Kein "Literaturkanal"

[...] Welche Ressourcen verbraucht das Schreiben von Geschichten? Früher: Tinte und Papier. Heute: Strom. Solange der gewillte Schreiber von heute also noch seine Stromrechnung begleichen bzw. sich Papier und Stift leisten kann, kann er soviel schreiben, wie er will, oder um es in Deinen eigenen Worten zu sagen: „unbegrenzt“. Es besteht also schlechterdings nicht das von Dir beschriebene Ressourcenproblem!

[...]

MfG
Auden James

Lebenszeit ist eine extrem kostbare Ressource und gut ausgearbeitete Texte benötigen überproportional mehr Zeit als skizzenhaft umrissene Handlungen.

Evtl. leitete sich der Anspruch der heutigen Leser von dem ab, was sie auf YouTube, TikTok und Co. sehen. Bei diesen Filmbeiträgen sind keine Kamerateams und Tontechniker beteiligt, wie es beim professionellen Film und Fernsehen üblich ist.

Während die Produktion eines Kinofilms mehrere Monate dauert, streamen YouTuber drei Stunden am Stück ungefiltert aus ihrem schlecht beleuchteten Wohnzimmer und mit schepperndem Ton über irgendein Thema und erreichen damit ihre Zielgruppe. Mir ist kein Kommentar auf YouTube bekannt, in dem die cineastische Qualität bemängelt wird, solange man dem Inhalt folgen kann. (Sie Diskussion über Rechtschreibung weiter oben in diesem Thread)

Das Medienverhalten wandelt sich immer und immer schneller:
Vor hundert Jahren hat die Großfamilie abends am Kamin gesessen und geplaudert. (Oder ein gutes Buch gelesen). Radio und Fernsehen haben diese Idylle kaputt gemacht.

Als Wetten, dass … abgesetzt wurde, haben manche den Untergang der letzten großen Abendshow beklagt, als die ganze Familie stundenlang schweigend vor dem Fernseher saß – das geht heute nicht mehr.
Das mediale Konsumverhalten tendiert immer mehr zu kurzen, prägnanten Inhalten. Sketche von Loriot brauchten teilweise 10 Minuten bis zu Pointe. Heute muss der Lachreflex nach wenigen Sekunden ausgelöst werden, oder der Beitrag wird weggewischt.
(Diese Sekundenclips bilden das Extrem zu den endlosen Streamingsessions, die ins Netz gestellt werden, weil es nichts kostet, die Kamera mitlaufen zu lassen.)

Ich halte diese Entwicklung nicht für gut, aber die Vergangenheit kommt nicht zurück und irgendwann empört sich die Jungen von heute über die Gepflogenheiten ihrer Nachkommen.

Lg
_Faith_
 
@ Faith

Lebenszeit ist eine extrem kostbare Ressource und gut ausgearbeitete Texte benötigen überproportional mehr Zeit als skizzenhaft umrissene Handlungen.
Ich dachte mir schon, daß in einer Replik zu diesem Punkt die (vermeintliche) Ressource „Zeit“ genannt würde. Nun, natürlich ist die Lebenszeit eines einzelnen Menschen – nach allem, was wir wissen – begrenzt, sprich: alle Menschen sind sterblich.

Die Sache ist nur die, daß das für Dingo666s Argument, auf das ich mich in meinem letzten Beitrag ja bezog, keine Rolle spielt! Denn sein Argument lautete ja, daß es nicht ausschließlich „schnittig Sportwagen und vollendet designte Mobile“ auf den Straßen gebe, weil die Ressourcen zu ihrer Produktion nicht unbegrenzt zur Verfügung stünden. Die Ressourcen (Rohstoffe), die für den Bau eines Autos verbraucht werden – Aluminium, Glas, Stahl (Eisen), Erdölprodukte etc. – sind allerdings reine Materie; die Zeit hingegen ist – nach allem, was wir wissen – keine reine Materie. (Tatsächlich ist es eine ziemliche knifflige Frage, was Zeit denn überhaupt ist!) Sie unter jene von Dingo666 angeführten Ressourcen (Rohstoffe) subsumieren zu wollen, wäre ein klassischer Kategorien- und also Logikfehler!

Aus diesem Grund führte ich in meinem letzten Beitrag auch nur rein materielle Ressourcen (Rohstoffe) an, die bei der Produktion von Literatur durch den Schreiber verbraucht werden. Und diese sind offensichtlich in einer solchen Menge vorhanden, daß kein Schreiber der Welt sie jemals verbrauchen könnte – nicht, solange er ein Mensch und also sterblich ist!

Und selbst wenn man die Zeit als begrenzende „Ressource“ (ein in diesem Zusammenhang, wie ich finde, leicht mißverständlicher Ausdruck) anführen wollte, der die Produktion ästhetisch wertvoller Gegenstände beschränke, so ist meine Antwort einfach, daß Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde! Gleichfalls der Kölner Dom mit seiner Bauzeit von 632 Jahren! Nur weil also vielleicht nicht alle möglichen Gegenstand in der Lebenszeit eines Menschen auf ästhetisch wertvolle Weise vollendet (produziert) werden können, folgt daraus nicht, daß dies grundsätzlich nicht möglich wäre, denn über die Lebenszeiten von mehreren Generationen hinweg können selbst die anspruchsvollsten Gegenstände (s. Kölner Dom) auf ästhetisch wertvolle Weise vollendet (produziert) werden!

Während die Produktion eines Kinofilms mehrere Monate dauert, streamen YouTuber drei Stunden am Stück ungefiltert aus ihrem schlecht beleuchteten Wohnzimmer und mit schepperndem Ton über irgendein Thema und erreichen damit ihre Zielgruppe. Mir ist kein Kommentar auf YouTube bekannt, in dem die cineastische Qualität bemängelt wird, solange man dem Inhalt folgen kann.
Das wäre auch reichlich sonderbar, denn jene Youtuber produzieren ja auch keine Kinospielfilme bzw. deren Analoga (und geben auch nichts dergleichen vor)! Auch hier läge wieder ein klassischer Kategorien- und also Logikfehler vor!

Falls Du nun den Vergleich zwischen jenen Youtubern und den Schreibern auf LIT und ähnlichen Seiten ziehen wolltest, so wäre dieser schlichtweg falsch, denn die Schreiber auf LIT produzieren der Art (engl. „kind“) nach exakt das gleiche wie Anne Desclos (alias Pauline Réage), Vanessa Duriès, Nicholson Baker & Co. – erotische Literatur (oder, was ich als Ausdruck bevorzuge, Erotika); nur eben von weitaus schlechterer Qualität (s. Rechtschreibmißachtung etc.).

MfG
Auden James
 
Last edited:
Ah, ich liebe den differenzierten Diskurs!

Ich dachte mir schon, daß in einer Replik zu diesem Punkt die (vermeintliche) Ressource „Zeit“ genannt würde.
...
Sie unter jene von Dingo666 angeführten Ressourcen (Rohstoffe) subsumieren zu wollen, wäre ein klassischer Kategorien- und also Logikfehler!

Aus diesem Grund führte ich in meinem letzten Beitrag auch nur rein materielle Ressourcen (Rohstoffe) an, die bei der Produktion von Literatur durch den Schreiber verbraucht werden. Und diese sind offensichtlich in einer solchen Menge vorhanden, daß kein Schreiber der Welt sie jemals verbrauchen könnte – nicht, solange er ein Mensch und also sterblich ist!

Das scheint mir ein verkürzter Blick auf Ressourcen zu sein.

1) Die Gesellschaft investiert einen nennenswerten Teil ihrer Ressourcen in Schul-, Aus- und Weiterbildung, und hiervon wiederum einen nicht unerheblichen Teil in Rechtschreibung. Schulen, Lehrer, Unterricht, bis hin zur Programmierung von Rechtschreibkorrekturen in Textverarbeitungen etc. Insofern kostet korrekte Orthografie eine Menge Ressourcen, die man ansonsten für andere Lerninhalte verwenden oder sparen könnte.

2) Wenn ein Autor eine Geschichte tippt, ist der Stromverbrauch nur die Spitze des Eisbergs. Der Rechner musste gebaut werden, und verschleißt ein wenig schneller, als wenn man nicht schreibt. Das Haus drumrum wird verbraucht, zu einem winzigen Anteil. Man bekommt während des Tippens wieder Hunger und konsumiert ein Steak, mitsamt seinem Fußabdruck in Südamerika, was CO2 und Wasser betrifft. etc. etc. Letztlich hängt der größte Teil unseres individuellen Ressourcenverbrauchs an unserer Lebenszeit und damit an dem, was wir mit der Zeit anfangen.

Und selbst wenn man die Zeit als begrenzende „Ressource“ (ein in diesem Zusammenhang, wie ich finde, leicht mißverständlicher Ausdruck) anführen wollte, der die Produktion ästhetisch wertvoller Gegenstände beschränke, so ist meine Antwort einfach, daß Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde! Gleichfalls der Kölner Dom mit seiner Bauzeit von 632 Jahren! Nur weil also vielleicht nicht alle möglichen Gegenstand in der Lebenszeit eines Menschen auf ästhetisch wertvolle Weise vollendet (produziert) werden können, folgt daraus nicht, daß dies grundsätzlich nicht möglich wäre, denn über die Lebenszeiten von mehreren Generationen hinweg können selbst die anspruchsvollsten Gegenstände (s. Kölner Dom) auf ästhetisch wertvolle Weise vollendet (produziert) werden!

