Humanistisches Bordell

Dann ist jene Allaussage von dir allerdings auch keine empirische, sonderne eine apriorische. Wie du ihre apriorische Gültigkeit sichern wolltest, wäre nun allerdings noch zu erklären. Welches transzendentale Argument erwiese bitteschön die höhere Promiskuität der Männer vor aller Gelegenheit zu promiskuitivem Verhalten?

Denn wenn es letztlich nur an der Gelegenheit läge, so wäre die von dir unterstellte allmännliche Promiskuität ja eigentlich gar nicht wesentlich männlich, sondern eben nur gelegentlich, also unabhängig vom Geschlecht und also abhängig von den Umständen allein (nicht der Faktor "männliches Geschlecht" steuerte die Promiskuität, sondern der Faktor "Gelegenheit")!
 
Es wird wohl vermutet, dass es evolutionäre Vorteile bietet, wenn Mann seinen Samen möglichst breit streut. Daraus wird wohl vermutet, dass dieses Verhalten ggf. gar genetisch verankert ist. Mann und Männchen gewisser Schichten prahlen gene mit ihrem bodycount. Und die Promiskuität homosexueller Männer ist m. W. ein Grund, warum sich bestimmte Krankheiten in diesen Kreisen schneller verbreiten als in anderen. In meinem Bekanntenkreis gibt es Fälle von fremgegangenen Männern und den Fall einer fremdgegangenen Frau.

Da ich was anderes zu tun haben, als dies wissenschaftlich zu begleiten, habe ich mich mit entsprechenden Infos bislang begnügt.
 
Anders – und einfacher – gesagt: Es ist nichts anderes als dein Vorurteil, daß Männer weitaus promiskuitiver seien als Frauen!
 
Du bist sehr vorhersehbar.

Ich habe Dir die Anhaltspunkte genannt, warum viele andere Menschen und ich dieser Meinung sind. Du kannst Dich natürlich gerne dahinter verschanzen, dass diese meine These nicht wissenschaftlich belegt sei, wobei ich nicht weiß, ob sie das sogar ist. Aber das gilt sicher für 75 % der Soziologie und der Psychologie auch ... .

Insoweit endet hier jede Diskussion, da ich keine Zeit und Lust habe, das jetzt nachzuforschen. Für mich als Normalo genügen diese Anzeichen.
 
Ja, und das ist auch der springende Punkt! Denn diese "Anzeichen" genügen dir ja gerade deswegen, weil sie dein Vorurteil bestätigen! Q. e. d.

Im übrigen verschanze ich mich hier hinter gar nichts, sondern versuche lediglich die Möglichkeiten aufzuzeigen, die scheinbare Gewißheit der eigenen Vorurteile zu hinterfragen.
 
... was nicht unbedingt von Nachteil sein muß, oder? Vor allem, wenn man dazu auch noch "sehr vorhersehbar" ist: so macht man es dem andern besonders leicht, nichts falsch (bzw. alles richtig) zu machen!
 
Was Deine Prozentzahlen hier bedeuten sollen, entzieht sich vollkommen meinem Verständnis. Krankenversicherungs- und Rentenversicherungsbeiträge sollen 65 % betragen ... wovon ... vom Gewinn, von einem Bruttolohn? Der Beitrag zur gesetzlichen RV in D beträgt zur Zeit 18,6 %, zur gesetzlichen KV 14,6 %.

+ Zusatzbeitrag
+ Pflegeversicherung
+ Arbeitslosenversicherung
+ Einkommensteuer

Macht in Summe ... Pi mal Daumen reicht (wegen individueller Einflussfaktoren)?

Rechne doch Du mal.

Sunny.
 
Was soll ich da rechnen?

Es gibt doch keinen festen Einkommensteuersatz. Der ist progressiv ausgestaltet.

Außerdem müßte eine selbstständige Prostituierte bei einem Gewerbertrag über 24.500 € auch noch Gewerbesteuer zahlen, die aber wieder pauschalisiert auf die Einkommensteuer angerechnet wird und deren Höhe vom Gewerbesteuerhebesatz der Gemeinde abhängig ist.

Aus all diesen Gründen betrachtet man bei Wirtschaftlichkeitsanalysen eines Unternehmens immer ein Ergebnis vor Steuern und klammert die Aspekte der persönlichen Lebenshaltung aus.

Abe das habe ich jetzt schon mehrfach geschrieben. Ich denke, Du hast da eine Meinung, da will ich dann nicht weiter stören.
 
