gedanken, dem Tod, dem vorhersehbaren eigenem Sterben, seine (befürchtete, fürchterliche) End-Güligkeit zu rauben.

Zum "Problem" wird Religiösität in dem Moment, wenn sie zur "Staatsgeligion" verallgemeinert wird, sich auf Grund festgeschriebenen Riten und Dogmen zu einem Ismus gewandelt hat und ideologisiert wird. Dadurch wird (eine) Religion zur allgemeinen Weltanschauung, der man sich in einer solchen Gesellschaft anzuschließen hat.

Was ich andeuten will: Dem Islam feht im Gegensatz zum Christentum eine Phase der "Aufklärung".

Ich weiß, es führt etwas vom Thema ab.


Grundsätzlich haben Religionen ihren Sinn und Nutzen. Ich habe mich oft gefragt, was wäre, wenn wir in einer Welt lebten, die keine Religiösität und somit keine Religionen kennt. Im Ergebnis, denke ich, wären wir keine Menschen. Die Frage nach dem Sinn von Religionen (unabhängig von der Antwort) ist eine rein menschliche.

LG
Andy

Kleine Korrektur bzw. Ergänzung:
--"Dem Islam fehlt eine Phase der Aufklärung" ("Andy43")
Die gab es ("Islamischer Rationalismus", ca. 9-13. Jhd.).
Der wurde zurückgedrängt von der Orthodoxie.

Es gibt in der islamischen Welt schon lange intellektuelle/theologische/philosophische Ansätze, das zu ändern.
Davon erfahren wir im Westen leider sehr wenig, da sich die Berichterstattung auf das Negative konzentriert.

Wie unfähig deutsche Medien sind, das Thema zu beleuchten -- jedenfalls im Format "Talkshow"-- zeigte gestern Abend mal wieder exemplarisch "Menschen bei Maischberger."
Und für diese Inkompetenz wird diese Dame auch noch (zu) hoch bezahlt.
Schaut mal in die Sendung rein....

"Andy43" weiß, dass ich mich recht gut in der Thematik auskenne, und ich falle immer wieder aus dem Fernsehsessel, wenn ich diesen Mist sehe!

lg
"Rosi" (Johannes)

Ps.: "Andy43", gilt eigentlich deine alte Mail-Adresse noch???
 
Teilweise sehe ich Religion auch als nötige moralische Hemmschwelle in einigen Bereichen. In den meisten Religionen wird das menschliche Leben ja doch sehr hoch geachtet. Und ich denke, daß von gewaltbereiten Fanatikern mal abgesehen, sich viele Gläubige auch daran halten keine Menschen zu töten.
Auch in der Wissenschaft können solche religiösen "Moralknebel" durchaus sinnvoll sein.
Sonst würden wir uns vielleicht schon menschliche "Körperersatzteillager" züchten lassen.

Dem gegenüber stehen dann die Greultaten, die aus religiösem Fanatismus begangen werden.

Wobei man bei beiden Argumentationen fragen kann: Würde es keine Religionen geben, würden andere Dinge deren Aufgaben übernehmen?

Würde gesunder Menschenverstand und innerer Anstand als moralische Hemmschwelle genügen?

Wenn sich Leute nicht aus religiösen Gründen umbringen, würden sie nicht genauso gut andere Gründe finden?


Eine solche "Geisteshaltung", die auf einem "gesunden Menschenverstand" beruht und Menschen eine das Leben achtende (friedliebende), "moralische Hemmschwelle" vermittelt, gibt es bereits: Den Buddhismus, der fälschlicher Weise zu den Religionen gezählt wird. In seinen Grundzügen ist es keine Religion sondern eine ideelle Weltanschauung.( Der Buddhismus ist - meines Wissens - nie ideologisiert und politisch vereinnahmt worden, obwohl er z. B. in Bhutan "Staatsreligion" ist.)
 
Nun ob der Buddhismus Religion oder Lebenseinstellung ist darüber gibt es wohl mehrere Meinungen, aber letztendlich ist es auch egal, wie das Kind heisst.

