Wann hört ihr auf?

Ich bin mittlerweile in der Rohfassung bei Kapitel 63 und habe über 2.000 Seiten Text geschrieben. Am Anfang stand eigentlich nur der Gedanke, mein Leben aufzuschreiben. Mittlerweile überlege ich tatsächlich, wann ein sinnvolles Ende kommen könnte. Und inzwischen denke ich, dass ich vielleicht das Ende zum Ende der Schulzeit herbeiführe.
 
Ja, ein Ende zu finden ist manchmal viel schwieriger als einen gescheiten Anfang.
Ich finde das Ende zu schreiben auch viel schwieriger als den Anfang und den Mittelteil. Der Beginn einer Geschichte ist oft ein herausgegriffener Moment und es stört wahrscheinlich die wenigsten Leser, dass die Geschichte keine ausführliche Einleitung (an welchem Ort und zu welcher Zeit, die Geschichte spielt) mit einer „altmodischen“ und ausführlichen Vorstellung der Charaktere wie es früher bei Geschichten häufig vorkam, hat.

Das Ende einer Geschichte - ob nun vorläufig oder nicht - kann ein Ausblick in die Zukunft sein oder der Abschluss einer Handlung, was oft bei Geschichten mit erotischem Inhalt, die auf die Beschreibung von Sex fokussiert sind, zutrifft. Oder beides wird miteinander kombiniert.

Die Schwierigkeit ist nun m.E. das Ende nicht abrupt wirken zu lassen. Es kann genau wie der Anfang einer Geschichte eine Momentaufnahme sein. Oder es wird im Zeitraffer das Leben der Protagonisten in dee Zukunft skizziert. Befriedigend finde ich das häufig nicht. Gibt es weitere Möglichkeiten das Ende einer Geschichte zu gestalten?

Anmerkung: Ich habe nicht die ganze Diskussion verfolgt, sollte ich also versehentlich etwas wiederholt haben, so ist dies nicht meine Absicht gewesen, sondern Zufall.
 
Das Ende erscheint mir einfacher als der Anfang - erstens, wer bis hierher kommt, ist eh schon Fan. Der oder die braucht nicht mehr überzeugt zu werden ;) Zweitens, aber das hängt wohl stark von der Art Geschichte ab, die man erzählt, steht das Ende bei mir fest, bevor ich zu schreiben beginne. Zumindest in den Grundzügen. Das braucht nicht mehr viel Überlegung.
 
@Phlegeton

Interessant, dass Du das genau umgekehrt siehst. Vielleicht liegt es daran, dass ich Gelegenheitsschreiber bin und meine Geschichten spontan beim Schreiben entwickele und irgendwann kommt dann der Punkt an dem man sich fragt, wo man am besten aufhört. Wenn die Sexszene zu Ende ist? Oder ein Durchmarsch bis zum Happy End mit Partnerschaft/Eheglück? Vielleicht noch mit Kindern und Enkeln? Ein offenes Ende geht natürlich auch und ist nicht unbedingt eine Verpflichtung weiterzuschreiben. Dass die Zukunft der Protagonisten vom Autor nicht festgelegt worden ist, lässt den
Lesern ja auch den Freiraum ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.
 
Es kann genau wie der Anfang einer Geschichte eine Momentaufnahme sein. Oder es wird im Zeitraffer das Leben der Protagonisten in dee Zukunft skizziert. Befriedigend finde ich das häufig nicht. Gibt es weitere Möglichkeiten das Ende einer Geschichte zu gestalten?
Selbstverständlich gibt es die! Das hängt allerdings ganz von der Geschichte ab und ihrem Schreiber bzw. dessen Absichten, die er mit der Geschichte verbindet.

Z. B. erschiene mir für eine Sexgeschichte über einen one-night stand es vollends unnötig, "im Zeitraffer das Leben der Protagonisten in dee [sic] Zukunft" zu skizzieren. Welchen Sinn sollte das ergeben, wenn die Protagonisten nach der einen Nacht sich doch nie wiedersehen und eben das Erlebnis dieser einen Nacht der Geschichte ihren erzählerischen Zweck gibt?
 
@Chimkcifettib : Also Gelegenheitsschreiber bin ich in jedem Fall - und noch nicht mal Wiederholungstäter, auch wenn ich mich darum bemühe. Aber Geschichte impliziert für mich einen geschlossenen Handlungsaufbau. Irgendwann ist das, was ich erzählen will, einfach vorbei. Das lässt sich nicht mehr fortsetzen, weil der Handlungsstrang beendet ist. Das meinte ich auch Eingangs dieses Threads:

Wann ich aufhöre? Das klingt nach einer einfachen Frage, die dann doch etwas komplizierter zu beantworten ist, als man denkt. Meine (scheinbar) einfache Antwort: Ich höre auf, wenn ich am Ende bin.

Das Ende ergbit sich von selbst, und wie es aussieht, steht am Anfang fest. Wie bei einem Krimi.
 