Ein Dom kann nur errichtet werden, sofern die errichtende Gesellschaft genügend Ressourcen für das tägliche Leben hat, und zusätzlich sogar etwas übrig für den Bau. Jedes "perfekte", für die Ewigkeit gedachte Werk kann also als Investition verstanden werden. Langfristig ist die Verzinsung einer solchen Ewigkeitsinvestition unschlagbar gut. Nichtdestotrotz muss die Investition erst einmal getätigt werden können.

Damit möchte ich ausdrücklich nicht dem Trash oder dem Mittelmaß das Wort reden, im Gegenteil! Doch die Forderung, dass - zugespitzt formuliert - jedes Werk sehr gut bis perfekt sein muss, ist einfach weltfremd. Das ist erst dann leistbar, wenn unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen. Also vielleicht mal in einer Dyson-Hohlkugel.

Das wäre auch reichlich sonderbar, denn jene Youtuber produzieren ja auch keine Kinospielfilme bzw. deren Analoga (und geben auch nichts dergleichen vor)! Auch hier läge wieder ein klassischer Kategorien- und also Logikfehler vor!

Falls Du nun den Vergleich zwischen jenen Youtubern und den Schreibern auf LIT und ähnlichen Seiten ziehen wolltest, so wäre dieser schlichtweg falsch, denn die Schreiber auf LIT produzieren der Art (engl. „kind“) nach exakt das gleiche wie Anne Desclos (alias Pauline Réage), Vanessa Duriès, Nicholson Baker & Co. – erotische Literatur (oder, was ich als Ausdruck bevorzuge, Erotika); nur eben von weitaus schlechterer Qualität (s. Rechtschreibmißachtung etc.).

Das scheint mir von der Sache her nicht nachvollziehbar und in sich widersprüchlich.

Entweder man schaut nur auf die Form. Dann folgen Youtube-Videos und Kinofilmen derselben Logik, der des Bewegtbildes. In dem Fall könnte man die These anschließen, dass LIT-Texte formal wie professionelle Bücher sind. Aber dann spiegelt sich in beiden Beispielen die Differenzierung im betriebenen Aufwand (--> Ressourcen), und dem damit jeweils möglichen Ergebnis.

Oder man sagt, Youtube habe nichts mit Hollywood zu tun - auch ok. Aber dann ist nicht erkennbar, warum LIT-Texte etwas mit Literatur zu tun haben sollen.

So, jetzt aber genug Ressourcen in diesen Thread investiert. Lieber wieder zurück ans Erotikaschreiben.
 
Noch mehr merkwürdige Argumente

Das scheint mir ein verkürzter Blick auf Ressourcen zu sein.
Es ist der „Blick auf Ressourcen“ aus Deinem ursprünglichen Argument, das den Ressourcenverbrauch beim Autobau analog dem beim Geschichtenschreiben darstellte!

Im übrigen vermischst Du alle möglichen Sphären miteinander, Schulsystem, Softwarevertrieb, Berufsausbildung, die in irgendeiner Hinsicht mit Rechtschreibung in irgendeinen (vagen) Zusammenhang gebracht werden können. Das tut jedoch für dein ursprüngliches Argument nichts zur Sache.

Letztlich hängt der größte Teil unseres individuellen Ressourcenverbrauchs an unserer Lebenszeit und damit an dem, was wir mit der Zeit anfangen.
Eine ziemlich triviale Aussage, die im Klartext lautet: Ressourcen werden durch das verbraucht, was Ressourcen verbraucht. Eine Tautologie ohne informationellen Gehalt!

Ein Dom kann nur errichtet werden, sofern die errichtende Gesellschaft genügend Ressourcen für das tägliche Leben hat [...]. [...] Nichtdestotrotz muss die Investition erst einmal getätigt werden können.
Um Deine Ausführungen zurück zum Argumentationsgegenstand – die Mißachtung der Rechtschreibung in LIT-Beiträgen – zu führen: Willst Du also allen Ernstes behaupten, daß die LIT-Schreiber, welche die Rechtschreibung mißachten, sie nur deshalb mißachten, weil ihnen nicht „genügend Ressourcen für das tägliche Leben“ zur Verfügung stehen, die aber nötig wären, um in die Einhaltung der Rechtschreibung „investieren“ zu können?

Doch die Forderung, dass - zugespitzt formuliert - jedes Werk sehr gut bis perfekt sein muss, ist einfach weltfremd.
Und wer, bitteschön, soll in der laufenden Diskussion diese Forderung aufgestellt haben?

Das scheint mir von der Sache her nicht nachvollziehbar und in sich widersprüchlich.
Dann willst Du es offenbar nicht verstehen.

Kinospielfilm und Youtube-Stream-aus-dem-Wohnzimmer unterscheiden sich schon in der Form kategorial (engl. „differ in kind“).

Ihr Medium mag zwar evtl. dasselbe sein, wenn man deine „Logik [...] des Bewegtbildes“ als ein solches gelten lassen wollte, aber selbst hier gab (und gibt) es Debatten in der Ästhetik, als bspw. das Medium Film (Zelluloid) durch die Digitalisierung nach und nach verschwand; einige Ästhetiker vertraten (und vertreten) in der Debatte die Auffassung, daß nur Filme auf Film (Zelluloid) Filme im eigentlichen Sinne sind; demnach also teilen Deine „Youtube-Videos“ und Kinofilme nicht einmal dasselbe Medium.

Aber nehmen wir um des Arguments willen an, daß ihr Medium dasselbe wäre. Selbst dann ergäben sich in der Form noch kategoriale Unterschiede, denn dem Kinospielfilm sind – im Unterschied zum Youtube-Stream-aus-dem-Wohnzimmer – überdies eine Erzählung, Kameraführung, Mis-en-scène, Schnitt etc. eigen.

Aber dann spiegelt sich in beiden Beispielen die Differenzierung im betriebenen Aufwand (--> Ressourcen), und dem damit jeweils möglichen Ergebnis.
Daß sich der für was auch immer „betriebene[] Aufwand“ am Ende – möglicherweise! – im Ergebnis spiegeln mag, ist eine weitere reichlich triviale Aussage; allerdings nicht ganz so trivial wie Deine obige, weil es ja auch die Fälle gibt, in denen irgendein Aufwand sich letztlich nicht im Ergebnis widerspiegelt.

Aber Deine an dieser Stelle zitierte Formulierung scheint mir selbst das negieren zu wollen, so als würde irgendein anfänglicher Aufwand bzw. Einsatz von „Ressourcen“ notwendigerweise als der limitierende Faktor des letztlich erreichbaren Ergebnisses wirken. Wäre dies der Fall, so könnte es, um beim Beispiel Kinofilm zu bleiben, keine sogenannten Low-Budget-Filme geben, die ein einem „High-Budget-Film“ vergleichbares Ergebnis erzielten! Um bei der einfachsten Metrik zu bleiben, dem Einspielergebnis, so läßt sich anhand von Kassenschlagern wie „The Blair Witch Project“ (Budget: 60.000 USD; Einspielergebnis: 246 Mio. USD), „Rocky“ (Budget: 1 Mio. USD; Einspielergebnis: 117 Mio. USD) oder „Mad Max“ (Budget: 300.000 USD; Einspielergebnis: 378 Mio. USD) spielend leicht zeigen, daß das schlicht und ergreifend nicht wahr ist!

Ergo: Auch mit wenig Aufwand bzw. geringem „Ressourcen“-Einsatz lassen sich hervorragende Ergebnisse erzielen!

In dem Fall könnte man die These anschließen, dass LIT-Texte formal wie professionelle Bücher sind.
Das wäre dann allerdings nicht meine These! Denn Deine Formulierung der These scheint mir implizieren zu wollen, daß es Dir – im Unterschied zu LIT-Texten – um das physische Buch geht, das ein beliebiger Verlag „professionell[]“ herausbringt, welches natürlich mit physisch letztlich kaum greifbaren LIT-Texten, die in dieser Hinsicht lediglich magnetische Dipole auf den Speicherplatten eines Servers sind, schwerlich verglichen werden kann. Außerdem, wenn man den Ausdruck „Bücher“ nicht rein materiell verstehen wollte, scheint sie mir zu implizieren, daß LIT-Texte vergleichbar mit allen anderen von „professionelle[n]“ Verlagen herausgebrachten Texten seien. Auch das wäre nicht meine These!

Meine These lautet, wie gesagt, schlicht, daß es sich auch bei LIT-Texten um nichts weniger handelt als erotische Literatur (Erotika), die ergo mit jeder anderen erotischen Literatur (Erotika), also auch der von Verlagen herausgebrachten, vergleichbar, weil gleicher Art (engl. „of the same kind“), ist.

MfG
Auden James
 
Last edited:
Ich dachte mir schon, daß in einer Replik zu diesem Punkt die (vermeintliche) Ressource „Zeit“ genannt würde. Nun, natürlich ist die Lebenszeit eines einzelnen Menschen – nach allem, was wir wissen – begrenzt, sprich: alle Menschen sind sterblich.

MfG
Auden James

Es ist dennoch ein maßgebliches Kriterium für die Qualität einer Geschichte. Den Großteil der Zeit investiere ich beim Schreiben in die Überarbeitung der Texte. Nach dem kreativen Ausbruch, bei dem einfach Textmasse produziert wurde, gehe ich den Text mehrmals Wort für Wort durch. Diese Überarbeitung könnte ewig gehen, denn so richtig "fertig" ist man ja nie.

Ich erkenne hier bei vielen Texten, dass der Verfasser bereits nach dem kreativen Ausbruch zufrieden war und den Text veröffentlich hat. Umso frustrierender ist es dann, wenn diese Roh-Texte ähnlich viel oder sogar mehr Anklang finden als die zeitintensiven.

