Ab wann fängt "prüde sein" an?

Konsequenz: Jemand, der Anal-Sex als unnormal empfindet, wird ** als prüde wahrgenommen. Dabei spielt es gar keine Rolle ob er es selbst eigentlich mag oder nicht.
[...]
Wenn ich Anal-Sex als nicht normal empfinden würde. Bin ich dann prüde? Zumindest im Bezug auf jemanden, der es als normal bezeichnen würde?
Hier bin ich mir nicht sicher, ob ich mich deshalb selbst als prüde empfinden würde. Wie seht ihr das?
Wenn ich meine Definition von oben strikt durchziehen würde, müsste ich mich selbst als prüde bezeichnen in dieser Situation. Aber ich bin nicht sicher ob ich das wirklich würde.

Den Punkt wollte ich noch aufgreifen, den mit dem Anal-Sex. ;-)

Also, ich würde eine Frau niemals als "prüde" bezeichnen, wenn sie es nicht "von hinten" mag... --> das ist für die Frau (auch wenn sie es mag; manche mögen es, manche mögen es nicht...) immer noch eine deutlich andere Sache als für den Mann... 😏

"Prüde" ist für mich in diesem Zusammenhang, wenn man/frau im Bett nicht darüber spricht, ob sie/er es "von hinten" mag oder nicht... 😉
 
Auch da ist es wohl eine Frage des Umfeldes. Wenn du dich als Sexuell aufgeschlossen fühlst und in einen SM-Keller kommst bei dem für dich die absonderlichsten Sachen geschehen, könntest du dich als prüde empfinden. In einem Kirchenchor würden sich die anderen wahrscheinlich als prüde empfinden...

Da kann ich jetzt aber nicht mehr den Mund halten: (Hervorhebung von mir)

Ja, dann geh doch einfach nicht in irgendeinen von diesen ominösen "SM-Keller", von denen du die ganze Zeit fabulierst, in denen -- ich zitiere: "für dich die absonderlichsten Sachen geschehen"

Diese ominösen "SM-Keller" gibt's überhaupt nicht.

Was es gibt, das ist zB das SMArt-Cafe in Wien. Dort kann man (und auch frau) an der Bar sitzen und ein Bier oder einen Spritzer trinken --- oder, wenn mann/frau möchte, dann kann sie/er dort fragen, ob in den "hinteren Räumen" heute gerade was los sei....

Und wenn eine große, latex-bekleidete Dame ins Lokal kommt -- an einem Tag, wo im Internet und auf ihrer Website angekündigt ist: "BONDAGE" ab 19.00 uhr -- dann kann man die fragen, ob sie schon wen hat für ihr "Bondage' von heute... Und, dass man sich eben selbst auch fesseln lassen würde.....


Und das war dann auch schon die ganze "Geschichte" mit den SM-"Kellern".

Die meisten SM-Lokale haben überhaupt keinen Keller....
 
Anal-Sex können ja Frauen und Männer haben ;-)
Also, ich würde eine Frau niemals als "prüde" bezeichnen, wenn sie es nicht "von hinten" mag... --> das ist für die Frau (auch wenn sie es mag; manche mögen es, manche mögen es nicht...) immer noch eine deutlich andere Sache als für den Mann... 😏

Ich denke jetzt gerade über die Frage nach in wieweit ‚etwas mögen‘ eine Rolle bei der Frage nach ‚was ist prüde?‚ spielt.

Es gibt ja viele Gründe etwas nicht zu mögen.
Zurück zum Beispiel Anal-Sex.
Man kann ihn nicht mögen weil:
-es wehtun kann
-es unhygienisch sein kann
-es mir keine Stimulation verpasst
-man es unnormal/abstoßend findet
etc.

Die ersten drei Gründe würde ich nicht als prüde empfinden.
Den vierten schon, denn dem fehlt eine wirkliche rationale Begründung.

