Sind aktuelle Geschichten nicht mehr erregend?

Aaaaaah, OK. Dann habe ich ihn wohl falsch verstanden. Nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil ;-)
 
Ich würde bei Lit. keine Geschichte mit über 30k Wörtern am Stück veröffentlichen. Da verschenkt man als Autor zu viel auf einmal.
Als Dreiteiler à 10k wäre für die Leser je ein Kapitel nach Feierabend einzeln konsumierbar, ohne ein Augenleiden zu riskieren.
Ich wüßte nicht, was man als Schreiber da zu "verschenken" hätte? Nach den statistischen Analysen aus dem englischen LIT nehmen die Aufrufzahlen mit jeder Fortsetzung ab, bis sie sich einem gewissen (vergleichsweise niedrigen) Grenzwert annähern. Wenn man als Schreiber also nicht gerade mögliche Leser zu "verschenken" hat, spricht nichts dagegen, auch eine Geschichte mit mehr als 30k Wörtern "am Stück" zu veröffentlichen.

Und für Überlängen gibt es auf LIT ja bekanntlich eine eigne Rubrik: "Romane und Kurzromane"!

Was ist eine gute Geschichte? Ich finde, das Ziel bei einer erotischen Geschichte ist dann definitiv erreicht, wenn mich eine Story erregt, selbst wenn ich mit der sexuellen Orientierung oder Praxis im echten Leben gar nichts anfangen kann. Das ist für mich eine echte Messlatte 🤣
Wie du schon selber schreibst: Die Antwort auf jene Frage hängt letztlich von deinen eignen Ansprüchen ab, also dem, was du für eine "echte Messlatte" hältst!
 
Weil das Thema hier schon mehrfach angesprochen worden ist, möchte ich noch einmal auf Handlung und Charakterentwicklung zurückkommen. Nachfolgend stehen Links zu zwei Storys, die es nach meinem Dafürhalten schaffen eine große erotische Spannung aufzubauen, weil (NICHT obwohl) sie eine Geschichte statt eines Pornos erzählen. Die beiden Storys sind ziemlich neu und Teil einer Serie, die vielleicht (oder wahrscheinlich) noch fortgesetzt wird. Die Geschichte, die bisher auf zwei Teile verteilt ist, beweist m.E., dass Erotik und das Erzählen einer Geschichte (Handlung, Charakterentwicklung) sich nicht ausschließen, sondern ganz im Gegenteil wunderbar zusammengeführt werden können.

https://www.literotica.com/s/die-arztgattin-01

https://www.literotica.com/s/die-arztgattin-02
 
Die Geschichte, die bisher auf zwei Teile verteilt ist, beweist m.E., dass Erotik und das Erzählen einer Geschichte (Handlung, Charakterentwicklung) sich nicht ausschließen, sondern ganz im Gegenteil wunderbar zusammengeführt werden können.
...
Wollte hier gerade was zu Teil 1 von Leinens Geschichte schreiben – wie dumm von mir.
Ich habe es ihm als Kommentar unter seine Geschichte gehängt, damit er auch etwas davon hat.
 
Die Geschichte, die bisher auf zwei Teile verteilt ist, beweist m.E., dass Erotik und das Erzählen einer Geschichte (Handlung, Charakterentwicklung) sich nicht ausschließen, sondern ganz im Gegenteil wunderbar zusammengeführt werden können.

https://www.literotica.com/s/die-arztgattin-01

Also ich würde nicht im Kommentarfeld etwas unter diesen Text schreiben, ich würde den Text auch gar nicht lesen, nur -- wo hier angeführt wird die "Charakterentwicklung"...

Ich würde hier nicht einmal über die "Einleitung" hinaus kommen...

--> Da lese ich:
  • dass Bettina ein zu enges Kleid trägt. Dann erfahre ich, dass es blau ist. Dann lese ich,
  • dass Regor betrunken ist. Dann, dass
  • Liz tanzt. Dann, dass
  • Ein Grüppchen um Pascal die Köpfe zusammen steckt.