Um den Bogen zum Materiellen zu schlagen:
Ich habe vor einigen Jahren mal in einer Zufriedenheitsumfage des ADAC gelesen, dass Dacia bei seinen Kunden höhrere Zufriedenheitswerte erreicht als Porsche. Das hat was mit Anspruchsdenken zu tun. Demnach sind Besucher von Literotica eher Dacia-Fahren als Porsche-Fahrer.

lg
_Faith_
 
Es ist dennoch ein maßgebliches Kriterium für die Qualität einer Geschichte. Den Großteil der Zeit investiere ich beim Schreiben in die Überarbeitung der Texte. Nach dem kreativen Ausbruch, bei dem einfach Textmasse produziert wurde, gehe ich den Text mehrmals Wort für Wort durch. Diese Überarbeitung könnte ewig gehen, denn so richtig "fertig" ist man ja nie.

Ich erkenne hier bei vielen Texten, dass der Verfasser bereits nach dem kreativen Ausbruch zufrieden war und den Text veröffentlich hat. Umso frustrierender ist es dann, wenn diese Roh-Texte ähnlich viel oder sogar mehr Anklang finden als die zeitintensiven.

Um den Bogen zum Materiellen zu schlagen:
Ich habe vor einigen Jahren mal in einer Zufriedenheitsumfage des ADAC gelesen, dass Dacia bei seinen Kunden höhrere Zufriedenheitswerte erreicht als Porsche. Das hat was mit Anspruchsdenken zu tun. Demnach sind Besucher von Literotica eher Dacia-Fahren als Porsche-Fahrer.

lg
_Faith_

Etwas ähnliches ist aber im Selfpublisher-Markt auch zu beobachten. Oft erstreckt sich die Kreativität und Geduld des Autors auf den Teil, der als Leseprobe bei Amazon sichtbar ist, vielleicht auch hält er bis zum Cliffhanger durch. Danach geht es oft steil bergab mit der Qualität.

Ich habe mir schon mehrmals einen zweiten Teil einer Serie gekauft, dessen erster schlichtweg grandios war, und ich war meistens enttäuscht.

Grüße
Phiro
 
@ Faith

Es [gem. ist der Zeitaufwand des Autors fürs Schreiben, Anm. AJ] ist dennoch ein maßgebliches Kriterium für die Qualität einer Geschichte.
Nein, das ist es nicht!

Das kann es – aus literaturkritischer Sicht – schon deshalb nicht sein, weil wir (Leser, Rezipienten) so gut wie nie mit Sicherheit sagen können, wieviel Zeit der Verfasser in seinen jeweiligen Text tatsächlich gesteckt hat. Außerdem gibt es auch kein Gesetz, daß ein Text umso besser würde, je mehr Zeit ein Verfasser in ihn steckte. Was zählt, ist der Text: der Text ist der Text, nicht die Zeit, die zu seiner Erstellung nötig war. (Was natürlich wiederum nicht heißt, daß kein Text davon profitieren könnte, wenn der Verfasser mehr Zeit in ihn steckte; eines der vielleicht berühmtesten Beispiele aus der Literaturgeschichte für einen Text, der gerade durch den enormen Zeitwaufwand seines Verfasssers zu dem geworden ist, was er ist, mag Madame Bovary von Gustave Flaubert sein, der ja nach dem Prinzip „le mot juste“ ganze Tage damit zubrachte, das entscheidende Wort in einem Satz zu finden!)

Den Großteil der Zeit investiere ich beim Schreiben in die Überarbeitung der Texte.
Interessant. Der Großteil der Zeit, wenn ich so überlege, geht bei mir für die Vorarbeiten (Ideenfindung, Charakterisierung, Plotting, Recherche etc.) und das Schreiben der ersten Fassung (ich bin eher der Typ Flaubert, der sehr langsam schreibt) drauf. Die Überarbeitung ist dann mehr Feinschliff (Tippfehler, Unstimmigkeiten, unscharfe Formulierungen etc.) als Umarbeitung oder dergleichen mehr.

Diese Überarbeitung könnte ewig gehen, denn so richtig "fertig" ist man ja nie.
Ist das so? Ich weiß nicht; manche Texte, finde ich, fühlen sich auf jeden Fall aber „fertiger“ an als andere …

Umso frustrierender ist es dann, wenn diese Roh-Texte ähnlich viel oder sogar mehr Anklang finden als die zeitintensiven.
Das kann nur dann (besonders) frustrieren, wenn Du Dich letztlich mit Deinem Schreiben vor allem am Publikum ausrichtest – das aber ist ja bekanntlich launisch, weshalb Du, sobald es Dir seine Gunst entzieht, ziemlich dumm aus der Wäsche guckst. Ich finde es sinnvoller, sich mit seinem Schreiben vor allem an den eigenen Vorstellungen auszurichten – oder anders formuliert: an einem idealen Publikum, denn natürlich sollte man schon wissen, für wen man eigentlich schreibt (denn wer wirklich nur für sich selbst schriebe, der hätte letztlich keinen Grund, irgend etwas davon zu veröffentlichen!).

Ich habe vor einigen Jahren mal in einer Zufriedenheitsumfage des ADAC gelesen, dass Dacia bei seinen Kunden höhrere Zufriedenheitswerte erreicht als Porsche. Das hat was mit Anspruchsdenken zu tun.
Da ich weder Dacia noch Porsche fahre, ist dieses vermeintliche Anspruchsdenken für mich wohl ohne Belang!

MfG
Auden James
 
Last edited:
Kosten etc.

Selfpublisher haben ein Problem, das Schriftsteller bei Verlagen nicht haben. Wenn sie die Qualität eines Buches erreichen wollen, das mit denen bekannter Verlage mithalten kann, brauchen sie einen Korrektor und einen Lektor, sowie einen Grafiker, für ein ordentliches Cover. Wenn man die Kosten, die privat auf den Autoren zukommen würden, in die Relation zu den Einnahmen stellen würde, ist es für sicher 99% der Schreiber ein Verlustgeschäft. Ich könnte mir das jedenfalls nicht leisten, gebe ich ganz ehrlich zu. Wer wissen will, was das kostet, kann sich gerne mal informieren. Es geht in die Tausende!

Amazon hat einen gewaltigen Vorteil. Jeder kann ohne Angabe des Grundes ein E-Book zurückgeben, soweit ich das weiß, heißt, er hat keinen Verlust. Wenn ich also von einem Produkt nicht überzeugt bin, sollte ich das auch tun. Leider gibt es inzwischen Leser, die das zu ihrem Vorteil ausnutzen und praktisch umsonst lesen, den Kauf danach grundsätzlich stornieren, nachdem sie es durchhaben.

Dass ein zweiter Teil oft nicht die Qualität erreicht wie der Erste ist ein Phänomen, das sich sicher nicht auf Bücher beschränkt. Bei Filmen ist das auch oft so. Woran das auch immer liegen mag, vielleicht die eigene Erwartungshaltung, die enttäuscht wird, oft sicher auch, um die Sahne des Geldes abzuschöpfen, die vom ersten Teil profitiert.

Und ja, es gibt Schreiber unter den Selfpublishern, denen es nur um das Geld geht, alles auf den Markt werfen, was geht. Das gibt es jedoch in jeder Branche und ich würde es nicht spezifisch den Selfpublishern zuschreiben. Schwarze Schafe gibt es überall, und solange man mit wenig Aufwand einen Gewinn generieren kann, wird es sie geben!
 
Meine These lautet, wie gesagt, schlicht, daß es sich auch bei LIT-Texten um nichts weniger handelt als erotische Literatur (Erotika), die ergo mit jeder anderen erotischen Literatur (Erotika), also auch der von Verlagen herausgebrachten, vergleichbar, weil gleicher Art (engl. „of the same kind“), ist.

Die Antworten auf die anderen diskutierten Punkte spare ich mir mal - die Perspektiven sind ausgetauscht, und für eine sinnvolle Vertiefung bräuchten wir sowohl eine Verständigung auf eine gemeinsame Theoriebasis als auch konkreteres Datenmaterial. Ansonsten bleibt es nur ein Nebeneinander von Meinungen.

Zur zentralen letzten These jedoch: Da würde mich schon interessieren, wie Du das begründest. Den Verweis auf die englische Übersetzung verstehe ich nicht - aber ggf. kommt das aus einer Disziplin, in der ich nicht bewandert bin.

Falls der Begriff "Erotika" lediglich ein Bezeichner für Texte mit erotischem Schwerpunkt ist, hast Du sicher recht. Dann fallen LIT, Verlage, Selfpublisher etc. etc. in eine Kategorie. Aber dann kann ich die Folgerung, dass an alle diese Spielarten dieselben Maßstäbe anzulegen sind (z.B. 100% korrekte Rechtschreibung) nicht nachvollziehen.
 
@ Dingo666

Zur zentralen letzten These jedoch: Da würde mich schon interessieren, wie Du das begründest.
Nun, wenn Du meine Prämisse gelten läßt, was Du ja letztlich tust, daß LIT-Texte (kategorial) identisch mit bzw. Elemente derselben Menge erotischer Literatur (Erotika) sind wie auch entsprechende Texte der „Verlage, Selfpublisher etc. etc.“, dann ergibt es logisch keinen Sinn ein und dieselbe Sache mit unterschiedlichen Maßstäben zu messen, oder?

Wenn also A (LIT-Texte) und B (von Verlagen o. ä. herausgegebene erotische Literatur [Erotika]) aus den Elementen derselben Sache (Texte der erotischen Literatur [Erotika]) bestehen, wie sollten dann – logisch widerspruchsfrei – im Fall von A und B unterschiedliche Maßstäbe an Elemente derselben Sache angelegt werden können?