Von außen weiß man natürlich gar nicht immer warum jemand etwas nicht macht (oder mag). Deswegen kann man von außen auch trotzdem als prüde empfunden werden, wenn einer der ersten drei Fälle zutrifft.

Wirklich prüde könnte ich mich selbst nur empfinden, wenn es für meine Ablehnung von z. B. Anal-Sex keinen rationalen Grund gibt.
Ganz nach dem Motto: „ich traue mich einfach nicht das zu tun, weil? Ja warum eigentlich?“

Das ist doch prüde. Sachen nicht zu machen oder abzulehnen ohne eine wirkliche Begründung dafür zu haben.

Das ändert übrigens nichts daran, dass ich andere (von außen) als prüde empfinden kann. Nur das ich dabei wahrscheinlich oft urteile ohne ihre wahren Beweggründe zu kennen.

Lieben Gruß
Mayia
 
Ich finde nicht, dass "prüde" unbedingt gleichzusetzen ist mit den eigenen Vorlieben und den eigenen Schamgrenzen. Es hat sicherlich etwas damit zu tun, aber für mich steckt in "prüde", dass man seine eigenen Vorlieben (besser gesagt die Grenzen der eigenen Vorlieben, also dass man nicht mehr liebt) zum allgemeinen Maßstab macht und eben damit begründet. Also wenn man nicht nur sagt: Ich mag selber keinen Analsex, das macht mich nicht an, sondern wenn man sagt, dass das allg. ekliges, schlechtes, mieses, schamloses was weiß ich Verhalten ist, bei anderen falsch findet und was man genau deshalb nicht tun würde. Also nicht nur: ich habe keine Lust zum FKK, schäme mich dort wegen meines Aussehens etc. sondern, wenn man sagt: FKK ist schamlos und die Leute, die sowas machen sind exhibitionistisch veranlagt und deshalb lehne ich das ab.
 
@buree,

Danke für deine Gedanken zum Thema.
Aber sehen wir es dann nicht sehr ähnlich?

Laut dir ist nicht prüde:
Ich mag selber keinen Analsex, das macht mich nicht an
ich habe keine Lust zum FKK, schäme mich dort wegen meines Aussehens etc.
Es gibt also jeweils einen konkreten Grund warum du Anal-Sex nicht magst.
Damit bist du auch in meinen Augen nicht prüde (wenn man den Grund nicht kennt, könnte es aber trotzdem als prüde bewertet werden.)

Umgekehrt sagst du ist prüde:
wenn man sagt, dass das allg. ekliges, schlechtes, mieses, schamloses was weiß ich Verhalten ist, bei anderen falsch findet und was man genau deshalb nicht tun würde
FKK ist schamlos und die Leute, die sowas machen sind exhibitionistisch veranlagt und deshalb lehne ich das ab
Hier gibt es für einen selbst keinen rationalen Grund, warum man das für sich ablehnt. Allein die Tatsache, dass andere die eigene Schamgrenze (oder wie auch immer man das nennen möchte) überschreiten, reicht mir zum Ablehnen.
In diesem Fall würde ich dieses ablehnende Verhalten ebenfalls als prüde bezeichnen, weil grundlos.

Natürlich ist dieses „ich finde es schamlos“, “es gefällt mir irgendwie nicht“ auch irgendwo eine Grauzone. Darum kann man ja auch so schön darüber diskutieren.

Die Frage, die sich mir jetzt noch stellt ist folgende:
Wenn prüde so definiert wird. Und man die Definition hart anwendet. Also nur die unbegründete Ablehnung des Handelns anderer als prüde definiert, ist „prüde sein“ dann nicht auch automatisch negativ zu bewerten? Weil es nur die eigenen (Scham-) Grenzen vorschiebt, um das Verhalten anderer abzulehnen?

Anders gefragt. Wenn ich das Verhalten anderer unbegründet ablehne. Kann man mich dann dafür kritisieren, dass ich das tue?

