Nein, die Jobs für ungelernte gibt es heute viel weniger als früher – man muss sich nur die Automobilfabriken anschauen, in denen Roboter all die schweren bzw. monotonen Arbeiten durchführen, die früher zu Hunderttausenden von Arbeitern erledigt worden sind, die dafür nicht einmal lesen und schreiben mussten (z.B. Bauernsöhne aus Ostanatolien).
Ein anderes Beispiel: Heute muss ein Automechaniker spezielle Computer teilweise programmieren können, deswegen heißt er heute nicht mehr Automechaniker, sondern Mechatroniker. Und das schafft er nicht, wenn er gerade mal die Hauptschule schafft.
Die heutigen Anforderungen an die Arbeitskräfte sind einfach anders als früher, deswegen müssen Schulen auch auf andere Dinge Wert legen als früher.
Ich würde nie auf die Idee kommen, einen Mechaniker als "Ungelernten" zu bezeichnen. Auch früher, bevor der Elektronik-Tsunami über die Autowelt gekommen ist, erforderte dieser Beruf viel Fachwissen, Intelligenz und Kreativität. Letzteres vielleicht sogar mehr, denn heute melden ja eingebaute Sensoren und Geräte dem Mechaniker ja, wo dem Auto der Schuh, pardon der Reifen, drückt. Und hätte der Hauptschuldabschluss dieselbe Qualität wie vor 30 Jahren, würde auch der heutige Absolvent die Lehre zum Mechatroniker locker schaffen.
O.k., viele frühere Jobs für "Ungelernte" sind weggefallen. Aber manch andere sind dazu gekommen, gerade die persönlichen Dienste, wie Haus- und Gartenarbeiten, werden viel mehr fremd vergeben als früher (und hätte ich die Wahl, würde ich viiel lieber für andere Leute den Rasen mähen als an einem Fließband arbeiten). Nur ist sich der gemeine Deutsche zu schade für diese Jobs, und, zugegeben, der Mehrertrag gegenüber Hartz IV ist sicher zu gering um sich dafür die Hände schmutzig zu machen.