    Dann geht es weiter mit:
  • Aliena, Many und Katharina, die am Pool stehen und Bikinis an haben. Und dann:
  • flirtet der Ehemann der Erzählerin mit Eric. Die ist (also die Be-Flirtete^^) wiederum 18. (weil die Erzählerin, die stöckelt erst später an Natscha vorbei...) Und dann kommt:
  • Michael, der zu gedröhnt ist. Und dann
  • riecht es in einem kleinen Zimmer nach Drogen, wo dann ein weiterer, nämlich
  • Marc zwei Mädchen beim Knutschen zu schaut.
Und dann kommt die überraschende (?) Text-Stelle:

» Es ist halt eine dieser Parties. «

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Und dann geht es weiter: Dann lehnt an der Bar ein Mann, mit griechischem Zinken, ohne teure Uhr oder Schmuck, und dann stellt sie im Vorbeigehen fest, dass er schwarze Augen hat. ... Dann tippt der Erzählerin wer auf die Schulter und gibt ihr den Drink, und bei dem dann:
» Ich grapsche mir das Glas, schaue einen Moment hinein, um dem Blick meines Gegenübers zu entgehen und schütte den Schnaps dann wie Wasser. Ich keuche und in meinen Augen stehen Tränen. «

Und dann kommen sie ins Gespräch, und dann wieder ein bisschen später:
» Dann steht er einfach nur vor mir, noch immer viel zu nahe, doch ich will nicht, dass er auch nur einen Millimeter Abstand nimmt. «
---

Ich will hier den Text nicht "schlecht" reden ;-) ich will nur sagen:

Ich würde nach Bettina, Alina, Marc, Michael, Pascal, Regor, Liz, Katharina und Eric mir zuerst einmal die Frage stellen, was die alle mit der Handlung zu tun haben.... (außer, dass die Erzählerin von allen Leuten in der Disco weiß, wie sie heißen....)

Und dann kommt raus, dass die Erzählerin den Typen mit dem griechischen Zinken von der Bar an quatscht? Oder mit diesem "Gabriel" von später? Mit dem sie dann im Auto heim fährt?
 
Erst mal Danke an Chimkcifettib für die Links :)

Die Geschichte habe ich inzwischen auch gelesen, und ich muss ehrlich sagen, die ist gut erzählt (y)

@kendra22 : Gerade die Beschreibung der Party ist sehr gut gelungen, und ein ganz wesentlicher, stilbildender Bestandteil der Erzählung. Das vermittelt in typischem Show-don't-tell die Situation und die Gefühlslage der Hauptperson, schafft einfach eine sehr spezielle Stimmung und holt den Leser sofort in die Handlung rein: Eine künstliche, übersättigte Welt, beherrscht von oberflächlichen, wohlstandsverwahrlosten Gestalten, auf die die Hauptfigur nur noch mit Ekel reagiert und sich erst mal einen doppelten Wodka reinknallt. Das ist der Hintergrund, vor dem das Objekt ihrer spontanen Begierde sich erst abheben kann - nicht wirklich attraktiv, aber einfach anders.
 
Last edited:
Gerade die Beschreibung der Party ist sehr gut gelungen, und ein ganz wesentlicher, stilbildender Bestandteil der Erzählung. Das vermittelt in typischem Show-don't-tell die Situation und die Gefühlslage der Hauptperson,
Der Anfang dieser Geschichte ist eine Gratwanderung zwischen "info dump" und "show-don´t-tell".
Teilweise muss ich Kendra zustimmen. Mich haben die vielen Einzelnamen überfordert.
In meinen Geschichten gönne ich meist nur tragenden Rollen einen Namen.
Alles anderen wären bei mir Statisten, die durch Merkmale und Funktionen in die Szene gesetzt werden, z. B.: der „angetrunkene Gast“, die "selbstverliebte Tänzerin"

Da ich Geschichten auch mit dieser Einstellung lese, war ich von der Einleitung leicht überfordert.