Lieben Gruß
Mayia
 
@Mayia
Ja, selbstverständlich ist es negativ gemeint, wenn man jemanden als "prüde" bezeichnet. Aber es trifft eben nicht immer zu. Das Wort wird häufig abwertend verwendet oder dazu, Leute dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht wollen. Wenn jemand ein bestimmtes Sexualverhalten für sich selbst ablehnt, ist er aber noch nicht prüde. Prüde ist er (für mich) nur, wenn er sein eigenes Verhalten oder nicht mögen zum allg. Maßstab erheben will: Da ist es dann auch richtig, jemanden als prüde zu bezeichnen.
Wir stimmen in fast allem überein, aber hier der Unterschied: Ich würde nicht sagen, dass es um "grundlos" oder "unbegründet" geht. Man braucht nämlich gar nicht für alles einen Grund oder eine Begründung. Man braucht es nicht dafür, dass man eine bestimmte Farbe (nicht) mag oder bestimmte Möbel (nicht) mag, und erst recht nicht dafür (oder dagegen) ob man sich selbst vor anderen ausziehen oder selbst Analsex haben will oder nicht. Man braucht überhaupt keinen rationalen Grund und keine Begründung dafür, dass man persönlich etwas nicht mag und auch nicht ausprobieren will und ich halte es auch für falsch, jemanden mit dem Spruch "Du bist ja prüde" zu etwas überreden zu wollen, was er oder sie nicht mag. Ansonsten d´accord mit dem, was du schreibst.
 
Also ich finde deinen @buree Text absolut sprachlich genau, argumentativ exakt und logisch stringent, deswegen hab ich ihn jetzt einmal ein bisschen auseinander geklaubt --> einfach, weil da in so wenigen Sätzen einfach so viel drinnen steht.... :)
 

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Cooles Thema.

Ich persönlich sehe "prüde sein" als Teil einer überholten Kultur. War jemand (meist eine Frau) einer anderen Person (meist einem Mann) nicht sexuell aufgeschlossen genug, war sie prüde. War sie zu aufgeschlossen, war sie liederlich, wolllüstig.

"Prüde sein" ist also ein Begriff mit dem sich jemand anmaßt, über die Sexualität eines Dritten zu urteilen, was in der heutigen Zeit (zu Recht) als übergriffig bezeichnet werden würde.

Da ich es für mich persönlich ablehne, sexuell übergriffig zu werden, nutze ich diesen Begriff nicht, da es in puncto Sexualität keine "Norm" gibt, die es zu erfüllen gilt.
 
@Mayia
Ja, selbstverständlich ist es negativ gemeint, wenn man jemanden als "prüde" bezeichnet. Aber es trifft eben nicht immer zu. Das Wort wird häufig abwertend verwendet oder dazu, Leute dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht wollen. Wenn jemand ein bestimmtes Sexualverhalten für sich selbst ablehnt, ist er aber noch nicht prüde. Prüde ist er (für mich) nur, wenn er sein eigenes Verhalten oder nicht mögen zum allg. Maßstab erheben will: Da ist es dann auch richtig, jemanden als prüde zu bezeichnen.
Wir stimmen in fast allem überein, aber hier der Unterschied: Ich würde nicht sagen, dass es um "grundlos" oder "unbegründet" geht. Man braucht nämlich gar nicht für alles einen Grund oder eine Begründung. Man braucht es nicht dafür, dass man eine bestimmte Farbe (nicht) mag oder bestimmte Möbel (nicht) mag, und erst recht nicht dafür (oder dagegen) ob man sich selbst vor anderen ausziehen oder selbst Analsex haben will oder nicht. Man braucht überhaupt keinen rationalen Grund und keine Begründung dafür, dass man persönlich etwas nicht mag und auch nicht ausprobieren will und ich halte es auch für falsch, jemanden mit dem Spruch "Du bist ja prüde" zu etwas überreden zu wollen, was er oder sie nicht mag. Ansonsten d´accord mit dem, was du schreibst.
Du hast es sogar noch besser dargestellt als ich, buree - hätt ichs nicht übersehen, hätt ich mir meinen Beitrag sparen können.
 