Ein Maßstab für irgendeine Sache X wird ja gerade dadurch zum Maßstab, weil er für alle Elemente x gilt. Wenn x nun sowohl die Elemente von A als auch B sind, weil A und B aus den Elementen derselben Sache X bestehen, so gilt der Maßstab für x in B logischerweise genauso wie für x in A, denn er gilt ja für alle Elemente x einer Sache X! (Täte er dies nicht, wäre er logischerweise auch nicht ein Maßstab für X.)

Entsprechend, um zur Illustration dieser abstrakt-logischen Zusammenhänge ein paar realweltliche Beispiel heranzuziehen, gilt beispielsweise der Euro-NCAP als Maßstab für die Sicherheit von Autos unterschiedlichster Marken und Klassen (vom „Supermini“ bis zum „Large Family Car“), die trotzdem, als gemeinsame Elemente, alle Autos umfassen; die „Große Lage“ als Maßstab für die höchste Qualität der VDP-Winzerprodukte, die, egal ob rot oder weiß, trocken oder Beerenauslese, trotzdem allesamt (deutsche) Weine sind; der (Ur-)Meter als Maßstab für die Längenmessung (im internationalen Einheitensystem), die, egal an welchem Ort der Welt – ja theoretisch des (bekannten) Universums! – sie vorgenommen werden soll, trotzdem stets die Länge von Strecken mißt; etc. pp.

Und entsprechend gilt der Maßstab für erotische Literatur (Erotika) sowohl für solche, die auf LIT als auch anderswo (z. B. in einem Verlag) veröffentlicht wird, denn im einen wie im anderen Falle handelt es sich um Elemente (Texte) ein und derselben Sache (erotische Literatur [Erotika]).

Den Verweis auf die englische Übersetzung verstehe ich nicht - aber ggf. kommt das aus einer Disziplin, in der ich nicht bewandert bin.
Die bezogen sich auf philosophische Debatten rund um Identität, Ontologie, Metaphysik etc. pp. Sie sollten klarlegen, daß meinem Argument zufolge die Texte auf LIT und die aus Verlagen nicht an und für sich identisch seien, d. h. also nicht wortwörtlich die gleichen sind, die vielleicht nur (zufällig) an zwei unterschiedlichen Orten veröffentlicht wurden, sondern sie vielmehr zwei Teilmengen (LIT-Texte, Verlagstexte) einer Obermenge (erotische Literatur [Erotika]) darstellen, d. h. also ihre Elemente (Texte) zwar nach ihrem Veröffentlichungsort unterschieden werden können (auf LIT, im Verlag), aber in der Sache (erotische Literatur [Erotika]) bzw. eben ihrer Art nach (engl. „kind“) identisch seien.

MfG
Auden James
 
Last edited:
Nun, wenn Du meine Prämisse gelten läßt, was Du ja letztlich tust, daß LIT-Texte (kategorial) identisch mit bzw. Elemente derselben Menge erotischer Literatur (Erotika) sind wie auch entsprechende Texte der „Verlage, Selfpublisher etc. etc.“, dann ergibt es logisch keinen Sinn ein und dieselbe Sache mit unterschiedlichen Maßstäben zu messen, oder?

Danke für die Erläuterung. Meine Nachfrage bezog sich jedoch genau auf diese Prämisse (alles Folgende ist ja nur eine Ableitung). Diese Setzung kann ich nicht nachvollziehen, bzw. falls es sich einfach um den Ausgangspunkt für die weitere Argumentation handelt, dann lasse ich sie mal nicht gelten, sondern neige der umgekehrten Prämisse zu: LIT-Texte sind kategorial NICHT identisch mit z.B. Büchern.

Um die Kategorie-Frage zu klären, benötigen wir Kriterien für die Einordnung, d.h. die Frage verschiebt sich nach der der Leitunterscheidung, systemtheoretisch gesprochen.

Das Kriterium "Text mit erotischen Inhalten", das Du anscheinend anlegst, ist natürlich ein mögliches und ein intuitives, aber m.E. kein logisch zwingendes. Man könnte genauso gut nach "Zweck der Texterstellung" (Ruhm/Ertrag/Selbsterregung), nach "Zweck der Lektüre" (Unterhaltung i.S.v. Zeitvertreib vs. Erregung), nach "Anspruch" (beliebig definiert), oder nach "Ressourcenaufwand" (s.o.) kategorisieren. Daher wäre ich interessiert, warum Du ausschließlich das erste Kriterium gelten lässt und alles andere in Bausch und Bogen ablehnst. Insbesondere, weil Du bei Filmen/Videos genau umgekehrt argumentierst.

Zu Deinen Illustrationen: Mit Wein kenne ich mich nicht aus. Aber wenn man den Euro-NCAP heranzieht: Es wird wohl niemand das WESEN eines Autos primär mit dem NCAP erfassen wollen, daher ist diese Analogie per se nicht besonders treffend.

Das Äquivalent dazu wäre eine staatlich geregelte Prüfanordnung für sämtliiche erotische Texte (z.B. zu OGI, oder beliebigen anderen Qualitätsmaßstäben), so dass bei jeder Veröffentlichung die fünf Sterne oder was immer schon mitgeliefert werden können. Bei solchen Regularien erzwingt ja der Staat qua Gesetz und Gewaltmonopol eine künstlich einheitliche Kategorisierung - aber eben nur bezüglich eines Kriteriums, hier der Sicherheit. Damit ist zum Auto selbst noch kaum etwas gesagt.
Inhaltlich gesehen ist so etwas eine sinnvolle Art der Qualitätssicherung, wenn es um Leib und Leben geht. Im Falle von Erotika dürfte der gesamtgesellschaftliche Aufwand für so eine Regulierung zu hoch sein - da wären wir wieder bei der Ressourcenfrage.

Übrigens könnte man auch fragen, ob die klassische westlich-griechische, d.h. zweiwertige Logik, mit der Du arbeitest, für einen so bunten realweltlichen Sachverhalt wie Erotika überhaupt einen sinnvollen Betrachtungsmodus darstellt. Aber wenn wir jetzt noch andere Logikmodelle einbeziehen, gerät diese Diskussion endgültig außer Kontrolle ;-))

LG
Dingo
 
@ Dingo666

Meine Nachfrage bezog sich jedoch genau auf diese Prämisse [...]. Diese Setzung kann ich nicht nachvollziehen [...].
Das überrascht mich, schreibst Du doch in Deinem obigen Beitrag, auf den meine letzte Antwort sich bezog, ziemlich unmißverständlich:
Falls der Begriff "Erotika" lediglich ein Bezeichner für Texte mit erotischem Schwerpunkt ist, hast Du sicher recht. Dann fallen LIT, Verlage, Selfpublisher etc. etc. in eine Kategorie.
Deine Umschreibung von „Erotika“ entspricht zwar vielleicht nicht exakt der von mir präferierten Definition, aber im Grunde gibst Du damit doch zu verstehen, daß Du meine Prämisse gelten läßt. Wieso Du diese „Setzung“ jetzt plötzlich nicht mehr nachvollziehen kannst, obwohl Du das vor wenigen Tagen offensichtlich noch konntest, verwirrt mich offengestanden.

[F]alls es sich einfach um den Ausgangspunkt für die weitere Argumentation handelt, dann lasse ich sie mal nicht gelten, sondern neige der umgekehrten Prämisse zu: LIT-Texte sind kategorial NICHT identisch mit z.B. Büchern.
Okay, geht es dir jetzt also als Advocatus diaboli einfach nur darum, aus Prinzip bzw. um der Argumentation willen die Gegenposition zu beziehen? Nun gut, so wie Du das an dieser Stelle formulierst, stimme ich Dir natürlich zu, s. o. meine Antwort vom 24. April („Noch mehr merkwürdige Argumente“), in der ich bereits ausführte, warum LIT-Texte und (physische) Bücher allgemein nicht vergleichbar sind.

Um die Kategorie-Frage zu klären, benötigen wir Kriterien für die Einordnung, d.h. die Frage verschiebt sich nach der der Leitunterscheidung, systemtheoretisch gesprochen.
Ich glaube, Luhmann brauchen wir dafür nicht.

Das Kriterium "Text mit erotischen Inhalten", das Du anscheinend anlegst, ist natürlich ein mögliches und ein intuitives, aber m.E. kein logisch zwingendes.
Das wäre zwar nicht das von mir präferierte Definitionsmerkmal, aber für die Diskussion hier mag es zunächst einmal genügen. Was Du mit „kein logisch zwingendes“ meinst, ist mir nicht klar. Meinst Du, daß es keine Tautologie sei? Daß es mögliche Welten gäbe, in denen die Definition versagte? Nun, selbst wenn: Ich habe überhaupt nichts dergleichen behauptet.

Man könnte genauso gut nach "Zweck der Texterstellung" (Ruhm/Ertrag/Selbsterregung), nach "Zweck der Lektüre" (Unterhaltung i.S.v. Zeitvertreib vs. Erregung), nach "Anspruch" (beliebig definiert), oder nach "Ressourcenaufwand" (s.o.) kategorisieren.
Nein, das könnte man nicht genausogut, weil man damit die Menge der Texte, die mittels der Definition "erotische Literatur (Erotika)" erfaßt werden, nicht erfassen würde, sondern – bestenfalls – Teilmengen dieser Obermenge; und das nur bestenfalls deshalb, weil durch Deine alternativen Definitionen Du auch alle möglichen anderen Texte erfassen würdest, die ihrem Gehalt nach aber mit LIT-Texten nicht viel bis gar nichts gemein hätten, z. B. Werbetexte (Zweck der Ertragsgewinnung), Illustrierte (Zweck der Unterhaltung), Promotionen (Anspruch), Kunstdrucke (Ressourcenaufwand) etc. pp.