Abe das habe ich jetzt schon mehrfach geschrieben. Ich denke, Du hast da eine Meinung, da will ich dann nicht weiter stören.
Hast Recht, ich hatte mich vergaloppiert. Tut mir leid und danke für deine Geduld.

Zurück zum Thema ... wo stehen wir gerade? Ach ja, wo ich die ganze Zeit hinwollte ... was müsste Gustav denn Pi mal Daumen pro Freier bzw. pro Stunde einnehmen, damit er leben, sein Geschäft auf einer schwarzen Null halten (reich werden will er damit ja nicht) und die Damen die für ihn arbeiten fair bezahlen kann?

Sunny.
 
Also zunächst zu den Zahlen -- aber ich denke, wir sollten uns da nicht an Zahlen fest klammern, weil darum geht's doch eig. gar nicht. In Ö liegt die Abgabenquote bei rd. 44%, in D bei 40%. Also: von 100 verdienten Euros muss der/die Erwerbstätige in Ö 43-44, in D 39-40 EUR an den Staat abdrücken. [quelle: statista v. 2022]

In Ö wird allgemein gerechnet, dass die Lohnnebenkosten (Lnk) auf die verrechnete Stunde etwa 100% betragen. Also wenn du willst, dass dir am Ende der Stunde 100,- EUR übrig bleiben, dann musst du 200,- EUR verrechnen. (in D ist es etwas weniger, weil bei uns in Ö ein 13./Sommer und 14./Winter-Gehalt gezahlt wird, was etwa 16% in der Rechnung entspricht.)
--

Aber jetzt unabhängig davon: Bei der SV denke ich, rechenen wir beiden Länder relativ ähnlich: Das sind etwa die 40%, die schon angesprochen wurden. 18+18 = 36 plus ein paar Prozent Pension und ein paar für unser AMS bzw. euer AfArbeit (sofern das überhaupt extra ausgewiesen wird oder nicht schon in den 18/18 drinnen sind ;-). Das teuerste in der Krk.Vers. sind sowieso die Freizeitunfälle auf den Skipisten . Ich war zB seit Jahren nicht mehr Skifahren... Warum soll ich über meine Versicherungsbeiträge jemandem einen Kreuzbandriss mit Arbeitsunfähigkeit plus Reha zahlen? Das gehört als allererstes abgestellt m.Mn.: Wer für 1 Woche in Urlaub auf einen Berg fährt, der soll m.Mn. auch eine eigene Versicherung dafür abschließen: weil in München oder Berlin oder Wien die Menschen normalerweise nicht von Klippen fallen oder von Kühen angegriffen werden, wenn sie sich dummerweise mit Hunden einer Kuh-Herden mit Kälbern nähern....) [das ist gerade eine Sache bei uns in Ö. Das zahlt auch die allgemeine Krankenversicherung...]

--

Um jetzt zum eig. Thema zurück zu kommen: Das ist ja für selbständige (rechtlich ordentlich angestellte) Prostituierte nicht anders als für jeden anderen ordentlich angestellten Selbständigen auch. (ob er jetzt Tischler oder Bäcker oder IT-Fachmann oder Unternehmens-Consulter ist... Der verrechnet auch, sagen wir 200,- EUR/Std. und muss davon SV+BiBaBo abführen...)

Illegale Beschäftigung gibt es auch im Baugewerbe. (obwohl das Bauen von Häusern jetzt wirklich alles andere als illegal ist.😜 Eher im Gegenteil. ;o) Und TROTZDEM ist dort der Anteil an illegaler Beschäftigung so hoch, dass der dt. Zoll erst im März 2024 eine bundesweite Groß-Razzia im Baugewerbe vorgenommen hat...
 
Hast Recht, ich hatte mich vergaloppiert. Tut mir leid und danke für deine Geduld.

Zurück zum Thema ... wo stehen wir gerade? Ach ja, wo ich die ganze Zeit hinwollte ... was müsste Gustav denn Pi mal Daumen pro Freier bzw. pro Stunde einnehmen, damit er leben, sein Geschäft auf einer schwarzen Null halten (reich werden will er damit ja nicht) und die Damen die für ihn arbeiten fair bezahlen kann?

Also wenn ich es jetzt grob rechnen würde (die 810,- [+30,-] hab ich ja selber nur von deren Webpage... ich gehe davon aus, dass die begehrten Damen, die bei ihnen häufiger die Zimmer buchen, im Endeffekt 650-750,- zahlen werden pro Woche... Sogar in jedem "normalen Hotel" in Ö bekommst du als Stammgast bis zu 20% Rabatt auf den Preis, den du zB auf booking.com findest... ;) ) Aber rechnen wir mit den 840,-:

Wenn ich von Lebenserhaltungskosten (ohne Wohnung) von 1.400,- EUR/Monat aus gehe,
Plus eben die 840,- EUR x 4,3 = 3.612,- --> ergibt das ~ 5.000,-/Monat.