Du hast es sogar noch besser dargestellt als ich, buree - hätt ichs nicht übersehen, hätt ich mir meinen Beitrag sparen können.
ich finde nicht, dass ich es besser gesagt habe. 1. Du hast da noch weitere Aspekte genannt 2. Kürzer ist meist besser. Ich war da etwas umständlich.
 
Cooles Thema.

Ich persönlich sehe "prüde sein" als Teil einer überholten Kultur. War jemand (meist eine Frau) einer anderen Person (meist einem Mann) nicht sexuell aufgeschlossen genug, war sie prüde. War sie zu aufgeschlossen, war sie liederlich, wolllüstig.

"Prüde sein" ist also ein Begriff mit dem sich jemand anmaßt, über die Sexualität eines Dritten zu urteilen, was in der heutigen Zeit (zu Recht) als übergriffig bezeichnet werden würde.

Da ich es für mich persönlich ablehne, sexuell übergriffig zu werden, nutze ich diesen Begriff nicht, da es in puncto Sexualität keine "Norm" gibt, die es zu erfüllen gilt.
Dem kann ich zustimmen.
Insbesondere dem mittleren Teil. Denn darin geht es ja darum, dass Person A, Person B bewertet. Da würde ich auch zustimmen, dass es in dem Sinne negativ ist, da Person A ja niemals Die Beweggründe von der Haltung von Person B vollständig kennen kann.

In der heutigen Praxis, würde ich also auch zustimmen, dass der Gebrauch von „prüde sein“ überholt ist. Ich glaube da haben wir auch überhaupt keinen Dissenz, im Gegenteil.

Die Frage, die ich mir eigentlich noch stelle, ist, ob es eben auch einen positiven/neutralen Begriff von „prüde sein“ geben kann oder ob es wirklich, so wie oben von @Chamaei dargestellt, nur eine sprachliche Waffe warum Andersdenkende zu brandmarken?

Darum die Frage ob es die Möglichkeit gibt, dass Person A, Person A als prüde bewerten würde, also sich selbst?

Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte diesen Begriff gar nicht in ein positiveres Licht rücken, sondern lediglich darüber nachdenken, ob es so eine Seite dieses Begriffes überhaupt geben kann.

Lieben Gruß
Mayia
 
@Mayia
Eventuell ja einfach sagen wie es ist? Zum Beispiel "Gespräche über Sexualität sind mir unangenehm." oder "Kein Problem, ich rede gerne über Sex". Aussagen dieser Art erzählen lediglich über das eigene Verhältnis zu den Thema - alles gut also.

Kann man meiner Meinung nach auch über andere sagen, ohne dass es übergriffig ist z.B. "Er thematisiert Sex nicht gerne." So ein Satz ist ja voll okay - weil eben rein deskriptiv und nicht wertend.

Natürlich könnte man sich selbst auch als prüde bezeichnen, jeder kann sich selbst ja bezeichnen, wie er will - das sagt dann aber gleichzeitig, dass es eine Art (internalisierte) "Norm" gibt, von der man abweicht. Halte ich für falsch, ist aber subjektiv.
 
Ich finde es auch in Ordnung, eine Kultur als "prüde" zu bezeichnen. Also wenn man sagt, dass etwa die Menschen in den USA (v.a. östlich der Westküste) im Allgemeinen nicht so freizügig sind mit ihren Körpern wie das in Nordwesteuropa (meist) der Fall ist, etwa was Sauna und FKK am Strand angeht: "Die Amerikaner sind ja eher prüde". Das schließt ja nicht aus, dass einzelne Personen es dann doch nicht sind oder sogar freizügiger sind als die Mesncehn (durchschnittlich) in Skandinavien. Aber selbst dann hat ja dieses Wort trotzdem eine negative Tendenz. Man kann sonst neutraler sagen: "Die Amerikaner gehen nicht so offen mit Nacktheit um."
 