Mit den von Dir vorgeschlagenen Kriterien magst Du – zufälligerweise – vielleicht auch ein paar Texte der erotischen Literatur (Erotika) erfassen, aber nicht diese – die Sache – selbst. Das hingegen leistet meine „Setzung“, die ausschließlich die Elemente (Texte) dieser Sache (erotische Literatur [Erotika]) erfaßt.

Daher wäre ich interessiert, warum Du ausschließlich das erste Kriterium gelten lässt und alles andere in Bausch und Bogen ablehnst.
Das „alles andere“ scheint mir dann doch etwas zu weitreichend, aber Deine obigen Kriterien mögen als Beispiele für das genügen, was ich jedenfalls zurückweisen würde, weil es, wie eben gezeigt, den Sachgegenstand (erotische Literatur [Erotika]) nur äußerst unzureichend erfaßte.

Insbesondere, weil Du bei Filmen/Videos genau umgekehrt argumentierst.
Und warum auch nicht? Soweit ich das sehe, handelt sich bei Kinospielfilmen und Youtube-Streams-aus-dem-Wohnzimmer schließlich um zwei grundverschiedene Sachen, an die deshalb auch unterschiedliche Maßstäbe anzulegen sind (und um die sachgerechte Beurteilung und nicht nur die bloße Klassifikation einer Gegenstandsmenge G nach x-beliebigen Kriterien geht es hier ja schließlich; mir jedenfalls). Auch hier zählt als „Kriterium“ für mich also die zureichende Erfassung des jeweiligen Sachgegenstands (Kinospielfilm vs. Youtube-Streams-aus-dem-Wohnzimmer).

Aber wenn man den Euro-NCAP heranzieht: Es wird wohl niemand das WESEN eines Autos primär mit dem NCAP erfassen wollen, daher ist diese Analogie per se nicht besonders treffend.
Dann hast Du meine Analogie nicht richtig verstanden. Die Analogie besteht nicht darin, daß der Euro-NCAP das „Wesen“ des Autos erfasse (habe ich das irgendwo auch nur angedeutet?), sondern als zu prüfenden Sachgegenstand das „Auto“ heranzieht (und als solches voraussetzt), ganz gleich – um zur Illustration diesmal die von Dir vorgeschlagenen alternativen „Kriterien“ zu nehmen – zu welchem „Zweck“, mit welchem „Anspruch“ oder „Ressourcenaufwand“ das jeweilige Auto produziert wurde. Die Analogie sollte beispielhaft zeigen, daß die von mir zuvor ausgeführten abstrakt-logischen Zusammenhänge sich in realweltlich gängiger Praxis exakt ausdrücken, so daß ein und dieselbe Sache (hier: Autos) nach ein und demselben Maßstab (hier: Euro-NCAP) beurteilt wird.

Das Äquivalent dazu wäre eine staatlich geregelte Prüfanordnung für sämtliiche [sic] erotische Texte [...].
Nein, jedenfalls nicht logisch notwendigerweise. Es genügte auch einfach anzuerkennen, daß für erotische Literatur (Erotika), egal ob auf LIT, im Eigenverlag oder sonstwo veröffentlicht, dieselben Maßstäbe (z. B. Rechtschreibung) gelten. (Im übrigen ist der NCAP-Test für die Hersteller nicht verpflichtend, sondern freiwillig; deine Analogie mit der staatlichen Prüfanstalt geht also eher ins Leere.)

Übrigens könnte man auch fragen, ob die klassische westlich-griechische, d.h. zweiwertige Logik, mit der Du arbeitest, für einen so bunten realweltlichen Sachverhalt wie Erotika überhaupt einen sinnvollen Betrachtungsmodus darstellt.
Könnte man das? Nun, wenn Du dieser Auffassung zuneigst, so wäre es an Dir zu zeigen, daß die Notwendigkeit zu mehrwertiger Logik bestünde, um einen „sinnvollen Betrachtungsmodus“ für erotische Literatur (Erotika) zu gewinnen. Ich sehe diese Notwendigkeit nicht.

MfG
Auden James
 
Last edited:
Coole Antworttechnik, die Aspekte soweit aufzugliedern und auseinander zu ziehen, dass der Gesamtzusammenhang verloren geht und immer mehr Sekundärdiskussionen entstehen. Ich versuch´s auch mal auf diese Weise.

Das überrascht mich...

Das überrascht mich wiederum. Das ist doch der Kern der ganzen Diskussion.

, schreibst Du doch in Deinem obigen Beitrag, auf den meine letzte Antwort sich bezog, ziemlich unmißverständlich: "Falls der Begriff "Erotika" lediglich ein Bezeichner für Texte mit erotischem Schwerpunkt ist..."

Betonung auf FALLS, also Konjunktiv. Damit sage ich lediglich, man könnte das so einteilen. Die Diskussion dreht sich ja um die Frage, ob das sinnvoll ist, d.h. ob es inhaltlich weiterbringt, d.h. neue Erkenntnisse ermöglicht. Falls nicht, sollte man sich nach Alternativen umsehen.

Deine Umschreibung von „Erotika“ entspricht zwar vielleicht nicht exakt der von mir präferierten Definition, aber im Grunde gibst Du damit doch zu verstehen, daß Du meine Prämisse gelten läßt. Wieso Du diese „Setzung“ jetzt plötzlich nicht mehr nachvollziehen kannst, obwohl Du das vor wenigen Tagen offensichtlich noch konntest, verwirrt mich offengestanden.

Ich gebe mitnichten zu verstehen, dass ich diese Prämisse gelten lasse. Darum geht es doch - seufz. Bitte nenne Deine präferierte Definition.

Okay, geht es dir jetzt also als Advocatus diaboli einfach nur darum, aus Prinzip bzw. um der Argumentation willen die Gegenposition zu beziehen?

Zum einen ist ein gewisser Advocatus diaboli[sic!]-Anteil dabei, um hier Klarheit zu gewinnen. Zum anderen neige ich inhaltlich aber wirklich der anderen Meinung zu, dass eben LIT-Texte nicht sinnvoll mit Büchern in einen Topf geworfen werden sollten. Aber vielleicht hast Du ja Recht und überzeugst mich - ich bin durchaus ergebnisoffen. Nur habe ich bis jetzt kein Argument gehört, dass mich überzeugt hätte.

Nun gut, so wie Du das an dieser Stelle formulierst, stimme ich Dir natürlich zu, s. o. meine Antwort vom 24. April („Noch mehr merkwürdige Argumente“), in der ich bereits ausführte, warum LIT-Texte und (physische) Bücher allgemein nicht vergleichbar sind.

Habe diese Antwort nachgeschaut (war vom 23. April), aber da hatte ich schon nicht verstanden, was Du meintest. Du hattest hier abgelenkt: Ich hatte nie von physischen Büchern, sondern von "professionellen", d.h. in einem arbeitsteiligen Prozess geplanten/erstellten/redigierten Texten gesprochen. Die physikalische Form ist zweitrangig - aber auch das könnte von der noch offenen Definition abhängen.

Ich glaube, Luhmann brauchen wir dafür nicht.

Luhmann kann man immer brauchen! Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er was zu Erotika gesagt hat. Muss ich mal nachschlagen. Unabhängig davon finde ich die Frage nach der Leitunterscheidung immer sehr hilfreich für Definitionszwecke.

Das wäre zwar nicht das von mir präferierte Definitionsmerkmal, aber für die Diskussion hier mag es zunächst einmal genügen. Was Du mit „kein logisch zwingendes“ meinst, ist mir nicht klar. Meinst Du, daß es keine Tautologie sei? Daß es mögliche Welten gäbe, in denen die Definition versagte? Nun, selbst wenn: Ich habe überhaupt nichts dergleichen behauptet.

Hier kommt meine zentrale Bitte erneut: Könntest Du mir Dein präferiertes Definitionsmerkmal nennen? Das wäre nützlich, um es zu verstehen.

Nein, das könnte man nicht genausogut, weil man damit die Menge der Texte, die mittels der Definition "erotische Literatur (Erotika)" erfaßt werden, nicht erfassen würde, sondern – bestenfalls – Teilmengen dieser Obermenge; und das nur bestenfalls deshalb, weil durch Deine alternativen Definitionen Du auch alle möglichen anderen Texte erfassen würdest, die ihrem Gehalt nach aber mit LIT-Texten nicht viel bis gar nichts gemein hätten, z. B. Werbetexte (Zweck der Ertragsgewinnung), Illustrierte (Zweck der Unterhaltung), Promotionen (Anspruch), Kunstdrucke (Ressourcenaufwand) etc. pp.

Exakt!!! Wenn man andere Definitionskriterien anlegt, kommen andere Mengen und Teilungen heraus. Für den Erkenntnisprozess wird das i.d.R. als vorteilhaft angesehen. Beispielsweise hat der Thread ja schon die interessante Frage thematisiert, ob im Filmbereich eine analoge Entwicklung von Filmen vs. Porno-Schnipsel via xHamster etc. stattfindet. Es ist also unverständlich, warum Du diese Betrachtung so vehement ablehnst.

Mit den von Dir vorgeschlagenen Kriterien magst Du – zufälligerweise – vielleicht auch ein paar Texte der erotischen Literatur (Erotika) erfassen, aber nicht diese – die Sache – selbst. Das hingegen leistet meine „Setzung“, die ausschließlich die Elemente (Texte) dieser Sache (erotische Literatur [Erotika]) erfaßt.

Das ist jetzt aber eine hübsche Tautologie, oder? Die "Setzung" führt dazu, dass die Effekte der Setzung so sind, wie die Setzung das strukturiert.

Das „alles andere“ scheint mir dann doch etwas zu weitreichend, aber Deine obigen Kriterien mögen als Beispiele für das genügen, was ich jedenfalls zurückweisen würde, weil es, wie eben gezeigt, den Sachgegenstand (erotische Literatur [Erotika]) nur äußerst unzureichend erfaßte.