Bei den meisten Religionen gibt es ja so etwas wie einen Gott oder eine übernatürliche Wesenheit, die alles lenkt und erschaffen hat.
Bei einer religiösen Hemmschwelle macht man etwas oder macht es eben nicht, weil es einem so vorgegeben ist.

Folgt man hingegen einem "inneren" persönlichen Moralkodex, so kommt die Entscheidung etwas zu tun nur von einem selber. Da wäre für mich der größte Unterschied.
 
Last edited:
Nun ob der Buddhismus Religion oder Lebenseinstellung ist darüber gibt es wohl mehrere Meinungen, aber letztendlich ist es auch egal, wie das Kind heisst.

Bei den meisten Religionen gibt es ja so etwas wie einen Gott oder eine übernatürliche Wesenheit, die alles lenkt und erschaffen hat.
Bei einer religiösen Hemmschwelle macht man etwas oder macht es eben nicht, weil es einem so vorgegeben ist.

Folgt man hingegen einem "inneren" persönlichen Moralkodex, so kommt die Entscheidung etwas zu tun nur von einem selber. Da wäre für mich der größte Unterschied.

Grundsätzlich gebe ich dir recht.

Ich mache meine Entscheidungen auch nichtvon einem religiösen Kodex abhängig. Letztlich folge ich meinem Gewissen. Ich bezeichne mich als Humanisten im weitesten Sinne.

Allerdings, was deine letzte Anmerkung anbetrifft: Wie gelangt ein Mensch zu einem inneren, persönlichen Moralkodex. Ich bin christlich erzogen worden und entsprechend sozialisiert. Kann ich mich gänzlich von dieser moralischen Instanz "in meinem Denken" loslösen?

Ich weiß, worauf du hinaus willst. Ich bin da ganz bei dir. Allerdings stelle ich jede Position in Frage. Ich bin halt ein typischer Agnostiker. ;)
 
Zum "gesunden Menschenverstand" haben die Briten einen schönen Spruch: common sense is actually not that common. :D

Zum Thema Sinn von Religionen: ursprünglich war ein wichtiger Zweck die Erklärung von ansonsten unerklärlichen Naturphänomen, angefangen beim Blitz und aufgehört bei der Frage, was passiert mit dem (menschlichen) Bewußtsein wenn der Körper vergeht.
Dazu kommt die Regelung zwischenmenschlichen Lebens, wobei der Frieden stiftende Aspekt oft nur auf die Mitglieder der gemeinsamen Gruppe bezogen war. Damit einher geht die Abgrenzung gegenüber Anderen. Jedes Merkmal, daß eine Gruppe eint, kann auch als Unterscheidung gegenüber anderen fungieren. Und gerade die großen monotheistischen Religionen schenken sich da gegenseitig wenig. Auch wenn, wie schon mehrfach angeführt, der Islamismus derzeit das größte Problem zu sein scheint.
Alle Religionen, denke ich, haben viel Gutes hervorgebracht. Die meisten auch viel Schlechtes. Wollte man es gegeneinander aufrechnen, würde es vermutlich unentschieden ausgehen.;)

Wo heutzutage der "Sinn" von Religion liegt? Gute Frage, die Antwort entzieht sich meinem Verständnis. Pauschal, und vielleicht etwas polemisch, würde ich zwei Sachen nennen. Erstens gibt es vielen Menschen Trost und Kraft, es scheint leichter zu fallen, irgendwelchen Murks zu akzeptieren, wenn er durch eine "höhere Macht" eine Sinnhaftigkeit erhält, die sich ansonsten dem menschlichen Verstand entzieht. Zweitens bieten die meisten Religionen einfach Antworten auf komplexe Fragen. Oder anders ausgedrückt, sie machen das Leben leichter, weil man sich viel nachdenken ersparen kann.