D.h. sie muss pro Monat 5.000,- netto verdienen --> also 9.000,- brutto voll sozialversichert (gerechnet mit *1,8... 40% SV + 20% Eink.steuer + 20% sonstige Abgaben)

Wenn wir jetzt ausgehen von 150,- pro "Normal"-Sex/Std. (9.000 / 150), dann entspricht das: 60x Sex. Also auf die 30 Tage im Monat: 2x/Tag. Oder 14x/Woche. Jetzt nur rechnerisch.

Ich bin selbst überrascht von diesem Rechen-Ergebnis. ;) :unsure:

kendra

EDIT: Rechnung verfeinert
 
Last edited:
Hallo zusammen,

die Frage von Sunny3429 "was müsste Gustav denn Pi mal Daumen pro Freier bzw. pro Stunde einnehmen, damit er leben, sein Geschäft auf einer schwarzen Null halten (reich werden will er damit ja nicht) und die Damen die für ihn arbeiten fair bezahlen kann?" kann in dieser Runde meiner Meinung nach nicht seriös beantwortet werden, da uns viele Informationen fehlen.

Was wir an Grundlagen für unsere Überlegungen haben, ist relativ wenig:
  • er will ein Bordell betreiben
  • er will die Damen, die für ihn arbeiten, anständig bezahlen
  • er will damit nicht reich werden
Insgesamt sehe ich drei große Kostenblöcke:
  1. Da er ein Bordell betreiben will, benötigt er zunächst einmal eine Immobilie. Der Einfachheit halber gehe ich jetzt einmal davon aus, dass er das Objekt kauft. Abhängig davon, wie hoch seine Erbschaft ausgefallen ist, wird er vermutlich einen Teil des Kaufpreises über die Aufnahme einer Hypothek finanzieren, die dann zurückgezahlt werden muss. Zu den Finanzierungskosten kommen dann noch die Grundsteuer, Kosten für Strom, Wasser, Müllentsorgung, Feuerversicherung etc. sowie die Abschreibungskosten für die Ausstattung hinzu. Zusätzlich fallen weitere allgemeine Kosten an: Reinigung, Sicherheitspersonal.
  2. Der zweite Kostenblock betrifft die Kosten für den Lebensunterhalt von Gustav. Er schreibt zwar, dass das Business rentabel sein soll, aber diese Anforderung ist so allgemein, dass man damit nicht viel anfangen kann. Folgende Fragen müssten daher geklärt werden:
    1. Wäre das Bordell seine alleinige Einnahmequelle oder bezieht er noch anderweitige Einkünfte aus Selbständigkeit oder einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung als Arbeitnehmer?
    2. Reichen diese Einkünfte zur Finanzierung seiner sozialen Absicherung aus oder müsste er dazu auf die Einnahmen aus dem Bordellbetrieb zurückgreifen?
    3. Hinzu kommen dann noch die laufenden Ausgaben für seinen Lebensunterhalt sowie die Bildung einer persönlichen Vermögensrücklage
  3. Die Summe aus diesen beiden Kostenblöcken ist dann eine Grundlage für die Preiskalkulation der angebotenen sexuellen Dienstleistungen. Dazu kommen dann die Bruttogehälter der für ihn arbeitenden Damen und gegebenenfalls weiterer Beschäftigter einschließlich der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung. Da er die Damen, die für ihn arbeiten, anständig bezahlen will, dürften die Gehälter über dem Mindestlohnniveau liegen. Zusätzlich sollte bei der Kalkulation noch ein Puffer eingeplant werden, um eine Rücklage zu bilden, damit die Einkommenssteuern und die Sozialabgaben der Beschäftigten auch dann gezahlt werden können, wenn die Geschäfte einmal nicht so gut laufen.
Das sind jetzt nur einige Punkte, die mir spontan zu Sunnys Frage eingefallen sind und die mich zu meinem Eingangsstatement veranlasst haben. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ich hatte beim Schreiben die Gründung eines Bordells in Deutschland im Sinn gehabt.

Ich wünsche Euch weiterhin eine angeregte Diskussion,

herzliche Grüße
Juergen56
 
Das wird wohl etwas off-topic, aber...

Ihr müsste hier etwas vorsichtig sein: das PKV/GKV System in Deutschland ist nur entfernt ähnlich und daher überhaupt nicht vergleichbar mit GKV+PKV in Österreich.

