Sinn und Nutzen von Religionen

Ich persönlich folge meinen persönlichen Moralvorstellungen und breche damit manchmal auch von Fall zu Fall religiöse Gebote.
Beispiel:
Ich bemühe mich nicht zu lügen (was ja auch ein kirchliches Gebot ist).

Fragt mich eine Freundin: "Sag mal sehe ich im meinem neuen Kleid fett aus?"
und ich weiss, daß eine negative Aussage sie traurig machen würde oder gar verletzt, würde ich wohl die Notlüge bevorzugen und damit ein kirchliches Gebot brechen. Und das sogar noch ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich jemanden damit glücklicher gemacht habe.

Höflichkeit ist auch einer meiner moralischen Grundsätze!


Was das Gebot "Du sollst nicht Lügen" angeht, möchte ich anmerken:


Die Unwahrheit zu sagen, ist nicht in allen Fällen gleichzusetzen mit einem Verstoß gegen o. g. Gebot.

Wenn du deiner Freundin mit einer solchen "Notlüge" (Unwahrheit) kommst, dann verhältst du dich wie ein Gentleman ;) und verstößt ganz sicher nicht gegen o. g. Gebot.

Wie du sicher weißt, haben viele Menschen in der Zeit der Nazidiktatur - darunter waren auch gläubige Christen - Juden vor den Nazischärgen versteckt oder wussten, wo Juden versteckt wurden.

Auf die Frage jener Nazischärgen, ob jene denn wüssten, wo jemand Juden verstecke oder sie selbst gar Juden versteckten, haben sie dieses verneint.

Haben sie ihrer Lüge wegen gegen jenes religiöse Gebot verstoßen und sich somit gegen ein göttliches Gebot versündigt?


Dieses o. g. Gebot zielt hingegen auf einen völlig anderen Sachverhalt ab: Der üblen Nachrede bzw. Verleumdung. Insbesondere vor Gericht.

Es gibt auch die Formulierung: "...kein falsch Zeugnis abzulegen wider deinen Nächsten", welches mit diesem Gebot korrespondiert.

Darum geht es in erster Linie. Es kommt darauf an, welches Motiv die Grundlage einer Lüge ist. Will ich (als gläubiger Christ) jemanden mit meiner "Lüge" schaden, und er kommt deshalb sogar vor Gericht, so ist dies nicht nur eine unwahre Aussage, die strafrechtlich geahndet werden muss, sondern (im religösen Glaubens-Kontext) vor Gott eine Sünde - und dieses wiegt viel schwerer.:devil::)

Bis dann.

Andy
 
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Ja, da hast du recht, war auch nur das erste Beispiel, was mir eingefallen ist.

Das ist ja ähnlich wie mit echten staatlichen Gesetzen. Da gibt es ja auch schwere Vergehen und weniger schwere Vergehen. Ich verstoße z.B. täglich gegen die Straßenverkehrsordnung.
Aber auch da entscheide ich persönlich nach meinem eigenen Moralverständnis. Ich fahre eigentlich immer zu schnell, zumindest auf meiner Heimstrecke, würde mich aber niemals besoffen hinters Steuer setzen.
Gut, wenn ich geblitzt werde nutzt mir das auch wenig, denn den Lappen bin ich trotzdem los...
 
Was das Gebot "Du sollst nicht Lügen" angeht, möchte ich anmerken: [...]

Dieses o. g. Gebot zielt hingegen auf einen völlig anderen Sachverhalt ab: Der üblen Nachrede bzw. Verleumdung. Insbesondere vor Gericht.

Es gibt auch die Formulierung: "...kein falsch Zeugnis abzulegen wider deinen Nächsten", welches mit diesem Gebot korrespondiert. - Darum geht es in erster Linie. Es kommt darauf an, welches Motiv die Grundlage einer Lüge ist. Will ich (als gläubiger Christ) jemanden mit meiner "Lüge" schaden ..., so ist dies ... (im religösen Glaubens-Kontext) vor Gott eine Sünde ...

:) Danke für diese Ergänzung! Ja, so kenne ich das auch, es geht im Wesentlichen darum, kein "Falsches Zeugnis abzulegen wider den (oder die) Nächste(n)". Dh., genau wie völlig 100%ig korregt gesagt wurde: Es geht dabei darum, dass auf Fragen (vor Gericht/vor Freunden/etc.) wie: "War er das? Hat er's getan? War sie das? Hat sie das gesagt?" -> dass hier dann nicht "gelogen wird" --> also eben nicht Zeugnis - sich als Zeuge anbieten für das, was (fälschlicherweise) behauptet wird - anzubieten.

Heute ist diese Problematik gar nicht so viel anders, heute heißt es nur anders. Heute heißt das "Mobbing". Aber die Empfehlungen von Schulberatungsstellen & co heute sind gar nicht so anders als was vor 2.000 Jahren Jesus Christus gesagt hat: "Mach nicht mit!" / "Lauf nicht den anderen hinterher und brüll das Gleiche, was du überhaupt nie gesehen hast gegen dein einzelnen oder die Gruppe / oder eben: Leg kein falsches Zeugnis ab! Mach dich nicht zum Zeugen (Lass dich nicht zum Zeugen machen) von Dingen, wo du nicht dabei warst!