Klingt ebenfalls tautologisch. Um den "Sachgegenstand" zu erfassen, brauchen wir ein funktionierendes Definitionskriterium. Die Diskussion dreht sich darum, dieses zu finden.

Und warum auch nicht? Soweit ich das sehe, handelt sich bei Kinospielfilmen und Youtube-Streams-aus-dem-Wohnzimmer schließlich um zwei grundverschiedene Sachen, an die deshalb auch unterschiedliche Maßstäbe anzulegen sind (und um die sachgerechte Beurteilung und nicht nur die bloße Klassifikation einer Gegenstandsmenge G nach x-beliebigen Kriterien geht es hier ja schließlich; mir jedenfalls). Auch hier zählt als „Kriterium“ für mich also die zureichende Erfassung des jeweiligen Sachgegenstands (Kinospielfilm vs. Youtube-Streams-aus-dem-Wohnzimmer).

Diese Analogie ist vielleicht am geeignetsten für die vorliegende Frage. Könntest Du mir erläutern, warum Kinospielfilme und Youtube-Videos zwei grundverschiedene Sachen sind? Dann können wir mal schauen, ob dieselbe Argumentation nicht auch für LIT/Büchertexte anwend bar ist. Das meine ich jetzt nicht ironisch, das interessiert mich wirklich.

Dann hast Du meine Analogie nicht richtig verstanden. Die Analogie besteht nicht darin, daß der Euro-NCAP das „Wesen“ des Autos erfasse (habe ich das irgendwo auch nur angedeutet?), sondern als zu prüfenden Sachgegenstand das „Auto“ heranzieht (und als solches voraussetzt), ganz gleich – um zur Illustration diesmal die von Dir vorgeschlagenen alternativen „Kriterien“ zu nehmen – zu welchem „Zweck“, mit welchem „Anspruch“ oder „Ressourcenaufwand“ das jeweilige Auto produziert wurde. Die Analogie sollte beispielhaft zeigen, daß die von mir zuvor ausgeführten abstrakt-logischen Zusammenhänge sich in realweltlich gängiger Praxis exakt ausdrücken, so daß ein und dieselbe Sache (hier: Autos) nach ein und demselben Maßstab (hier: Euro-NCAP) beurteilt wird.

Wenn es nicht um das "Wesen" geht, warum dann das NCAP-Argument in dieser Diskussion?

Nein, jedenfalls nicht logisch notwendigerweise. Es genügte auch einfach anzuerkennen, daß für erotische Literatur (Erotika), egal ob auf LIT, im Eigenverlag oder sonstwo veröffentlicht, dieselben Maßstäbe (z. B. Rechtschreibung) gelten.

Dieselben Maßstäbe gelten dann, wenn die o.g. Definitionsfrage geklärt ist, nicht früher.

(Im übrigen ist der NCAP-Test für die Hersteller nicht verpflichtend, sondern freiwillig; deine Analogie mit der staatlichen Prüfanstalt geht also eher ins Leere.)

Hier hast Du natürlich völlig recht, der NCAP ist nicht im engeren Sinne staatlich reguliert. Das ändert aber wenig am Argument.

Um die Analogie weiter zu treiben: Vielleicht ist der Philologenverband das Äquivalent: Eine quasi-öffentliche Institution zur Überwachung der Rechtschreibung in Deutschland, ausgestattet mit dem Gewaltmonopol zur Vergabe von Noten und damit von Abschlüssen ;-)

Könnte man das? Nun, wenn Du dieser Auffassung zuneigst, so wäre es an Dir zu zeigen, daß die Notwendigkeit zu mehrwertiger Logik bestünde, um einen „sinnvollen Betrachtungsmodus“ für erotische Literatur (Erotika) zu gewinnen. Ich sehe diese Notwendigkeit nicht.

Mein subjektiver Eindruck Deiner Argumentation ist, dass es Dir mehr um Mengenlehre als um die inhaltliche Diskussion geht, und das könnte man durch den Verzicht auf das "tertium non datur" überwinden. Dann wäre nämlich auch eine Aussage "LIT-Texte und Buchtexte sind gleichartig und gleichzeitig nicht gleichartig" möglich - was der Realität spontan näher kommen dürfte, als die vom zweiwertigen Denkmodell aufgezwungene Ja/Nein-Kategorisierung, die erst zu der ganzen Definitionsfrage führt. Aber wie gesagt wäre das eine eigene Diskussion.

Zusammenfassend muss ich meine Frage wiederholen:

Meine These lautet, wie gesagt, schlicht, daß es sich auch bei LIT-Texten um nichts weniger handelt als erotische Literatur (Erotika), die ergo mit jeder anderen erotischen Literatur (Erotika), also auch der von Verlagen herausgebrachten, vergleichbar, weil gleicher Art (engl. „of the same kind“), ist.

Warum?

Möglicherweise gestehe ich meinen Irrtum ein und lerne von Dir, wenn Du mir diese These inhaltlich begründen könntest. Meines Wissens hast Du das bisher vermieden. Danke schon mal!
 
Coole Antworten

Die Diskussion dreht sich ja um die Frage, ob das sinnvoll ist, d.h. ob es inhaltlich weiterbringt, d.h. neue Erkenntnisse ermöglicht.
Und inwiefern wäre jene Einteilung, die ich vorschlage, nicht „sinnvoll“, d. h. würde „inhaltlich“ nicht „weiterbringen“, d. h. nicht „neue Erkenntnisse“ ermöglichen? Ich meine, die Erkenntnis, daß LIT-Texte als Texte derselben Art also mit solchen jeder anderen erotischen Literatur (Erotika) vergleichbar sind, zählt für Dich anscheinend nicht, oder doch?

Bitte nenne Deine präferierte Definition.
Das nützte hier doch gar nichts! Die (sinnvolle) Diskussion hier streitet doch nicht um Definition X oder Y (ein leerer Streit um Worte!), sondern um die Sachfrage, ob die erotischen Texte auf LIT und die erotischen Texte aus Verlagen Texte der erotischen Literatur (Erotika) sind und also Teilmengen einer Obermenge (meine Position), oder ob jene Texte auf LIT und aus Verlagen in der Sache verschieden sind (anscheinend deine Position).

Wenn Du der Auffassung bist, daß es sich bei jenen Texten auf LIT und aus Verlagen um unterschiedliche Textarten handle, sie also in der Sache verschieden seien, dann würde ich Dich bitten wollen, diese Sachunterschiede anzugeben. Ich, wie gesagt, sehe keine.

Habe diese Antwort nachgeschaut (war vom 23. April) [...].
Dann zeigt mir mein Browser entweder etwas anderes an als Deiner, oder Du hast die falsche Antwort nachgeschaut, denn meine Antwort „Noch mehr merkwürdige Argumente“ datiert auf den 24. April.

Wenn man andere Definitionskriterien anlegt, kommen andere Mengen und Teilungen heraus. Für den Erkenntnisprozess wird das i.d.R. als vorteilhaft angesehen.
Es geht hier nicht um irgendeine allgemeine „Regel“ des Erkenntnisprozesses, sondern um eine ganz bestimmte Sachfrage (s. o.), die ja gerade um eine nicht beliebige Mengeneinteilung kreist.

Das ist jetzt aber eine hübsche Tautologie, oder? Die "Setzung" führt dazu, dass die Effekte der Setzung so sind, wie die Setzung das strukturiert.
Das ist nicht unbedingt eine Tautologie; es ist aber halt so, daß die Wahrheit der „Setzung“ ja gerade aus ihrer logisch-semantischen Struktur (a priori) folgt und unabhängig ist von irgendwelchen Kontingenzen (a posteriori). Anderes Beispiel: Alle verheirateten Leute sind verheiratet. Die innere Logik dieser Aussage garantiert ihre Wahrheit.

Um den "Sachgegenstand" zu erfassen, brauchen wir ein funktionierendes Definitionskriterium.
Wieder dieses (für die Sachfrage) sinnlose Herumreiten auf Definitionen! Welches „Definitionskriterium“ brauchst Du, um den Sachgegenstand „Hund“ zu erfassen? Und – noch viel interessanter im Lichte unserer Diskussion! – welches, um „Pinscher“ und „Dogge“ als derselben Art zugehörig zu erfassen?

Siehst Du, im Grunde ist meine These analog zu dem Verhältnis von Pinscher und Dogge: zwar verschiedene Hunderassen (Teilmengen der erotischen Literatur [Erotika]), aber letztlich Vertreter ein und derselben Art, nämlich Hund (erotische Literatur [Erotika] als Obermenge)!

Hilft Dir das, zu verstehen bzw. zu „erfassen“?

Könntest Du mir erläutern, warum Kinospielfilme und Youtube-Videos zwei grundverschiedene Sachen sind?
Das habe ich in meiner Antwort „Noch mehr merkwürdige Argumente“ oben doch bereits getan. Dort kannst Du die Erläuterung problemlos nachlesen.

Wenn es nicht um das "Wesen" geht, warum dann das NCAP-Argument in dieser Diskussion?
Meine Antwort auf diese Frage ist doch in dem von Dir ausgewählten Zitat von mir bereits enthalten! Ich wiederhole (und zitiere mich damit selbst):
Die Analogie sollte beispielhaft zeigen, daß die von mir zuvor ausgeführten abstrakt-logischen Zusammenhänge sich in realweltlich gängiger Praxis exakt ausdrücken, so daß ein und dieselbe Sache (hier: Autos) nach ein und demselben Maßstab (hier: Euro-NCAP) beurteilt wird.