Stimmt. Ich beziehe mich ausschließlich auf das System in Deutschland.

In D ist es eine entweder/oder Geschichte, die PKV ist eine von auf den provisionsmotivierten Verkauf von PKV spezialisierten Unternehmen getriebene, gewinnorientierte Branche, mit Vorteilen für Junge, Reiche und Beamte und ansonsten ziemlich asozialen Nebenwirkungen.

In D ist m.W. die Prämienhöhe [Edit: in der PKV] auf längere Sicht weitgehend unkalkulierbar, da die Versicherer die Prämien ihrer Versicherten mit Hilfe offener und geschlossener Tarife, deren Höhe sie weitgehend selbst bestimmen, im Lauf der Zeit fast beliebig steuern können.

@Sunny3429 : Nimm´s mir nicht übel, aber das ist ein Ansammlung sachlich unrichtiger Voruteile und Klischees, die wirkt, als hättest du sie irgendwo gelesen und kritiklos übernommen - was mich gerade bei dir überrascht, das scheint sonst nicht dein Stil zu sein. Von daher, auch wenn es off-topic ist, ein paar Anmerkungen zum dualen System der Krankenversicherung in Deutschland und der PKV im speziellen:

Ja, die PKV ist ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen, und ja, der Vertrieb ist provisionsgesteuert - wie die weitaus meisten Vertriebe auf der Welt, wenn ich in Marketing nicht was verschlafen hab. Das kann man selbstverständlich kritisieren, aber dann kritisiert man das kapitalistische Wirtschaftssystem insgesamt.

Das duale System, und in ihm die Versicherung in der PKV, hat seine Vor- und Nachteile, wie jedes andere System auch. Ob man von der PKV Vorteile hat, hängt von den gesamten Lebensumständen hat. Ich persönlich habe mich zum Verbleib in der GKV entschieden.

Was die von dir zitierten Gruppen angeht: Die meisten Beamten können sich aufgrund des Beihilfesystems in Deutschland und eines fehlenden Angebots darauf abgestimmter Tarife durch die GKV nur in der PKV sinnvoll versichern. Das weicht aber immer mehr auf, auch bestimmte Beamte können - und wollen - sich jetzt in der GKV versichern, das sog. "Hamburger Modell" oder auch pauschale Beihilfe. Was "reich" angeht: Ein Einkommen in bestimmter Höhe (oberhalb der JAEG) ist für abhängig Beschäftigte Voraussetzung für die Aufnahme in die PKV. Wer wirklich "reich" ist, so reich, dass er die Risiken selber abfedern kann, sollte sich aus rein risikotechnischer Sicht überhaupt nicht versichern. Und was die "Jungen" angeht: Die Beiträge in der PKV steigen kalkulationsbedingt altersabhängig an. Wer sich allein im Hinblick auf den niedrigen Beitrag in jungen Jahren privat krankenvollversicht, hat was nicht verstanden, oder ist ein (Falsch-)Beratungsopfer. Das ist eine langfristige, perspektivische Entscheidung, die viele Faktoren und Entwicklungen mit einbeziehen muss.

Was die "asozialen Nebenwirkungen" betrifft: Sorry, aber das ist ein ebenso unbelegter wie im Ergebnis unrichtiger Allgemeinplatz. Und ehrlich: Ich hasse jegliches Schubladendenken, ich hasse die vollständig fraktionsorientierte Art zu diskutieren, die sich immer weiter ausbreitet, und ich würde mich selber eher links der Mitte einordnen: Aber das liest sich jetzt wirklich wie aus der linksideologischen Mottenkiste. Zunächst mal, die PKV ist kein Medikament, ich kenne überhaupt keine "Nebenwirkungen" im Sinne einer Drittbetroffenheit. Im System hat sie ihre Vorzüge: Anders als die GKV erfolgt die Altersvorsorge vertragsindividuell und kapitalgedeckt, eine Belastung künftiger Generationen erfolgt nicht. Die Verwaltung ist meist effizienter, damit günstiger als die der GKV. Und die PKV leistet einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung des Gesundheitssystems insgesamt. Ohne Privatpatienten wäre eine Vielzahl der Kliniken, Arztpraxen und Spitenmedizin derzeit nicht rentabel zu betreiben. Klar gibt es auch Kritikpunkte: Der Zugang ist im Wesentlichen auf besserverdienende Angestellte, Beamte und Selbständige beschränkt, was man durchaus kritisch sehen kann. Ich halte es für ungerecht. Andere Faktoren auch. Aber "asozial" ist schlicht und einfach neben der Spur.