Evolutionsbiologisch gibt es zwar Theorien, aber m.E. keine wirklich befriedigenden Antworten. Dawkins z.B. macht die Ursache für Religiosität in unserer recht langen Kindheit aus, in der wir im Grunde darauf angewiesen sind, einem "höheren Wesen" (Eltern, "Mutter ist der Name Gottes in den Mündern und Herzen aller Kinder") blind zu vertrauen. Daraus resultiert seiner Spekulation nach die "Anfälligkeit" der Menschheit, einer höheren Autorität blind zu vertrauen. Er ist allerdings auch der Meinung, daß der moderne, gebildete Mensch in der Lage sein sollte, sich dank seines Verstandes vom Glauben zu verabschieden. Wobei er dieses Ziel mit missionarischem, um nicht zu sagen religionsartigem, Eifer verfolgt. :D

Ich kann mich ansonsten den hier auch schon zum Ausdruck gebrachten Meinungen gut anschließen: jeder soll das glauben, was er/ sie will, solanger er mir (und anderen) das Recht auf einen abweichenden Glauben zugesteht.
 
@Andy43:
Ein großer Teil unseres Charakters wird durch die Erziehung und das Umfeld geprägt, in dem wir aufwachsen. Erst wenn man erwachsen wird, bildet man sich seine eigenen Meinungen und geht evtl. andere Wege, aber ein gewisser Teil bleibt immer hängen.
Eine zu radikale Erziehung, auch oder gerade im religiösen Bereich, kann aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen.
Bei einem Fall aus dem weiteren Bekanntenkreis wurde ein Mädel recht streng religiös erzogen (Baptisten oder Zeugen Jehovas). Praktisch alles was anderen Kindern und jugendlichen Spaß macht, durfte sie nicht. Dinge die für andere Jugendliche völlig normal waren, waren ihr verboten (Pop-Musik, Feiern, Disco).
Als sie 18 war, ist sie ausgezogen und hat alles in extremen Maße nachgeholt, Partys bis zum umfallen, Saufen, Drogen und von jedem flachlegen lassen, der männlich war.

Da hatte Religion den falschen Einfluss denke ich.
 
naja das mag stimmen aber für solche Verhaltensweisen kann man nicht die Religion verantwortlich machen das nennt man ganz normale Erziehung die natürlich auch ins Gegenteil umschlagen kann.

Wie die erstaunten Eltern die nicht verstehen wie ihr Sohn auf die schiefe Bahn kam..."unser Sohn hatte doch alles bekommen, wir verstehen das nicht" und genau deshalb ist es passiert.

Und Zenobit hat recht und den Vergleich mit dem Kino find ich super :)
 
Kinder sind immer ein Produkt ihrer Erziehung,
das gilt gleichermaßen für strenggläubige und
konfessionslose Familien, Extremisten findet
man in beiden Familienverbänden.

"Erziehung ist die Verteidigung der
Erwachsenen gegen die Jugend."
J.P. Satre
 
Hi Zenobit, auch von mir ein Dankeschön für diesen eigenen Thread. Ich hatte jetzt nicht die Zeit, oben zu lesen, aber ich denke, das ist wieder mal vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. Ich beantworte also nur eine Frage lt. Thread:

Was Sinn und Nutzen von Religionen ist, das ist: Dass sie verbindliche moralische Regeln vorgeben.

Das sind, nehmen wir die drei monotheistischen Religionen her, einmal das, was auf Mose zurück geht, das sind die 10 Gebote. Für Christen, zusätzlich noch die Aussagen Jesu Chrisi, insbes. aus der Bergpredigt. Für Moslems sind das die Aussagen Mohammeds. Bei Buddhisten, Hinduisten etc. kenn ich mich nicht so aus, aber ich denke, dort wird es auch moralische Anleitungen geben, die dazu führen sollen, dass das Leben "gut" geführt wird.

Wenn man keine Religion hat - also Atheist, Agnostiker, Nihilist & Entsprechende - dann orientiert man sein Leben deswegen ja nicht an "nichts", sondern trotzdem an "etwas". Nur, dass dieses "Etwas" dann von woanders herkommt, sich an etwas anderem orientiert...