Mein subjektiver Eindruck Deiner Argumentation ist, dass es Dir mehr um Mengenlehre als um die inhaltliche Diskussion geht, und das könnte man durch den Verzicht auf das "tertium non datur" überwinden.
Und, um beim jüngsten Analogiebeispiel der Hunde zu bleiben, ein Pinscher ist keine Dogge (und umgekehrt), und doch sind beide Hunde, was logisch völlig einwandfrei ist, ohne daß dafür das tertium non datur überwunden werden müßte. Desgleichen verhält es sich mit erotischer Literatur (Erotika), ob nun auf LIT oder in einem Verlag veröffentlicht.

MfG
Auden James
 
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Himmel, erlöse uns von den Germanisten

Also, ich habe mich mal hier durchgekämpft, und kann nur darüber den Kopf schütteln, wie einige hier durch besonders gestelzte Sprache, ihr geistige Überlegenheit zur Schau stellen wollen.
Einfache Fragen und entsprechende Antworten:
1. ärgert es mich, wenn Leser überhaupt keine Ansprüche an eine Geschichte haben? Nö, wieso auch.
2. Ärgert es mich, wenn ein qualitativ schlechte Geschichte besser bewertet wird, als eine gute? Natürlich, weil ich als Leser auch nach Bewertungen auswähle.
3. Muss eine Geschichte hier mehr Handlung haben, als ein Pornofilm? Nein. Gerade solche simplen Geschichten erkennt man als Leser entweder am Titel oder nach den ersten drei Sätzen. Da verliert man kaum Zeit, sie an- und wieder wegzuklicken.
4. Stören mich Rechtschreibfehler? Manchmal, wenn sie den Lesefluss erheblich stören. Aber da bekanntlich, wer im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen sollte, überlass ich die Kritik solcher Fehler gerne anderen und versuche lieber meine auszumerzen.
4. Gibt es irgend etwas, was ich unternehmen kann, damit sich etwas bessert? Außer konkrete Vorschläge beim Seitenbetreiber zu machen, keine Geschichte hier mehr einzustellen oder zu lesen, wohl kaum.
 
Also, ich habe mich mal hier durchgekämpft, und kann nur darüber den Kopf schütteln, wie einige hier durch besonders gestelzte Sprache, ihr geistige Überlegenheit zur Schau stellen wollen.
Einfache Fragen und entsprechende Antworten:
1. ärgert es mich, wenn Leser überhaupt keine Ansprüche an eine Geschichte haben? Nö, wieso auch.
2. Ärgert es mich, wenn ein qualitativ schlechte Geschichte besser bewertet wird, als eine gute? Natürlich, weil ich als Leser auch nach Bewertungen auswähle.
3. Muss eine Geschichte hier mehr Handlung haben, als ein Pornofilm? Nein. Gerade solche simplen Geschichten erkennt man als Leser entweder am Titel oder nach den ersten drei Sätzen. Da verliert man kaum Zeit, sie an- und wieder wegzuklicken.
4. Stören mich Rechtschreibfehler? Manchmal, wenn sie den Lesefluss erheblich stören. Aber da bekanntlich, wer im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen sollte, überlass ich die Kritik solcher Fehler gerne anderen und versuche lieber meine auszumerzen.
4. Gibt es irgend etwas, was ich unternehmen kann, damit sich etwas bessert? Außer konkrete Vorschläge beim Seitenbetreiber zu machen, keine Geschichte hier mehr einzustellen oder zu lesen, wohl kaum.

Wenn du dich über 2. ärgerst, dann doch auch über 1., denn anspruchslose Leser vergeben für grottige Geschichten 5 Sterne, was suggeriert, sie sei besser als sie ist.

swriter
 
Also, ich habe mich mal hier durchgekämpft, und kann nur darüber den Kopf schütteln, wie einige hier durch besonders gestelzte Sprache, ihr geistige Überlegenheit zur Schau stellen wollen.

Ich dachte mir schon, dass inzwischen alle die Augen verdrehen und denken: "Nicht schon wieder diese zwei!". Ich bitte um Entschuldigung, es war nicht meine Absicht, den Schriftgelehrten rauszuhängen. Aber nach der Durchsicht des Forums war mein Eindruck, dass solche Diskussionen mit Auden hier zum Standard gehören ;-)

Werde den kleinen Disput mit Auden ab hier privat weiterführen und euch das ersparen.

Damit zurück zu den praktischen Fragen, das finde ich gut.

Was mich in dem Zusammenhang gerade beschäftigt: Wenn kurze, simple Geschichten auch sehr gute Bewertungen bekommen, dann müsste es doch möglich sein, genau das zu verfassen. Optimaler Wirkungsgrad, sozusagen. Das bekomme ich aber nicht hin. Zum einen finde ich bei den kurzen, gut bewerteten Geschichten kein gemeinsames Merkmal, warum die bei der Leserschaft gut ankommen. Zum anderen schneiden meine eigenen kurzen Geschichten i.d.R. deutlich schlechter ab als die längeren.

Wie sind eure Erfahrungen?
 
Was mich in dem Zusammenhang gerade beschäftigt: Wenn kurze, simple Geschichten auch sehr gute Bewertungen bekommen, dann müsste es doch möglich sein, genau das zu verfassen. Optimaler Wirkungsgrad, sozusagen. Das bekomme ich aber nicht hin. Zum einen finde ich bei den kurzen, gut bewerteten Geschichten kein gemeinsames Merkmal, warum die bei der Leserschaft gut ankommen. Zum anderen schneiden meine eigenen kurzen Geschichten i.d.R. deutlich schlechter ab als die längeren.

Wie sind eure Erfahrungen?

Ich kann das mit den guten Bewertungen für kurze Geschichten nicht bestätigen, wobei sich ja ohnehin die Frage stellt, was kurz bedeutet.

Ich habe eine Reihe "Kurz & Bündig" aufgelegt. Alle Teile stehen für sich und sind nie länger als eine LIT-Seite. Die Votings sind recht bescheiden, was aber auch daran liegt, dass es oftmals humorvolle bzw. experimentelle Texte sind, bei denen halt nicht rumgevögelt wird.

swriter
 
Also, als Neuling bin ich ja gerade dabei, hier einen ganzen Roman einzustellen, mit vermutlich deutlich mehr als 400 Seiten Gesamtumfang. Und trotzdem sind die Bewertungen bisher gut.

Es kommt also nicht auf die Länge an sich an, sondern ob die Geschichte Interessenten findet. Natürlich kann auch eine Geschichte von einer halben Seite Umfang gut sein, selbst ein Gedicht vom 5 Zeilen, aber das ist auch immer Geschmackssache.

Mir persönlich reicht so was nicht zum Eintauchen. Eine wirklich gut geschriebene Kurzgeschichte auf zwei oder drei Seiten zu bekommen, ist ganz große Kunst.

Und das sage ich als jemand, der bisher noch nie einen Roman geschrieben hat, sondern nur etliche Kurzgeschichten, von denen es wenige sogar in Printmedien geschafft haben. Mich in einem Roman auf 400 oder mehr Seiten ausbreiten zu können, Raum für Einzelheiten und Persönlichkeiten zu haben, ist da schon eine Befreiung.

Natürlich hat ein Roman ganz andere Probleme, wie das Requisitenmanagment und die Zeitleiste, was man bei einer Kurzgeschichte im Kopf behalten kann.

Es hat mir geholfen, dass ich in meiner Jugend Spielleiter einer Fantasy-Rollenspielgruppe war. Da lernt man zwangsläufig, mit wenigen, prägnanten Sätzen eine Stimmung zu erzeugen, welche die Mitspieler in die Geschichte reinzieht. Es reicht eben nicht, zu beschreiben: 'Der Gang ist 2 Meter hoch, zwei Meter breit und 10 Meter lang', sondern man versucht Emotionen, durch zusätzliche Begriffe zu wecken, wie düster, stickig, feucht, mit Spinnweben übersät oder mit stinkendem Ruß bedeckt.

Und da sind wir wieder bei den gut bewerteten, schlecht geschriebenen Geschichten. Sie nutzen Triggerwörter, welche die Emotionen der Leser ansprechen.

Wenn der Leser die Fantasie 'eines harten Prügels, der die feuchte Votze nagelte' hat, dann wird er das als gut bewerten. Weil der Satz fünf Triggerwörter verwendet, welche diesen Leser in eine positive Stimmung versetzen. Dann noch einige Begriffe wie: Dicke, feste Titten, dralle Arschbacken, rote, feuchte Lippen, und das Bild ist für diesen Leser komplett. Alles dazwischen sind eh Füllwörter, die er ignoriert.

Ich lese sehr gerne englische Erotikgeschichte, obwohl mein Englisch alles andere als gut ist. Aber Englisch ist eine recht simple Sprache, vom Wortschatz her.
Satzbau und Grammatik kenne ich nur rudimentär, aber ich verstehe genug, um hineinzukommen, wenn der Autor es schafft, mich zu triggern.

Dann bewerte ich die Geschichte als gut, selbst wenn Muttersprachler, beim Durchlesen der Geschichte, die Hände über den Kopf schlagen würden.
 
Last edited:
Jetzt kommt die Diskussion zu einem entscheidenden Punkt: Literotica umfasst sowohl einige logische Aspekte (z. B. nachvollziehbare, Handlung, sinnvoll formulierte Sätze, etc.) als auch (teilweise widersprüchliche) Emotionen.
Gerade im Bereich Erotik und Sexualität sind die Emotionen oft kaum nachvollziehbar, machen kleine Details oft aus, ob eine Geschichte Top oder Flop ist.