Endgültig abenteuerlich wird es beim letzten Satz: "In D ist m.W. die Prämienhöhe [Edit: in der PKV] auf längere Sicht weitgehend unkalkulierbar, da die Versicherer die Prämien ihrer Versicherten mit Hilfe offener und geschlossener Tarife, deren Höhe sie weitgehend selbst bestimmen, im Lauf der Zeit fast beliebig steuern können." - sorry, aber das ist einfach nur Geschwurbel. Es ist eine sinnlose Aneinanderreihung unrichtig verwendeter Begriffe und noch nicht mal halb verstander Zusammenhänge, vermischt mit schlichtem Quatsch. Da könnte ich auch diskutieren, ob die Superreichen dieser Welt die Kondensstreifen von Flugzeugen vergiften.
Punkt eins, die auf längere Zeit unkalkulierbaren Beiträge. Den Beitragsanstieg im Alter zu kalkulieren ist die tägliche Arbeit eines jeden Aktuars in der PKV. Selbstverständlich kann man das. Die Kalkulation der PKV baut auf den verfügbaren Daten auf, erfolgt nach wissenschaftlich anerkannten Grundsätzen und wird zig-fach geprüft: Intern, vom verantwortlichen Aktuar, vom mathematischen Treuhänder und schlussendlich von der BaFin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Das ist keine Garantie, dass die Einnahmen auch eintreten? Tja, um es mit Karl Valentin zu sagen: Vorhersagen sind schwierig, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen. Wo die Beiträge der GKV in 20 Jahren stehen, kann ich deutlich schlechter einschätzen. Dafür garantiert die PKV den Leistungsumfang in vertraglich festgelegtem Umfang, was ich von der GKV und ihrer ständigen Leistungsausdünnung nicht sagen kann.
Punkt zwei: Die Beitragshöhe ließe sich "fast beliebig steuern". Da krieg ich echt zu viel. Da kommt von wem, der einfach keine Ahnung hat. Die Vorschriften zur Kalkulation einer Krankenvollversicherung und vieler anderer Tarife sind in der KVAV enthalten, und die lässt nicht viel Spielräume. Insbesondere lässt sie keinerlei Beliebigkeit zu. Jeder Schritt, jede Annahme, wird zig-fach geprüft, von den zuvor genannten Instanzen, die für jede Unrichtigkeit selber haften. In zweiter Reihe stehen der Verbraucherschutz und danach schlicht der Markt. Ja, es gibt sie, die Gestaltungsspielräume und die Stellschrauben. Aber "Beliebigkeit" ist Blödsinn, und eine unauskömmliche Erstkalkulation der sicherste Weg in die Insolvenz. Die darfst du nämlich in den kommenden Beitragsanpassungen nicht mehr aufholen. Das ist genau einmal passiert, einer vertrauenerweckender Weise in Lichtenstein angesiedelten Schweizer Gesellschaft mit Geschäftstätigkeit im deutschen Raum. Und die gibt es jetzt nicht mehr. Rate mal, wieso.
Und dann schwimmt in dieser Suppe die Behauptung, diese ganze - absolut aufsichtsrechtswidrige Praxis - ließe sich irgendwie mit Hilfe "offener und geschlossener Tarife" bewerkstelligen. Urg. Ich weißt, was gemeint ist - das schnelle nachschieben neuer, verbunden mit dem schließen alter Tarife ist ein problematisches Marktverhalten. Dass sich damit die Beitragshöhe steuern ließe, ist dagegen purer Unsinn. Insbesondere nicht für den Bestand, der einfach in die neuen Tarife wechseln kann. Diesen Wechsel zu unterbinden gab es einmal einen Versuch, diesmal von einem sehr, sehr großen und auch renommierten Mitglied der PKV. Über die Klatsche, die sich dieses Unternehmen auf Klage der BaFin vor Gericht eingeholt hat, lacht die gesamte Branche immer noch.

Kurz und gut, das duale System in Deutschland ist bei weitem nicht perfekt. Da bleibt viel Raum für berechtigte Kritik. Aber für diese Dämonisierung fehlt ganz einfach jede Grundlage, und ich sehe nicht, wo es so viel besser läuft. Fühl dich auch bitte nicht persönlich angegriffen - das ist allein dem Thema geschuldet.

Was die Versicherung von Prostituierten angeht: Mich gruselt´s schon, wenn ich "Spezialtarife, etwas teurer" lese. Aber ich werde es mal googeln, und wenn du einen Link zur Verfügung stellen möchtest, auch per PM - gerne.