In den meisten Fällen ist es dann materialistisch - also so, dass, je mehr Materie man ansammelt, desto glücklicher sei man... Ungefähr daher kommt auch unser heutiger Konsum-Wahn: Eben, weil es in die Richtung - moralsich - geht, dass man glücklicher *nicht* dadurch wird, dass man anderen sein letztes Hemd gibt (Bibel), sondern eben dadurch, dass man sich neues Zeug kauft, zB neue Schuhe, ein neues Auto, ein neues, noch teureres Smart-Phone etc... Das Glücks-Prinzip hier ist: "Mehr Zeug = Mehr Glück". Und die moralische Anleitung dahinter ist: "Kauf, soviel du kannst!" Das ist Materialismus.

Jesus Christus zB hat die Händler aus einem Tempel sogar hinaus geworfen - eine frühre Kritik am Kapitalismus. Mose hat auch klipp und klar gesagt: "Du sollst nicht Begehren deines nächsten Gut"; was auch eindeutig darauf hinweise, dass man mit dem zufrieden sein solle, was man hat - anstatt sich immer weiter gegenseitig immer teurere Sachen zu kaufen... Was konkret Mohammed dazu gesagt hat, weiß ihc nicht...
 
Last edited:
@Kimber22:
Interessanter Aspekt. Zumindest das mit dem Konsumverhalten als Ersatz für Religion ist mir noch nicht in den Sinn gekommen bzw. glaube ich bei längerem Nachdenken darüber auch nicht, daß es für eine große Menge an Menschen stimmt.

Ich kann da natürlich nur für mich und mein direktes Umfeld sprechen, aber ich kenne auch viele Menschen die an gar nichts glauben und Geld an gemeinnützige Organisationen spenden.
Des weiteren glaube ich auch daß es sehr viel Menschen gibt, die einer Religion angehören und die vorgegebenen Gebote nicht wirklich leben. Andere spenden nur viel Geld für das neue Kirchendach oder die neue Moschee, wenn es die Gemeinde auch schön mitbekommt und sie in der Predigt Erwähnung finden...

Ich persönlich habe ja von meinem Elternhaus gar keine religiöse Prägung. Bloß weil man etwas nicht für sich nutzt, heisst das ja noch lange nicht, daß man dagegen ist.
Ich mag z.B. Kirchen und Klöster als Bauwerke und "Zeitzeugen"!

Daß ich das Anhäufen von Geld als moralischen Ersatz gewählt hätte kann ich von mir nicht behaupten. Das ist eher ein Problem des Kapitalismus in dem wir leben und betrifft Gläubige, wie Menschen ohne Glauben gleichermaßen.

Mein persönlicher Moralkodex, nach dem ich lebe, richtet sich halt nur nicht nach den Vorgaben eines Buches, sondern eigenen Erfahrungen, echten Gesetzen und der Erziehung meiner Eltern.
Dabei gibt es erstaunlicherweise auch sehr viele Schnittpunkte mit den Vorgaben einiger Religionen (Du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen...).
Ich befolge diese Moralgesetze aber nicht weil sie mir aus einem buch vorgegeben sind, sondern weil ich sie für richtig und nötig erachte.
Das kann ich von vielen kirchlichen Vorgaben, wie aktuell dem Zölibat nicht behaupten.
Manche Regelungen sind uralt und man sollte überlegen, ob sie noch zeitgemäß sind, bzw. ob sie je in irgendeiner Zeit genau beachtet wurden.

Deiner Aussage nach wären Menschen, die sich an Religionen halten, ja die besseren Menschen, zumindest kommt das bei mir so rüber!
Ist das deine Überzeugung?
 
Deiner Aussage nach wären Menschen, die sich an Religionen halten, ja die besseren Menschen, zumindest kommt das bei mir so rüber! Ist das deine Überzeugung?

Absolut.

Die Lehre des Jesus Christus ist: Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst.