Ich teste gerade meinen 2. Ansatz hierfür.
Mein erster Ansatz war, ich schreibe erst mal drauf los und bringe alles aufs digitale Papier, was mir durch den Kopf geht. Wenn mir die Ideen zu Neige gehen, dann suche ich einen Schluss und das wars.
Mein zweiter Ansatz sieht nun so aus, dass ich erst einmal eine Rahmenhandlung festgelegt habe, die ich nebenher aber auch noch weiter entwickle. Die Handlung der einzelnen Teile wird dann der Rahmenhandlung folgen, bis diese zu einem Ende kommt. Auch diese Vorgehensweise lässt mir die Freiheit, ab und zu einen Schwenk aus der Rahmenhandlung heraus zu machen, und das einfließen zu lassen, was mir gerade durch den Kopf geht.

Ich entwickle die Geschichte nun also gezielter. Dennoch muss ich sagen, dass ich das keinesfalls linear mache. Ich springe vor und zurück, wie es bei mir gerade läuft. Es könnte sein, dass ich das Ende schon fertig habe, obwohl in der Mitte noch Lücken sind.
 
Ich muss das Ende kennen, ansonsten wird das eine ziellose Schreiberei.

Auf meiner Festplatte liegen unzählige Einleitungen bei denen mir nach der ersten Euphorie klar wurde, dass ich den Weg gar nicht kenne.
Diese Ruinen lasse ich stehen, manchmal fällt mir Jahre später ein, wie es enden könnte und dann wird doch noch eine Geschichte draus.
Oder ich „klaue“ einzelnen Szenen, die ich als gelungen erachte, und verwende sie in anderen Texten.
(Da muss man dann höllisch aufpassen, dass man nicht mit den Namen durcheinanderkommt)

Ja und wenn man das Ende kenn, kann man Wegpunkte definieren und den Mittelteil beliebig ausschmücken.
Danach wirft man alle Wegpunkte über den Haufen und schreibt einen neuen Mittelteil.
Den alten hebt man aber auf und packt ihn zu den Ruinen. (ist noch jemand dabei?)

Wenn ich von Anfang an weiß, dass die Handlung ein Mehrteiler wird, habe ich mir angewöhnt, erst alle Teile fertig zu schreiben, bevor ich mit dem Veröffentlichen beginne.
Es gibt nichts schlimmeres, als kurz vor dem Ende die Notwendigkeit einer Änderung im Anfang zu erkennen, wenn der Anfang schon online ist.

Na ja, noch schlimmer ist es, wenn man mitten in der Serie die Lust am Thema verliert oder selbst nicht mehr weiß wie es weitergehen soll,
da maulen die Leser dann, warum es nicht weitergeht. (aber das machen die auch bei stand alone Geschichten)

Andere Geschichten poste ich und irgendwann fällt mir ein, eine Fortsetzung zu schreiben.
Da muss ich dann den veröffentlichten Teil als gegeben hinnehmen und erzählerisch darauf aufbauen.
 
Schreiben ist für mich ein Ringkampf mit einer Schlange - du hast den Anfang fest im Griff, und das Ende. Dazwischen wirft sie sich wild hin und her, und das dumme ist, sie wächst dabei: Du fängst mit einer Blindschleiche an, und wenn du nicht schnell bist, wird es eine Anakonda. Kein Wunder ringt man die nicht nieder...
 
Du fängst mit einer Blindschleiche an, und wenn du nicht schnell bist, wird es eine Anakonda.
Genau!
Ich habe inzwischen einen Weg zum (der ursprünglichen Idee nicht unähnlichen) Ende meiner Geschichte gefunden, nachdem sie ja ihr konfuses Eigenleben entwickelt hatte. Nur hilft das nicht wirklich - auf dem Weg dahin hat die Anakonda ein paar Meter und Windungen zugelegt und einen Umweg durch die örtliche Zoohandlung gemacht...
 
Nur hilft das nicht wirklich - auf dem Weg dahin hat die Anakonda ein paar Meter und Windungen zugelegt und einen Umweg durch die örtliche Zoohandlung gemacht...
auweia! Die armen Mäuse, Hamster und Meerschweinchen… nun im Magen der 🐍
🥴
Oder ist die 🐍 Vegetarierin? 😂
 
Die Doppeldeutigkeit gibt mir zu denken, vielleicht sollte ich mal eine Geschichte von Dir lesen 🙂
von Romantisch & Zart (Seraphime) bis Heftig & Hart (Maria & Luisa). Ich experimentiere ein wenig...Aliens, Spinnen und eine Kanalisation sind auch dabei (und nicht unbedingt Meisterwerke - aber das bringt das Experiment eben mit sich)
Humor & Satire fehlt, aber das krieg' ich nicht mit Erotik zusammen - das schreibe ich woanders zusammen mit SciFi :alien::D
 
Back
Top