Oder so ähnlich ;)
 
Last edited:
Es gibt natürlich noch ein paar weitere Aspekte. Das ist vllt. meine Präpotenz, dass ich mich nur auf die moralischen Aspekte kapriziere und diese "allgemeinen" Aspekte gar nimma ansprech...

Karl Marx hat das so klar gesagt, dass es ein Frevel wäre, also wortwörtlich:

«Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, [...] ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. [...] Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.»

http://de.wikipedia.org/wiki/Opium_des_Volkes (PS: Bitte beachte, niemals: Opium für das Volk!) Es ist das Opium des Volkes!
 
Welchen Sinn und Nutzen haben Religionen allgemein?

- Religion als Definition gesellschaftlicher Normen
- Als Trost und Hoffnung fürt die Benachteiligten
- Als 'moralische' Richtlinie für soziales Handeln
- Als Erklärung für nicht erklärbares (Blitze, Tod, Geburt, Sinn des Lebens)

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Witzig fand ich ich dazu eine Folge der Simpsons:

Homer hat keinen Bock mehr am Sonntag in die Kiche zu gehen.
Statt dessen bleibt er zuhause und schläft er sich aus.

Es passiert ein Unglück und er wird von der freiwilligen Feuerwehr gerettet. Alle bei der Feuerwehr sehen ihre Religion als Grund andere zu retten (selbst der aus Indien stammende Besitzer des Supermarktes).

Ich war überrascht Religion bei den Simpsons als Grundlage für gesellschaftliches Handeln zu sehen, obwohl sonst sehr viel Scheinheiliges in dieser Serie parodiert und kritisiert wurde.

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Monotheistische Religionen haben einen sehr absoluten Anspruch.

Mann kann einen Gott wie Allah oder Jachweh/Adonai nicht einfach in einen Pantheon aus Zeus, Thor oder Jupiter einfügen. Entweder man verehrt ihn auf die 'richtige' Weise oder man ist ungläubig und stellt seine Existenz in Frage.

Das heist, dass jemand der den gleichen Gott auf die 'falsche' Weise verehrt oft als schlimmer angesehen wird als einer der noch nie von diesem Glauben hörte.

Konvertiten welche die 'einzig richtige' Religion verlassen werden oft schlechter beurteilt als normale Ungläubige, da sie der 'richtigen Lehre' abschwören obwohl sie diese kannten.

Wenn man Religion als 'Kitt der Gesellschaft' und 'Quelle der gesellschaftlichen Normen' sieht, so sind Abweichler so gefährlich wie Diebe und Mörder.
 
Ein weiterer Un-Sinn von Religion ist mir gerade mit einem schon älteren Artikel der Zeit unter die Nase gerieben worden.
Da Religionen im Bezug auf ihr "Wissen" in der Regel den Anspruch absolutistischer, unveränderbarer Wahrheit haben, wird in ihrem Namen oft Glaube als Fakt verkauft und über wissenschaftliche Erkenntnisse gestellt. Soweit ich das überblicke, hat jede Religion das in ihrer Geschichte vielfach gemacht, und die meisten tun es noch.

(Fast) aktuelles Beispiel: der Ebola- Ausbruch in Afrika. Voodoopriester und -gläubige betrachten die Seuche als Fluch, z.T. als von den Weißen gebrachten Fluch, verweigern deswegen Behandlungen und verstecken Erkrankte, oder verweigern die Akzeptanz, daß jemand infiziert ist. Dazu kommt, daß Voodoopriester scheinbar empfehlen, die Toten zum Abschied noch einmal rituell zu berühren (oder das ist eh so üblich, und die Priester fördern dies, was so ziemlich auf dasselbe rausläuft).
Da fragt sich dann doch, ob der spiritulle Trost das erhöhte Risiko wert ist.
In dem Fall arbeiten wohl sowohl die christlichen Kirchen als auch muslimische gegen die Vorurteile bzw den Aberglauben.
Ich hätte aber so meine Zweifel, daß sie das auch tun würden, wenn die Behandlung bzw das Seuchenmanagement gegen eine Grundmanifeste der jeweiligen Religion verstoßen würde (z.B. AIDS, Verhütung, und die katholische Kirche ...).:cool:
 
Ich beschäftige mich ja echt gerne mit dem Thema Religion und ob sie noch eine Berechtigung, aber ihr führt das hier auf so einem hohen Niveau... Hut ab. Was soll man da noch großartig zu sagen.

Ich schätze es hat schon noch seine Daseins-Berechtigung, nur im kleineren Rahmen. Sobald es bei der Religionsausübung in Richtung Macht geht (ausüben, ausbauen, erhalten) wird es ein genauso schmutziges Spiel wie in der Politik. Bei Entscheidungen der religiösen Oberhäupter geht der Faktor Machterhaltung zu stark ein.

Wenn man es runterbrechen möchte geht es doch nur darum das Menschen mit möglichst wenig Reibung miteinander klar kommen.


MfG
 
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