Ja, jeder und jede, der sein Leben nach diesem Grundsatz lebt, lebt besser alle anderen. Ja, so sehe ich das.

--

Ich frage dich aber etwas anderes: Lass einmal alle Gebot Mose weg, gehen wir davon aus, es gäbe das alles nicht. Also: Du dürftest Lügen, du dürftest Stehlen, du dürftes die Ehe brechen, du dürftest Töten. Wenn es also alle diese Regeln - die es seit über 2.000 Jahren gibt, weil sie eben auf diesem komischen Berg an Mose übergeben worden sind...

Wäre unsere Welt dann besser oder schlechter?
 
Ich befolge diese Moralgesetze aber nicht weil sie mir aus einem buch vorgegeben sind, sondern weil ich sie für richtig und nötig erachte.

Diesen Teil finde ich noch spannend. Also du befolgst deine eigenen Gesetze, weil du sie selber für richtig findest - nun, darauf ist nur zu antworten: Was richtig und was falsch ist, das war, zu allen Zeiten, schon immer unterschiedlich... ;)
 
Da gebe ich dir ja zu 100% recht. Richtig und falsch richtet sich stark nach der Zeit in der man lebt und genau deshalb bin ich der Meinung, daß man sich nicht nach Jahrtausende alten Büchern richten kann, weil diese teilweise überholt sind.
Einige Dinge haben immer Gültigkeit wie z.B. daß es schlecht ist andere Menschen zu töten. Diese Dinge sind aber auch in den staatlichen Gesetzen der jeweiligen Länder enthalten und teilweise auch schon älter als die Bibel oder andere religiöse Bücher. Es war auch in der Antike schon verboten irgendwelche Leute grundlos zu erschlagen.

Ich persönlich folge meinen persönlichen Moralvorstellungen und breche damit manchmal auch von Fall zu Fall religiöse Gebote.
Beispiel:
Ich bemühe mich nicht zu lügen (was ja auch ein kirchliches Gebot ist).

Fragt mich eine Freundin: "Sag mal sehe ich im meinem neuen Kleid fett aus?"
und ich weiss, daß eine negative Aussage sie traurig machen würde oder gar verletzt, würde ich wohl die Notlüge bevorzugen und damit ein kirchliches Gebot brechen. Und das sogar noch ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich jemanden damit glücklicher gemacht habe.

Höflichkeit ist auch einer meiner moralischen Grundsätze!
 
Last edited:
Absolut.

Die Lehre des Jesus Christus ist: Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst.

Ja, jeder und jede, der sein Leben nach diesem Grundsatz lebt, lebt besser alle anderen. Ja, so sehe ich das.

Die Lehre des Jesus Christus ist auch: " Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein." (Mat 10,34-36)
Ist jemand, der sich daran haelt, auch ein besserer Mensch?:cool:

[... snip ...]
Wäre unsere Welt dann besser oder schlechter?
Vermutlich weder noch. Es lebt sich halt einfach schlecht zusammen, wenn man sich dauernd gegenseitig beklaut, betruegt oder ermordet. Der Grund, warum (fast?) alle Religionen zumindest ein paar grundsaetzliche Gebote gemein haben, duerfte weniger daran liegen, dass die ganzen Goetter und Propheten die gleichen brillianten Ideen hatten, sondern eher daran, dass eine soziale Gemeinschaft ohne Regeln nicht funktioniert. :rolleyes:


Diesen Teil finde ich noch spannend. Also du befolgst deine eigenen Gesetze, weil du sie selber für richtig findest - nun, darauf ist nur zu antworten: Was richtig und was falsch ist, das war, zu allen Zeiten, schon immer unterschiedlich... ;)

Und trotzdem propagierst du, dass ein fast zweitausend Jahre altes Buch die richtigen Antworten fuer die heutige Zeit hat?:confused:
 
Ich wuerde die Haendlerepisode nicht als Kritik am Kapitalismus oder Kommerz als solchem sehen. Jesus hatte keinen Vertrag mit Haendlern, oder Steuern. ;)
Er hatte ein Problem mit Haendlern im Tempel, also der Kommerzialisierung der Religion. Alles hat seinen Platz, und der Tempel ist kein Platz fuer Kommerz.