Die Frage, die ich mir eigentlich noch stelle, ist, ob es eben auch einen positiven/neutralen Begriff von „prüde sein“ geben kann oder ob es wirklich, so wie oben von @Chamaei dargestellt, nur eine sprachliche Waffe warum Andersdenkende zu brandmarken?

Also, ich kenne den Begriff "prüde" eigentlich auch nur als rhetorischen "Kampfbegriff"...

Also: wenn einer/eine (vermeintlich) sexuell Aufgeschlossenere/r einem/einer anderen irgendwas unterstellen möchte von wegen "weniger sexuell aufgeschlossen" zu sein...

--> Wobei ich aber "unmittelbar" dazu nicht wirklich was sagen kann... Weil: Wenn immer ich diese "Du-bist-so-prüde"-Leute bei mir am Stammtisch mitbekommen habe, dann hab ich die sofort gefragt: "Und du? Machst du Sex lieber bei Licht? Oder lieber ohne Licht?" 😜
 
Ich finde es auch in Ordnung, eine Kultur als "prüde" zu bezeichnen. Also wenn man sagt, dass etwa die Menschen in den USA (v.a. östlich der Westküste) im Allgemeinen nicht so freizügig sind mit ihren Körpern wie das in Nordwesteuropa (meist) der Fall ist, etwa was Sauna und FKK am Strand angeht: "Die Amerikaner sind ja eher prüde". Das schließt ja nicht aus, dass einzelne Personen es dann doch nicht sind oder sogar freizügiger sind als die Mesncehn (durchschnittlich) in Skandinavien. Aber selbst dann hat ja dieses Wort trotzdem eine negative Tendenz. Man kann sonst neutraler sagen: "Die Amerikaner gehen nicht so offen mit Nacktheit um."
Da hast du Recht - das eine ist eben rein komparativ "X geht nicht so mit XY um, wie Y".
Das andere setzt eine Norm. "Normal wäre es soundso, Y liegt drunter.

Letztendlich fände ichs bei der Charakterisierung einer Kultur aber weniger schlimm als bei einer Einzelperson, weil bei letzerer eben meist ein anderes Ziel dahinter steckt.

Seh ich also auch so.
 
Oh, Kimber, haste dich schon vorgestellt? 😉
ja, ich hab mich in dem thread schon vorgestellt^^ das war im Juni 2021^^ #93

Seit damals versuche ich -- in Übereinstimmung mit dem Moderator und gegen alle Widerstände der "Man-muss-in-einem-Forum-nicht-Hallo-Sagen"-Leute -- ein New-Members-Welcome-Forum zu etablieren... in dem neue Leute eben... "Hallo" sagen können und dann freundlich begrüßt werden.... (wie mir scheint, ist mir das missglückt.... 😔)
 
ja, ich hab mich in dem thread schon vorgestellt^^ das war im Juni 2021^^ #93

Seit damals versuche ich -- in Übereinstimmung mit dem Moderator und gegen alle Widerstände der "Man-muss-in-einem-Forum-nicht-Hallo-Sagen"-Leute -- ein New-Members-Welcome-Forum zu etablieren... in dem neue Leute eben... "Hallo" sagen können und dann freundlich begrüßt werden.... (wie mir scheint, ist mir das missglückt.... 😔)
Tja, diese neumodische individuelle Selbstbestimmung ist echt ein fieses Konzept. Vielleicht ist ein anderes Forum ja eher was für dich, mein Hawarer. Irgendwas, wo die klassischen Normen, eine gute Kinderstube und die alten Werte noch was zählen. ;-)
 
Danke für alle Beiträge zum Thema.
Ich habe das Gefühl, das meiste ist gesagt.

