Meine Frage: "...Die Fehlbesetzung Mario Draghi"...(Kater001)
Du spielst wohl an auf die expansive Geldpolitik der EZB und die ELA-Notkredite für Griechenland, die sich rechtlich auf fragwürdigem Boden bewegten.
Aber: Hätte es zu den ELA-Krediten für die Griechen eine Alternative gegeben?? Hat die EZB die Griechen damit nicht über Wasser gehalten und der Politik Zeit erkauft für eine Lösung??
Zu den ELA-Krediten möchte ich mich nicht kritisch äußern, das ist sehr dünnes Eis. Einerseits hat Draghi wieder einmal gegen die EZB-Regeln gehandelt, andererseits hast Du Recht ... nur hätte man die Kredite schon früher an einer Obergrenze einfrieren können, die kleiner als 90 Mrd. Euro ist. Dann wäre einerseits das Risiko viel geringer gewesen, andererseits hätte Griechenland schon früher Kapitalverkehrskontrollen und Abhebelimits einführen müssen, und es wäre nicht zu diesem exorbitanten Mittelabfluss gekommen. Die Limits hätten sogar weit höher sein können als die 60 Euro pro Tag und hätten damit die Wirtschaft nicht so stark zum Erliegen gebracht - aber es hätte niemand bspw. 200.000 Euro im Ganzen abheben können wie die Mama der mittlerweile geschassten Vize-Finanzministerin.
Warum ich Draghi für eine Fehlbesetzung halte, hat andere Gründe. Die Nullzinspolitik (die nur am Rande mit Griechenland zu tun hat), hat bedeutende Ungleichgewichte und Fehlentwicklungen zur Folge, und die gegen jede Regel durchgeführten (vom EuGH leider trotzdem im Nachhinein legitimierten) Anleihenkäufe verstärken das noch und sind sowieso wahnwitzig.
Was hat die Nullzinspolitik gebracht? Immobilien sind teurer geworden, in der Folge auch die Mieten. Das trifft einmal die "kleinen Leute", denen das Geld dann natürlich für den Konsum fehlt. Spekulanten wurden auf Kosten von Sparern gefördert (bei einem Goldman-Sachs-Mann wie Draghi natürlich keine Überraschung). Das hat MMN zwei Effekte: Erstens fehlt vielen kleinen Sparern jetzt ein gewisses Zinseinkommen, das sie möglicherweise wieder in den Konsum gesteckt hätten. Zweitens kriechen private Pensionsvorsorgen, Lebensversicherungen & Co. am Zahnfleisch daher, was vielen Menschen im Alter auf den Kopf fallen wird - somit wieder weniger Konsum in der Zukunft.
Der gewünschte Effekt, nämlich dass Menschen und Unternehmen mehr Kredite aufnehmen, ist nicht eingetreten, erstens weil Wirtschaft und Konsumenten verunsichert und damit vorsichtig sind, zweitens weil gemeinsam mit der Zinssenkung äußerst restriktive Regeln für die Kreditvergabe durch Banken eingeführt wurden.
Man könnte auch überspitzt formulieren, dass Mario Draghi viele Sparer schleichend enteignet hat, um das Geld professionellen Derivatkäufern in den Hintern zu schieben.
Damit wird aber die nächste Spekulationsblase erzeugt, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie platzt.