"Liebe deinen Naechsten wie dich selbst."
Auch ein schoener, interpretationsfaehiger Satz. Es faengt schon bei der Frage an, wer ist der Naechste? Der Nachbar? Der Religionsbruder? Der Roemer, der vielleicht deinen Bruder erschlagen hat?
Eine andere, nicht unuebliche Interpretation ist, dass man zuerst sich selbst lieben, sprich sich so akzeptieren, wie man ist, bevor man einen Anderen lieben kann.

Das ist das Schoene an den meisten Religionen: der Interpretationsspielraum ist normalerweise so gross, das sich fast alles daraus rechtfertigen laesst, von Heiligen bis Massenmord.

@Zenobit
Die Interpretation, die ich fuer "du sollst nicht toeten" gelernt habe, ist, dass es eigentlich heissen muesste "du sollst nicht morden". Und ein Soldat, der auf Befehl toetet, mordet ja nicht...
Wenn man sich die Geschichte des AT anschaut, macht das leider auch viel mehr Sinn.
 
Ich glaube daß man als die 10 Gebote geschrieben wurden noch nicht die heutigen Gesetzte vor Augen hatte.
Wenn man es ganz genau auslegt dürfte man auch keine Tiere töten, denn es steht ja auch nicht, daß dieses Gebot auf Menschen begrenzt ist, wenn ich mich nicht irre.
Rein gesetzlich gibt es heutzutage natürlich Unterschiede zwischen töten und morden. Ob es als die Bibel geschrieben wurde solche Überlegungen auch schon gab weiss ich nicht.
Aber auch die Kirche hatte das wohl einige Ausnahmen im Sinn. Es ist recht unsinnig zum Heiligen Krieg in Jerusalem aufzurufen, wenn man niemanden töten darf...
 
I
Das ist das Schoene an den meisten Religionen: der Interpretationsspielraum ist normalerweise so gross, das sich fast alles daraus rechtfertigen laesst, von Heiligen bis Massenmord.

Damit gebe ich dir völlig recht. Der Schutzmantel der Regiolionsfreiheit ist oft nur ein Alibi für deren Mißbrauch. Von denen alle Religionen reichlich Gebrauch machen. Alles eine Sache der Auslegung. Und vom Gesetzgeber in Deutschland vorbehaltlos zugelassen.
Die Religionsfreiheit weist in der Gesetzgebung einige Widersprüche auf.
Zum Beispiel gegen das Tierschutzgesetz.
Sinngemäß: "Einem Wirbeltier darf ohne vernünftigen Grund kein Schaden und unnötige Schmerzen zugefügt werden."
Über den vernünftigen Grund und die Nötigkeit von Schmerzen lässt sich ohnehin endlos streiten. Nicht aber über den Widerspruch in den Gesetzen.
Die Religionsfreiheit erlaubt das Schächten von Tieren aus religiösen Gründen. (wer das einmal miterlebt hat, wird meinen Ärger verstehen und die Notwendigkeit erheblich in Zweifel stellen.)
Für einen Christen ein grausames Ritual. Für Moslems und Juden ganz normal. (Alles koscher? )
Da fragt man sich schon, ob es eine Rangliste in der Wertigkeit der Gesetze gibt?
Religion vor Tierschutz? Religion primär vor allem anderen? Ich sage ein klares Nein.
Religion darf kein Freibrief sein.
 