Die PKV stellt auf das persönliche Risiko ab. Dass da Prostituierte mehr bezahlen müssen als ein Büromensch liegt in der Natur der Sache, weil sie ein höheres Gesundheitsrisiko haben. Das Abstellen auf das persönliche Risiko ist aus meiner Sicht in den meisten Fällen sinnvoll, weil sehr viele gesundheitliche Risiken von persönliche Entscheidungen abhängig isind und kein Grund ersichtlich ist, warum soche Risiken vergesellschaftet werden sollen (z. B. Rauchen, Trinken, kein Sport). Und hier zeigt sich wieder, dass der Ruf nach der gesetzlichen (Zwangs-)-Versicherung für Prostituierte der Ruf nach der Vergesellschaftung deren Gesundheitsrisiken ist. Sie sollen nicht risikogerecht zahlen müssen, sondern die erhöhten Risiken sollen auf die Solidargemeinschaft abgewälzt weren.
Völlig richtig. Die PKV kalkuliert risikoadäquat, die GKV ist eine Solidargemeinschaft, bei der gerade nicht auf das persönliche Risiko geschaut wird. Und ja, wenn die Prostituieten als erhöhtes Risiko in die GKV kommen, finanziert das die Gesamtheit der Sozialversicherten. Aber das ist nun mal das Wesen der Solidargemeinschaft: einer trage des anderen Last. Wo möchtest du die Grenze ziehen? Bei den ganzen Adiposen, die sich mit Transfetten vollstopfen? Den Typen mit mangelnder Zahnhygiene? Den Bewegungs- und den Vorsorgemuffeln? Ich fürchte, das ist ganz oder gar nicht, denn die Grenze lässt sich nicht fair ziehen. Da sehe ich nicht, gerade eine Gruppe auszugrenzen, die es eh nicht einfach hat.
 
Last edited:
Auf den langen Post oben möchte ich nicht im Detail eingehen. Im Grunde stimme ich dem aber zu.

Nur einen Punkt heraus gegriffen, über die D-GKV/PK, mit ein paar Details, die vllt. von Interesse sein könnten:

Natürlich macht es einen Sinn, etwas über eine allgemeine Krankenversicherung zu versichern. (haha, das hab ich erst nach schauen müssen, was ihr in D da gerade für eine Diskussion über GKV u. PKV... führt^^). Und natürlich macht es auch Sinn, etwas über private Krankenvorsorge zu versichern.
Ich habe oben das Beispiel gebracht mit den Unfällen auf Ski-Pisten. Die gehören m.Mn. überhaupt nicht in eine allgemeine Versicherung, sondern gänzlich privat versichert... --> Die Österr. Versicherungen (ÖGK und AUVA) tun das zum Teil auch. Die Bergungskosten per Hubschrauber von einer Ski-Piste übernimmt die ÖGK zB nicht. Hingegen, wenn ein Kind von einem Auto überfahren wird, dann übernimmt die AUVA den Hubschrauber-Einsatz sehr wohl... [details: durchblicker.at / 2023: Wer zahlt die Kosten für eine Hubschrauberrettung?])

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Ebenso stimmt natürlich, dass eine allgemeine Pflichtversicherung das über das Kapitalumlageverfahren finanziert. (also grob gesagt: Die Jungen zahlen ein, und die Alten nehmen heraus. Und wenn die Jungen dann alt geworden sind, dann sind hoffentlich genug [neue] Junge nach gekommen, dass die [dann] Alten [früheren "Jungen"...] die gleichen Leistungen beziehen können wie die Alten vor 100 Jahen, für die sie damals gezahlt haben...)

Während eine private Krankenversicherung nach dem Kapitaldeckungsverfahren vorgeht. Also, grob gesagt: Sie müssen die Kohle, die sie über 30-40 Jahre von den Versicherten bekommen haben, irgendwo anlegen. Und dann, 30-40 Jahre später, zahlen sie ihnen das Geld dann wieder aus. (Jede Lebensversicherung arbeitet so...)

