[...] Welche Ressourcen verbraucht das Schreiben von Geschichten? Früher: Tinte und Papier. Heute: Strom. Solange der gewillte Schreiber von heute also noch seine Stromrechnung begleichen bzw. sich Papier und Stift leisten kann, kann er soviel schreiben, wie er will, oder um es in Deinen eigenen Worten zu sagen: „unbegrenzt“. Es besteht also schlechterdings nicht das von Dir beschriebene Ressourcenproblem!
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MfG
Auden James
Lebenszeit ist eine extrem kostbare Ressource und gut ausgearbeitete Texte benötigen überproportional mehr Zeit als skizzenhaft umrissene Handlungen.
Evtl. leitete sich der Anspruch der heutigen Leser von dem ab, was sie auf YouTube, TikTok und Co. sehen. Bei diesen Filmbeiträgen sind keine Kamerateams und Tontechniker beteiligt, wie es beim professionellen Film und Fernsehen üblich ist.
Während die Produktion eines Kinofilms mehrere Monate dauert, streamen YouTuber drei Stunden am Stück ungefiltert aus ihrem schlecht beleuchteten Wohnzimmer und mit schepperndem Ton über irgendein Thema und erreichen damit ihre Zielgruppe. Mir ist kein Kommentar auf YouTube bekannt, in dem die cineastische Qualität bemängelt wird, solange man dem Inhalt folgen kann. (Sie Diskussion über Rechtschreibung weiter oben in diesem Thread)
Das Medienverhalten wandelt sich immer und immer schneller:
Vor hundert Jahren hat die Großfamilie abends am Kamin gesessen und geplaudert. (Oder ein gutes Buch gelesen). Radio und Fernsehen haben diese Idylle kaputt gemacht.
Als Wetten, dass … abgesetzt wurde, haben manche den Untergang der letzten großen Abendshow beklagt, als die ganze Familie stundenlang schweigend vor dem Fernseher saß – das geht heute nicht mehr.
Das mediale Konsumverhalten tendiert immer mehr zu kurzen, prägnanten Inhalten. Sketche von Loriot brauchten teilweise 10 Minuten bis zu Pointe. Heute muss der Lachreflex nach wenigen Sekunden ausgelöst werden, oder der Beitrag wird weggewischt.
(Diese Sekundenclips bilden das Extrem zu den endlosen Streamingsessions, die ins Netz gestellt werden, weil es nichts kostet, die Kamera mitlaufen zu lassen.)
Ich halte diese Entwicklung nicht für gut, aber die Vergangenheit kommt nicht zurück und irgendwann empört sich die Jungen von heute über die Gepflogenheiten ihrer Nachkommen.
Lg
_Faith_