@Carmen44

Damit gebe ich dir völlig recht. Der Schutzmantel der Regiolionsfreiheit ist oft nur ein Alibi für deren Mißbrauch. Von denen alle Religionen reichlich Gebrauch machen. Alles eine Sache der Auslegung. Und vom Gesetzgeber in Deutschland vorbehaltlos zugelassen.
Die Religionsfreiheit weist in der Gesetzgebung einige Widersprüche auf.
Zum Beispiel gegen das Tierschutzgesetz.
Sinngemäß: "Einem Wirbeltier darf ohne vernünftigen Grund kein Schaden und unnötige Schmerzen zugefügt werden."
Über den vernünftigen Grund und die Nötigkeit von Schmerzen lässt sich ohnehin endlos streiten. Nicht aber über den Widerspruch in den Gesetzen.
Die Religionsfreiheit erlaubt das Schächten von Tieren aus religiösen Gründen. (wer das einmal miterlebt hat, wird meinen Ärger verstehen und die Notwendigkeit erheblich in Zweifel stellen.)
Für einen Christen ein grausames Ritual. Für Moslems und Juden ganz normal. (Alles koscher? )
Da fragt man sich schon, ob es eine Rangliste in der Wertigkeit der Gesetze gibt?
Religion vor Tierschutz? Religion primär vor allem anderen? Ich sage ein klares Nein.
Religion darf kein Freibrief sein.


Hi.
In einem Punkt darf ich dich korrigieren.
Nicht alle Auslegungen von Religion sind von Art. 4 GG ("Religionsfreiheit") gedeckt und vom Gesetzgeber vorbehaltlos zugelassen.
Die Interpretation und Ausübung von Religion muss sich an der FDGO und den deutschen Gesetzen orientieren.
So fallen radikale Interpretationen des Islam NICHT unter Art. 4 GG, und Gruppen und Vereine, die den Islam so interpretieren kann der deutsche Staat verbieten, was er auch schon getan hat.

Was das Schächten betrifft: Da bin ich ganz deiner Meinung.
Hier stellt der Gesetzgeber die Religionsfreiheit über den Tierschutz, der ja auch im GG verankert ist, wenn auch jüngeren Datums als die Religionsfreiheit.
Nun, was man dem Judentum erlaubt, kann man dem Islam schlecht verbieten.

Du frägst nach einer Rangliste in der Wertigkeit der Gesetze.
In Streitfällen gibt es so etwas in dieser Richtung.
Man nennt es "Rechtsgüterabwägung."
Beruft sich ein Muslim beispielsweise auf den Koran, um seine Frau zu schlagen (Er kann sich nicht zu Recht auf den Koran berufen in diesem Fall. Aber das nur nebenbei) und begründet das mit Art. 4 GG ("Religionsfreiheit"), so wird man ihm bescheinigen, dass die Würde des Menschen (Art. 1 GG) und die Unverletzlichkeit der Person in diesem Falle Vorrang haben vor Art. 4 "Religionsfreiheit.

Art. 4 GG "Religionsfreiheit" ist also kein Freibrief für jede absurde Tradition.

Ich finde die Sache mit dem Schächten auch nicht okay.

Beim Schächten hat man es den Juden gestattet, was wohl auf unsere jüngere Geschichte zurückzuführen ist.
Also kann man es den Muslimen schlecht verbieten.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
Schächten: na ja, offensichtlich ist eine religiöse Vorliebe ein "vernünftiger" Grund.:cool:
Ich gebe zu, ich weiß nicht auf was es beim Schächten alles ankommt, aber auch bei unserem normalen Schlachtvorgang leben die Schweine und Rinder noch, wenn sie ausgeblutet werden. Der Bolzenschuß betäubt sie nur (irreversibel, theoretisch), der Tod tritt durch Blutentzug ein.
Ironischerweise kommt (oder kam lange) das meiste koschere/ geschächtete Fleisch wohl aus Neuseeland, definitiv für Großbritannien, und die erlauben wohl kein betäubungsloses Schlachten ...

Und noch mal zum Kommerz: faszinierend finde ich christliche Splittergruppen, die wirtschaftlichen Erfolg als Gunst Gottes deuten. Wie man das aus einer Religion interpretieren kann, deren "Gründer" gesagt hat "eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.", entzieht sich meinem Verständnis völlig.
 