Das Problem daran ist, dass das auch nicht so richtig funktioniert. Weil: (das war vor ein paar Jahren, da hat eine Pensionsversicherung einige hunderte Milliarden EUR am Aktienmarkt investiert. [zwecks Rendite u.s.w.] Aber eben in die falschen Aktien. Und dann ist der Aktienmarkt um 20% gefallen --> Schwuppdiwupp, sind von den investierten 100 Milliarden Versicherten-Gelder plötzlich 20 Milliarden weg.... Und damit natürlich: kann die Versicherung im Gegenzug nur noch 80 Mrd. auszahlen für die 100 Mrd., die sie von den Versicherten über 30-40 Jahre einbezahlt bekommen hat....)
Nicht viel anders ist das Problem, wenn du in Staatsanleihen investierst. Wenn ein Versicherer zB um die 2000'er-Jahre herum in argentinische Staatsanleihen investiert hat, dann waren nachher nicht nur 20 Milliarden futsch (die 20% der investierten 100 Milliarden Versicherten-Gelder...), sondern gleich die ganzen 100 Milliarden... [Argentinien, Staatspleite 2001 wiki]

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Also alles in allem: Beide Systeme machen Sinn, grundsätzlich... Aber auch beide Systeme haben ihre unterschiedlichen Tücken... ;)
 
Völlig richtig. Die PKV kalkuliert risikoadäquat, die GKV ist eine Solidargemeinschaft, bei der gerade nicht auf das persönliche Risiko geschaut wird. Und ja, wenn die Prostituieten als erhöhtes Risiko in die GKV kommen, finanziert das die Gesamtheit der Sozialversicherten. Aber das ist nun mal das Wesen der Solidargemeinschaft: einer trage des anderen Last. Wo möchtest du die Grenze ziehen? Bei den ganzen Adiposen, die sich mit Transfetten vollstopfen? Den Typen mit mangelnder Zahnhygiene? Den Bewegungs- und den Vorsorgemuffeln? Ich fürchte, das ist ganz oder gar nicht, denn die Grenze lässt sich nicht fair ziehen. Da sehe ich nicht, gerade ein Gruppe auszugrenzen, die es eh nicht einfach hat.

Ja, völlig richtig: » das ist nun mal das Wesen der Solidargemeinschaft « Oder man könnte auch sagen: Die Idee des Staates.

West-Deutschland hat damals auch die Wiederaufbau-Kosten für Ost-Deutschland getragen. (Hätte man auch sagen können: Na, dann sollen die Sachsen und Brandenburger halt ihre eigenen Wohnungen bauen? -- Was geht uns das in Bayern an, was die dort an der Grenze zu Polen für Wohnungen bauen?) Die Nord-Deutschen brauchen zB auch keine Hochspannungs-Strom-Leitungen von den Windkraftfeldern in der Nord-See nach Baden-Württemberg. Warum auch? Sie haben den Strom ja direkt vor ihrer Haustür? [wiki: Südlink]

Aber das ist nun mal das Wesen einer Solidargemeinschaft: Die, die es nicht brauchen, zahlen für die, die es schon brauchen. In der Hoffnung (oder Erwartung), dass diese dann auch einmal etwas zahlen werden, was man dann selber braucht.... ;):giggle:

kendra
 
Versicherungen dürfen nicht in das investieren, was sie wollen. Da gibt es gesetzliche Schranken, um so ein Klumpenrisiko zu vermeiden.
 
Versicherungen dürfen nicht in das investieren, was sie wollen. Da gibt es gesetzliche Schranken, um so ein Klumpenrisiko zu vermeiden.

Naja, da hast du schon recht. Natürlich gibt es gewisse Regelungen in D, wo deutsche Pensionsversicherer investieren dürfen und wo nicht... Aber, jetzt im Ernst: Wer kontrolliert denn wirklich das Invesitionsgeschäft der Münchner RE?

Die einzigen, die mir ad hoc einfallen, die sich wirklich nix um Rendite und Ertrag scheren, das ist er norwegische Öl-Fonds. Einfach, weil die so viel Geld haben, dass es ihnen wurscht ist, ob sie in einem Jahr 1,6 Billionen (!) Kronen Minus machen, und im nächsten Jahr dann 2,22 Billionen Kronen [~ 200 Mrd. EUR] Plus.... [tagesschau.de / 30.1.2024]
 
Du wiederholst dich.
Es steht dir aber frei ihn einfach zu ignorieren ;-)

Lieben Gruss
Mayia
@Mayia

Das Thread-Thema ist das eine.
Das andere sind die Argumente, die hier angeführt werden. Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit welch absurden gedanklichen Verrenkungen versucht wird, aus einem wirklich sehr persönlichen Aspekt der menschlichen Existenz-- der Sexualität-- eine "normale Dienstleistung" konstruieren zu wollen.
Und das ist durchaus interessant zu lesen.
 
Last edited:
Früher das Bundesamt für Versicherungsaufsicht, jetzt das Bundesamt für Finanzaufsicht.

Ob die Wirtschaftsprüfer sich das auch ansehen, weiß ich nicht.
 