Für mich fasse ich es so zusammen:
Was als prüde empfunden wird, ist relativ. Da es von den „Normen“ des Betrachters abhängt, bzw. von den Individuen oder Kollektiven, die man betrachtet.
Da diese Normen, insbesondere bei der Sexualität, sehr individuell und nicht allgemein gültig sind, lässt sich prüde niemals absolut definieren, sondern immer nur im konkreten Fall.

Gesellschaftlich wird der Begriff eher negativ oder historisch sogar als „Kampfbegriff“ benutzt, andere Vorstellungen herabzusetzen.
Von daher sehe ich für mich keinen sinnvollen Nutzen in der heutigen Gesellschaft.
Ich selbst benutze den Begriff zwar eh sehr selten. Aber werde ihn auch in Zukunft weiter meiden.

Für mich macht es auch keinen Unterschied ob er verwendet wird, um ein Individuum oder ein Kollektiv zu bewerten. Auch wenn ich sage „die Amerikanische Gesellschaft ist prüder als…“ setze ich damit voraus, dass die andere Gesellschaft vermeintlich „weiter“ entwickelt ist. Das ist aber auch ein herabsetzen, was ich nicht machen möchte.

Von daher, vielen Dank für die Diskussion. Hat mir Spaß gemacht und viele neue Blickwinkel auf das Thema ergeben.

Lieben Gruß
Mayia
 
Ja, das finde ich, ist eine wirklich schöne Zusammenfassung. (y):rose:
 
Last edited:
Wenn ich mir die Definition von Prüderie angucke, so scheint sie gar nicht in erster Linie mit den Sexualpraktiken zu tun zu haben, sondern damit, dass man Sex als Thema tabuisiert.

Man kann also z.B. selbst komplett auf Sex verzichten oder gar kein Bedürfnis danach haben (Asexualität), ohne im Geringsten prüde zu sein, nämlich dann, wenn man keine Scheu hat, über Sexualität zu reden oder z.B. auch nackt herumzulaufen, z.B. weil einem sonst einfach zu warm wäre.

Umgekehrt bedeutet Prüderie nicht, dass man nicht auch sexuell aktiv wäre, vielleicht sogar erheblich. Man würde aber nur sehr verklausuliert oder verblümt darüber sprechen.
Vielleicht ist sogar das Bild von mir unten ein Beispiel für eine gewisse Prüderie, denn es zeigt quasi nichts explizit Sexuelles, nicht einmal Brustwarzen.
20240123_165038.jpg
 
Meine (persönliche) Definition von "Prüde":

Willentlich nicht bereit, den eigenen Horizont zu erweitern.

Wer etwas probiert hat, und sich dann dagegen entscheidet, ist nicht prüde. Wer sich gegen etwas entscheidet, weil "es sich nicht gehört" ist prüde.

Prüderie ist für mich, anderen die Entscheidungsgewalt über richtig oder falsch zu überlassen.
Der letzte Absatz ist die eine Seite der Medaille namens “Prüderie”. Die andere Seite ist anderen vorzuschreiben was sie in Sachen Sex zu tun und vor allem zu lassen haben.

Da ich nicht den ganzen Thread gelesen habe, hoffe ich, dass ich nicht versehentlich etwas wiederholt habe, was schon jemand geschrieben hat.
 
Die Bezeichnung "prüde" zielt doch eigentlich immer auf andere ab, denke ich. Ich habe noch nie gehört oder gelesen, dass sich jemand selbst als prüde bezeichnet.

Es dient der Abwertung. Prüde zu sein, bedeutet, verklemmt zu sein. Es ist immer ein Urteil über jemand anderes, der der eigenen Norm in einer negativen Weise, und zwar durch mangelnde sexuelle Offenheit, nicht entspricht.
 
Guten Tag Sappho,

ich denke, dass "prüde" eine gesellschaftlich anerzogene Wertung ist.
Und da diese Einstellung nicht rational ist, macht es eine Hinterfragung nahzu unmöglich.
Oder siehst eine Möglichkeit, diese Einstellung zu relativieren?

Liebe Grüße
 
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