@bardo

Schächten: na ja, offensichtlich ist eine religiöse Vorliebe ein "vernünftiger" Grund.:cool:
Ich gebe zu, ich weiß nicht auf was es beim Schächten alles ankommt, aber auch bei unserem normalen Schlachtvorgang leben die Schweine und Rinder noch, wenn sie ausgeblutet werden. Der Bolzenschuß betäubt sie nur (irreversibel, theoretisch), der Tod tritt durch Blutentzug ein.
Ironischerweise kommt (oder kam lange) das meiste koschere/ geschächtete Fleisch wohl aus Neuseeland, definitiv für Großbritannien, und die erlauben wohl kein betäubungsloses Schlachten ...

Und noch mal zum Kommerz: faszinierend finde ich christliche Splittergruppen, die wirtschaftlichen Erfolg als Gunst Gottes deuten. Wie man das aus einer Religion interpretieren kann, deren "Gründer" gesagt hat "eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.", entzieht sich meinem Verständnis völlig.

Das mit der Deutung des wirtschaftlichen Erfolges als Gunst Gottes ist ein charakteristischer Wesenszug des Protestantismus, genauer: Des Calvinismus.
Und diese Interpretation-- so seltsam sie angesichts des von dir zitierten Jesus-Zitats mit dem Nadelöhr auch sein mag-- hatte welthistorische Auswirkungen und war maßgebend für den wirtschaftlichen Erfolg des Westens.
Dargelegt hat das einer der grössten deutschen Soziologen (wenn nicht der grösste): MAX WEBER: "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" (Freiburg 1904)
Eine der besten soziologischen Schriften aller Zeiten und noch heute lesenswert.

Bei mir zu Hause in meiner "Privatbibliothek" *lach* hängen Porträts von 4 Denkern an der Wand:
-Marc Aurel
-Karl Popper
-Albert Camus

Na, und eben
-Max Weber

Weber hat sich von der soziologischen Seite der Religion genährt: Welche Auswirkungen gesellschaftlicher Art hat Religion auf das Leben der Menschen?
Er hat nicht nur über den Protestantismus geschrieben, sondern auch über den Taoismus, Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus.
Weber war ein wahrhaft universaler Geist.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
@Andy43:
Ein großer Teil unseres Charakters wird durch die Erziehung und das Umfeld geprägt, in dem wir aufwachsen. Erst wenn man erwachsen wird, bildet man sich seine eigenen Meinungen und geht evtl. andere Wege, aber ein gewisser Teil bleibt immer hängen.
Eine zu radikale Erziehung, auch oder gerade im religiösen Bereich, kann aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen.
Bei einem Fall aus dem weiteren Bekanntenkreis wurde ein Mädel recht streng religiös erzogen (Baptisten oder Zeugen Jehovas). Praktisch alles was anderen Kindern und jugendlichen Spaß macht, durfte sie nicht. Dinge die für andere Jugendliche völlig normal waren, waren ihr verboten (Pop-Musik, Feiern, Disco).
Als sie 18 war, ist sie ausgezogen und hat alles in extremen Maße nachgeholt, Partys bis zum umfallen, Saufen, Drogen und von jedem flachlegen lassen, der männlich war.

Da hatte Religion den falschen Einfluss denke ich.



Ja, Religion(en) kann einen fatalen Einfluss auf Menschen haben, insbesondere dann, wenn sie zur Doktrin wird und den jeweiligen Anhängern ihrer individuellen Freiheiten beraubt.

Wie sagte Jesus: "Gesetze sind für den Menschen da und nicht der Mensch für die Gesetze."

Wer eine religiöse (fehlinterpretierte Glaubenshaltung) Doktrin und deren unabdingbare Einhaltung den Menschen aufzwingt, der führt Jesu Geisteshaltung (auf die sich jene berufen) ad absurdum.

Solch einen Fall, wie du ihn erwähnst, kenne ich auch. Mit dem Ergebnis, das man die leiblichen Kinder aus der Familie verbannt hat. Allerdings waren die "Verfehlungen" weitaus geringer.
 
Back
Top