@Prostitution: Unterschiedliche (moralische und juristische) Standpunkte am Beispiel Schweden/Deutschland

-- Siehe den Artikel
- "Deutschland - Schweden: Unterschiedliche ideologische Hintergründe in der Prostitutionsgesetzgebung."

Der Artikel erspart mir viele Beiträge, da er meine Haltung zur Prostitution ausführlich referiert.

Ich vertrete ganz eindeutig den schwedischen Standpunkt.

--Zur aktuellen juristischen Situation in Deutschland:
- "Prostituiertenschutzgesetz" (in Kraft getreten am 01.Juli 2017) (Wiki)
 
@Sunny3429 : Nimm´s mir nicht übel, aber das ist ein Ansammlung sachlich unrichtiger Voruteile und Klischees, die wirkt, als hättest du sie irgendwo gelesen und kritiklos übernommen
Entschuldige wenn ich deine sicher interessante und gut gemeinte Antwort nicht ganz durchlese, aber das Thema ist für mich emotional ziemlich aufgeladen.

Ich denke, es geht weder um "Vorurteile" noch "Klischees", sondern um persönliche Erfahrung.

Ich war nach Start in der GKV gut 20 Jahre lang in einer PKV (Central, inzwischen meines Wissens aufgelöst). Ich habe brav meine Prämien gezahlt, und keinen nenenswerten Leistungen bezogen. Die Prämien stiegen kontinuierlich in etwa so wie die allgemeinen Preise + ein bisschen was. Das ging gut, bis ich langsam auf die 50 zugesteuert bin. Ab dann kamen mit schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr saftige Preiserhöhungen, zuletzt an 3 Jahren hintereinander im zweistelligen Bereich, und immer mit einer lapidaren 08/15 Begründung (Bevölkerung wird immer älter [was für eine Überrachung], allgemeine Preissteigerung [25% - vor Corona bitte in welchem Jahr konkret auch nur annähernd???] , alles vom Treuhänder geprüft und abgenommen [WER hat das abgenommen? Name, Adresse? Hatte nicht zufällig ein Büro in Indien (am Ende des Ganges)], also alles blablabla). Am Ende (ca. 2015) lag ich - ohne besondere Leistungen - weit über 1000€/Monat trotz 650€ Selbstbehalt (oder waren es gar 900), und ein Ende der Preisspirale war nicht abzusehen.

Versuche innerhalb der Versicherung in einen anderen Tarif zu wechseln wurde abgeschmettert, es wurde mir einfach keiner angeboten, ich sei bereits in dem Optimalen. Versuche in dem Alter zu einer anderen Gesellschaft zu wechseln waren ebenfalls erfolglos.

Welches "individuelle Risiko" lag bitte dieser "Kalkulation" zu Grunde - außer meinem Alter, und das kann man wohl kaum als "individuelles Risiko" bezeichnen. Von den viel besungenen "besseren Leistungen" war ebenfalls wenig zu merken, bei exotischem Zeug war man unwesentlich großzügiger, bei den Standards die ich wirklich gebraucht habe eher restriktiver. Es wurde allerdings bei jedem Arztbesuch auf Teufel komm raus Zeug veschrieben was ich im Leben nie haben wollte, und seltsamerweise war jede simple Warzenentfernung bei mir immer superschwierig - ich kann mich nicht erinnern, auf einer Rechnung jemals einen anderen Abrechungsfaktor als 2,5 gesehen zu haben. So viel zum Thema "allgemeine Preissteigerungen". Immerhin hatte ich nie Probleme, kurzfristig einen Arzttermin zu bekommen.

Ich drücke mich nun, nach den ersten drei Absätzen die ich noch ertragen konnte, so gewählt aus wie ich kann: ich las bei dir das selbe Geseier das ich damals, als ich auf Anraten meines damaligen Chefs von der GKV in die PKV gewechselt bin, von meinem "Versicherungsberater" um die Ohren gehauen bekommen habe.

Über die Unterschiede bei Beamten, die m.E. eine nochmals deutlich großzügigere PKV genießen können als der "Normale" PKV Kunde bin ich, denke ich, ebenfalls im Großen und Ganzen informiert, da ich in Deutschland mit einer Beamtin verheiratet war.

Und damit ist das Thema für mich in diesem Leben durch. Durch einen Wechsel von Deutschland "zurück" nach Österreich nach meiner Scheidung kam ich aus der PKV Kostenfalle wieder heraus und ich bin seither zufriedener GKV Kunde.

Ich habe weder meiner Ex-Frau noch meiner Ex-PKV jemals eine Träne nachgeweint.

Sunny.
 
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