Kleines Beispiel: Eine Geschichte wurde von den meisten Leuten recht gut bewertet. Doch bei mir war die Erotik schlagartig verflogen, als in einer Blowjob-Szene George Floyds "I can't breathe" zitiert wurde.
Emotionen lassen sich kaum berechnen, manchmal lösen gewisse Ausdrücke sowohl extrem positive wie extrem negative Emotionen aus.

Wenn in Literotica Bedienungsanleitungen oder Wegbeschreibungen bewertet würden, wäre dies viel einfacher, denn dann würden nur die sachlichen und logischen Aspekte zählen.
So zählen auch Emotionen, und dies macht die Sache schwieriger, aber auch reizvoller.
 
Kleines Beispiel: Eine Geschichte wurde von den meisten Leuten recht gut bewertet. Doch bei mir war die Erotik schlagartig verflogen, als in einer Blowjob-Szene George Floyds "I can't breathe" zitiert wurde.

Tja, das ist das Problem mit aktuellen Bezügen. Wird denn George Floyd explizit erwähnt? Wenn nicht, ist das halt ein Satz, der bei einem Blowjob durchaus passt, und in ein oder zwei Jahren ist der aktuelle Bezug wieder verschwunden.

Aber prinzipiell hast du recht. Jeder liest Geschichten durch seine ganz persönlichen Brille. Bei meiner neuesten Geschichte hat mich jemand hart kritisiert, weil meine Protagonistin Traumata zu leicht wegstecken würde. Ich konnte ihm nicht klar machen, dass eine bestimmte Situation für ihn ein Trauma darstellen mag, für meine Prota aber nicht unbedingt und nicht in dem Maße wie für ihn.
 
Q & A

1. ärgert es mich, wenn Leser überhaupt keine Ansprüche an eine Geschichte haben? Nö, wieso auch.
Wieso? Weil die meisten Autoren in der einen oder anderen Form von der Leserschaft abhängig sind – ob nun in eher materieller (Verkaufserlöse) oder immaterieller Hinsicht (Ego) –, und sie letztlich bestimmt, was gelesen wird und was nicht (und damit indirekt auch, was geschrieben wird!). Und wenn die Leserschaft nun überhaupt keine Ansprüche mehr stellt, dann passen die meisten Autoren, die ja, wie gesagt, in gewisser Hinsicht von ihr abhängig sind, sich daran an und liefern der Leserschaft entsprechend nur noch anspruchslose Geschichte ab. Denn den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, ist auch auf LIT das natürliche Verhalten der meisten Nutzer!

2. Ärgert es mich, wenn ein qualitativ schlechte Geschichte besser bewertet wird, als eine gute? Natürlich, weil ich als Leser auch nach Bewertungen auswähle.
Siehst Du, damit beweist Du selbst, was ich eben zu Deinem ersten Punkt ausführte: Deine eigene Abhängigkeit von der Leserschaft! In Deinem Falle, weil Dein Leseverhalten von den Bewertungen der anderen Leser abhängt.

3. Muss eine Geschichte hier mehr Handlung haben, als ein Pornofilm? Nein. Gerade solche simplen Geschichten erkennt man als Leser entweder am Titel oder nach den ersten drei Sätzen. Da verliert man kaum Zeit, sie an- und wieder wegzuklicken.
Und Du machst das also gerne, Dich erst einmal durch ein Dutzend unleserliche Beiträge klicken, bis Du nach einer Viertelstunde dann vielleicht durch Glück einen findest, bei dem Du über die ersten drei Sätze hinauskommst?

4. Stören mich Rechtschreibfehler? Manchmal, wenn sie den Lesefluss erheblich stören. Aber da bekanntlich, wer im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen sollte, überlass ich die Kritik solcher Fehler gerne anderen und versuche lieber meine auszumerzen.
Toll. Weil niemand perfekt ist, darf niemand niemanden kritisieren, oder wie? Brillante Logik.

4. [sic!] Gibt es irgend etwas, was ich unternehmen kann, damit sich etwas bessert? Außer konkrete Vorschläge beim Seitenbetreiber zu machen, keine Geschichte hier mehr einzustellen oder zu lesen, wohl kaum.
Ich könnte Dich jetzt böse fragen, ob Du nicht in der Lage bist, über vier hinaus zu zählen oder nur die „5“ auf Deiner Tastatur klemmt, aber da so eine Polemik nach Deinen anderen schlauen Antworten auf Deine eigenen Fragen zu urteilen ohnehin nichts brächte, frage ich Dich das natürlich nicht.

Aber selbstverständlich könntest Du etwas unternehmen, damit sich etwas bessert! Als ersten Schritt müßtest Du allerdings aufhören, einen auf Vogel Strauß zu machen, und stattdessen den Kopf aus dem Sand nehmen! Wer weiß, vielleicht denkt es sich bei normalisiertem Blutfluß dann auch gleich viel klarer …

In diesem Sinne
Auden James
 
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Bewertungen und Erfahrungen

Was mich in dem Zusammenhang gerade beschäftigt: Wenn kurze, simple Geschichten auch sehr gute Bewertungen bekommen, dann müsste es doch möglich sein, genau das zu verfassen. Optimaler Wirkungsgrad, sozusagen.
Das Problem ist u. U. Deine Prämisse: Du scheinst davon auszugehen, daß die Wertungen hier auf LIT nicht zu beanstanden, d. h. also valide, seien. Das sind sie aber nicht! Die Betreiber haben im Laufe der Zeit schon so viele Scripts da drüber laufenlassen und die Nutzer so viele Manipulationen vorgenommen, daß Deine Prämisse jedwede Gültigkeit eingebüßt hat.

Um nur ein praktisches Beispiel zu liefern, das ich mit genauen Angaben belegen kann: der erste Teil meiner Übersetzung „Wie ich zum Sexteufel wurde“ wurde von einem oder mehreren Nutzern gezielt auf den Tiefststand von 3,51 bei 91 gezählten Wertungen gedrückt, dann von den Betreibern – durch irgendein Script – auf 4,37 bei nur noch 78 gezählten Wertungen (also eine Differenz von 13 [!] Wertungen) korrigiert, um sodann ein Zwischenhoch von 4,42 bei 89 gezählten Wertungen zu erreichen, um schließlich wieder auf 4,34 bei 109 gezählten Wertungen abzusinken. Diese wilde Achterbahnfahrt ist statistisch völlig unnatürlich und belegt somit, wie „valide“ (ohne Anführungsstriche dieses Wort an dieser Stelle schwerlich Sinn ergäbe) die Bewertungen hier sind.

Das bekomme ich aber nicht hin. Zum einen finde ich bei den kurzen, gut bewerteten Geschichten kein gemeinsames Merkmal, warum die bei der Leserschaft gut ankommen.
Du findest wahrscheinlich kein gemeinsames Merkmal, weil die Bewertungen – wie eben belegt – nicht valide sind! Der eine manipuliert den anderen und der wieder sich selbst und ewig so weiter, bis irgendwann einmal die Betreiber wieder ein Script drüber laufenlassen und das Spielchen von vorne beginnt!

Wie sind eure Erfahrungen?
Meine Erfahrung lehrt, daß Du Dir unbedingt einen zweiten Nutzernamen zulegen solltest, wenn Du vorhast, Deine Meinung, was andere Geschichten anlangt, ehrlich und kritisch zu äußern. Ansonsten scheinst Du aus Sicht derjenigen, die Du zu kritisieren wagst, hier fällig zu sein und wirst dafür büßen müssen – mit lächerlichen anonymen Kommentaren und Bewertungen!

MfG
Auden James
 
Aller guten Dinge sind drei

Ich lese sehr gerne englische Erotikgeschichte, obwohl mein Englisch alles andere als gut ist. Aber Englisch ist eine recht simple Sprache, vom Wortschatz her.
Mit dieser Bemerkung disqualifizierst Du Dich selbst! Um mal nur eine plakative Metrik zu wählen: in Webster's Third New International Dictionary findest Du über 470.000 Wörter-Einträge, im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache aus dem Duden-Verlag findest Du lediglich 200.000 Wörter. Wenn also das Englische eine vom Wortschatz her „recht simple Sprache“ ist, was ist dann bitteschön nur das Deutsche für Dich? Erweitertes Esperanto, oder was?

Jeder liest Geschichten durch seine ganz persönlichen Brille.
Und damit sind wir bei der hochinteressanten Frage, was eigentlich einen guten Leser ausmacht!

Ich empfehle zur Einführung (und u. U. auch gleich Beantwortung der Frage) die Lektüre des Aufsatzes „Good Readers and Good Writers“ von V. Nabokov aus seinen Lectures on Literature. Für Nabokov kann man nämlich ein Buch beispielsweise nicht nur einmal lesen, sondern nur immer wieder neu lesen. Ein guter Leser, schreibt er, ein bedeutender Leser, ein aktiver und kreativer Leser sei ein Wiederleser („rereader“).

Aber wie viele der Einhandleser hier erleichtern sich selbst wohl wiederholt zu derselben Wichsvorlage?

Wenn in Literotica Bedienungsanleitungen oder Wegbeschreibungen bewertet würden, wäre dies viel einfacher, denn dann würden nur die sachlichen und logischen Aspekte zählen.
Und es würde doch nichts ändern! Denn was für den einen „logisch“ und „sachlich“ angeleitet bzw. beschrieben sein mag, versteht der nächste wieder überhaupt gar nicht usw. usf. Die reine Subjektivität bleibt immer reine Subjektivität. Erst durch Verlassen bzw. Überwinden der rein subjektiven Perspektive ergibt das Reden – mit anderen, versteht sich – über derlei Dinge überhaupt erst irgendeinen Sinn! Denn andernfalls könnte man genausogut gleich beim Selbstgespräch bleiben …

In diesem Sinne
Auden James
 
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