LG
Faith
 
@_Faith_ : Infodump ist es für mich tatsächlich nicht, aus dem einfachen Grund, dass keine relevanten Infos gestreut werden. Wer die Menschen sind, die diese Party bevölkern, was sie machen und auch wie sie heißen, ist letztlich völlig gleich. Sie spielen keine Rolle für die Handlung, und sie haben keinen Stellenwert für die Geschichte, außer zu illustrieren, wie furchtbar flach die Menschen sind, die die Erzählerin umgeben. Von daher unternehme ich auch keinen Versuch, mir die Namen zu merken. Letztlich sind es Stereotype, vergleichbar den Figuren in der Geisterbahn, und sie haben die gleiche Aufgabe: Athmosphäre schaffen.
 
Die Beschreibung der Partygäste durch die Protagonistin dient m.E. zweierlei. Zum einen sollen die Charakterisierungen der Partygäste, die die Protagonistin - während sie durch das Partygeschehen zu schweben scheint - den Lesern zu kommen lässt, die Atmosphäre auf der Party und somit den gesellschaftlichen Kreis der Protagonistin illustrieren. Zum anderen wird der Charakter der Protagonistin indirekt skizziert, denn sie erweist sich als scharfe und in gewisser Weise erbarmungslose Beobachterin. Erbarmungslos bis hin zur Verachtung. Auch ihren Geschlechtsgenossinnen und sich selbst gegenüber. Die Informationen, die der Leser über die Partygäste erfährt, sind ansonsten nutzlos und deshalb - wie @Phlegeton bereits erwähnte - kein Infodump.

Die Nennung der Namen mag irritieren, da diese Personen (so weit dies nach drei Teilen absehbar ist) im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder auftauchen. Den Sinn der Nennung der Vornamen sehe ich darin, dass mir als Leser dadurch klar gemacht wird, dass es sich bei den Partygästen nicht um Menschen handelt, die der Protagonistin unbekannt oder nur oberflächlich bekannt sind wie es auf Partys nicht ungewöhnlich wäre, sondern dass dies ihre Peergroup ist. Es sind die Menschen mit denen sie bekannt und teilweise auch befreundet ist.
 
Infodump ist es für mich tatsächlich nicht, aus dem einfachen Grund, dass keine relevanten Infos gestreut werden.
Nach meinem Verständnis muss Infodump nicht aus relevanten Informationen bestehen und ist per se überflüssig. (Wörtlich übersetzt heißt es ja: Informationsmüll)

Von daher unternehme ich auch keinen Versuch, mir die Namen zu merken. Letztlich sind es Stereotype, vergleichbar den Figuren in der Geisterbahn, und sie haben die gleiche Aufgabe: Athmosphäre schaffen.
Ich habe mir die Namen auch nicht gemerkt, hatte dabei aber ein schlechtes Gewissen, weil man halt erst im Nachhinein mit Sicherheit weiß: Das war nicht wichtig.

Den Sinn der Nennung der Vornamen sehe ich darin, dass mir als Leser dadurch klar gemacht wird, dass es sich bei den Partygästen nicht um Menschen handelt, die der Protagonistin unbekannt oder nur oberflächlich bekannt sind
Das wurde mir am Ende der Einleitung auch klar und mir hätten deutlich weniger Details gereicht, um eine plastische Vorstellung von der Szenerie zu bekommen.

Um Missverständnissen vorzubeugen:
Das sind meine Sichtweisen, ich nehme für mich nicht Anspruch, die absolute Wahrheit zu kennen oder recht haben zu müssen.

