Erpan
Literotica Guru
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Es geht um Meinungshoheit: Je mehr Leute man als Trauma geschädigt einordnen kann, desto besser für die Kliniker. Daher ist es kein Wunder, dass gerade diese Kliniker es waren, die Studien angefertigt haben, die belegen, dass sexueller Kindesmissbrauch zu Traumata führt – was kein Kunststück ist, wenn man nur Traumatisierte behandelt und betrachtet.Es geht um die Definition von Trauma und nicht um Lager innerhalb klinischer und kognitiver Psychologie.
Clancys Verdienst ist es, den Blick auf die Mehrheit der sexuell Missbrauchten zu lenken, die durch diesen Missbrauch in ihrer Kindheit nicht traumatisiert wurden: die sogenannte Dunkelziffer. Sie hat mit ihrer Untersuchung belastbare Zahlen geliefert, so dass man nicht mehr auf Vermutungen angewiesen ist.
Clancy sagt: Hört auf, nur auf die offensichtlich traumatisierten Kinder (5%) zu starren, schaut auch auf die anderen 95%, die vielleicht „nur“ gestresst, verwirrt oder seltsam wirken, denn das sind diejenigen, die später, als sie begreifen, was mit ihnen geschehen ist, ihre Nächsten als Verräter empfinden werden. Denn was macht jemand, dem bewusst wird, dass er in seiner Kindheit missbraucht worden ist, dies aber damals als normal empfunden hat? Richtig: Er fühlt sich schuldig und empfindet Scham darüber, damals alles ohne Gegenwehr geschehen zu lassen, daran vielleicht sogar Freude empfunden zu haben.
Das Bewusstsein, damals Freude statt Trauma erlebt zu haben, kann nun wahrlich zu einem Trauma führen, wenn der Betroffene meint, nicht so zu sein oder nicht so empfunden zu haben, wie die Gesellschaft es von einem sexuell Missbrauchten erwartet. Zu diesem Konflikt kommt es gewöhnlich zu einem Zeitpunkt, als der Jugendlicher oder junger Erwachsener noch auf der Suche nach sich selbst ist, also noch nicht so gefestigt in seinen Ansichten ist, dies vor allem auf dem sexuellen Gebiet.