LG
Faith
 
Um Missverständnissen vorzubeugen:
Das sind meine Sichtweisen, ich nehme für mich nicht Anspruch, die absolute Wahrheit zu kennen oder recht haben zu müssen.
Ähnlich wie in der Musik oder den bildenden Künsten gibt es auch in der Literatur keine absolute Wahrheit. Man kann sich ihr wie allen anderen Kunstformen auch auf verschiedene Weise nähern. Auch bei einer sachlichen Annäherung wird es immer etwas geben, was sich der rein rationalen Betrachtungsweise entzieht. Wenn es nicht so wäre, würde uns Kunst (Musik, Literatur, etc.) nicht emotional berühren können.

Von daher kann niemand die absolute Wahrheit kennen oder immer recht haben. Ich bin mir dessen bewusst und wenn ich hier im Forum widerspreche, bedeutet das nur, dass es sich für mich anders anfühlt oder dass ich etwas aus einer anderen Perspektive betrachte.
 
@_Faith_ Zum Infodump:

Ich habe mich bisher nicht weiter mit Infodump auseinandergesetzt, hatte aber noch im Kopf, dass beim Infodump der Autor glaubt, dass seine von ihm in Hülle und Fülle gelieferten Informationen zum Verständnis des Textes erforderlich seien.
Der Autor oder die Autorin der Storys „Die Arztgattin 01 (02,03)” konnte nicht ersthaft glauben, dass die Namen der Partygäste - vom Ehemann der Protagonistin angesehen - tatsächlich für das Verständnis der Geschichte wichtig sein würden. Von daher war nach meinem Dafürhalten ein wichtiges Kriterium für Infodump nicht gegeben. Aber das kann man sicherlich auch anders sehen.
 
@_Faith_ Zum Infodump:

Ich habe mich bisher nicht weiter mit Infodump auseinandergesetzt, hatte aber noch im Kopf, dass beim Infodump der Autor glaubt, dass seine von ihm in Hülle und Fülle gelieferten Informationen zum Verständnis des Textes erforderlich seien.
Der Autor oder die Autorin der Storys „Die Arztgattin 01 (02,03)” konnte nicht ersthaft glauben, dass die Namen der Partygäste - vom Ehemann der Protagonistin angesehen - tatsächlich für das Verständnis der Geschichte wichtig sein würden. Von daher war nach meinem Dafürhalten ein wichtiges Kriterium für Infodump nicht gegeben. Aber das kann man sicherlich auch anders sehen.

Ich habe das immer so verstanden, dass im Innersten der Autor seinen Rechercheaufwand irgendwie gewürdigt fühlen will. Wenn ich mich monatelang mit der Geschichte meiner fiktiven Welt oder mit Orten in der realen Welt befasst habe, davon aber nur das Notwendigste in das fertige Werk einfließt, ist das so frustrierend wie ein Schauspieler, dessen Rolle im Schnitt auf eine Zeile gekürzt wird.

Bei einigen meiner Geschichten hänge ich dann Bemerkungen ans Ende an. Wer die nicht lesen will, braucht das auch nicht zu tun.
 
Nach nochmaligem Einlesen: Habe ich wohl nur ein etwas abweichendes Verständnis von Infodump. Wenn man unter Infodump das einstreuen überflüssiger Informationen versteht, eben den benannten Infomüll, trifft das auf die Einleitung, insbesondere die vielen Namen, durchaus zu. Ich dachte bei Infodump weniger an Müll als an die Ableitung vom Verb, to dump, etwas fallen lassen - also das fallen lassen, oder einstreuen von Informationen, die nicht notwendig wichtig sind, aber vom Autor wenigstens für wichtig gehalten werden. Das wäre dann aus meiner Sicht bei den Namen nicht der Fall.

Vielleicht ist das auch eine Frage der Signalisierung: Signalisiert die Nennung des Names, dass die Person später wichtig genug wird, sie sich sofort zu merken? Für mich machen die Namen Sinn, weil die Ich-Erzählerin die Leute kennt und in einer Art von innerem Monolog mit Namen anredet.
 
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