Andy43
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Wenn wir schon beim Thema "Religion und (weltliche) Gesetze" sind: Wir müssen gar nicht in die USA sehen.
Auch bei uns gibt es da noch skurrile Regeln, die meines Erachtens längst nicht mehr zeitgemäß sind.
Die katholische sperrt Frauen von Ämtern mehr oder weniger aus. Faktisch kommt das einem Berufsverbot für Frauen gleich.
Das ist nicht verfassungskonform.
Zudem haben wir noch immer das kirchliche Sonderarbeitsrecht.
(Adenauers "Rheinischer Katholizismus." Einer der wenigen Geburtsfehler dieser Republik).
Auch das gehört abgeschafft.
Und da kann man auch wieder den Bogen zum "Kopftuchurteil" schlagen.
Die Franzosen haben es da einfacher, da sie einen konsequenten Laizismus haben.
(Frankreich hat das Kopftuch an Schulen und Universitäten bereits 1989 (!) verboten!
Und wir in Good Old Germany bringen das im Jahre 2015 noch immer nicht auf die Reihe.
Ein Grund dafür ist der fehlende konsequente Laizismus.
lg
"Rosi" (Johannes)
Hi.
Da stimme ich dir zu. Wie du, setze ich hier tiefer an.
Man kann diese uneindeutige Haltung in einem weiteren Sachverhalt aufzeigen:
Jeder Mitbürger in diesem Land leistet mit seinem Steuergeld eine "Ausgleichszahlung", eine "Entschädigung" für die in der Zeit der Säkularisation entstandenen sachlichen und pekuniären Verluste, die der katholischen Kirche entstanden sind.
Jährlich ca. 400 Millonen Euro aus dem Staatssäckel. Das zahlt jeder Steuerzahler, egal welcher religösen Gemeinschaft er angehört, ob er aus der Kirche ausgetreten ist oder in seiner Grundhaltung Atheist ist: Moslems, Christen, Juden, Atheisten, egal wer.
Es gibt ein Gesetz aus dem frühen 19. Jahrhundert (Anfang 18. Jahrhundert), das diese Ausgleichszahlungen (Reparationszahlungen) regelt.
Was ist davon zu halten? Da kann sich jetzt ein jeder Steuerzahler seinen Reim drauf machen. Übrigens hat man dieses Gesetzt im Bundestag einmal zur Debatte gestellt, indem sich ein Ausschuss damit auseinandergesetzt hat, um die Frage zu klären, inwieweit dieses Gesetzt mit der Verfassung übereinstimmt. Frag mich jetzt nicht, wie dieser Ausschuss besetzt war. Ergebnis war, dass man eine Entscheidung über den Sinn und die Abschaffung auf unbestimmte Zeit "vertagt" hat. Man traut sich da einfach nicht an eine Entscheidung ran.
Ich halte das für skandalös.
Was die Gesetzgebung nicht nur heutzutage angeht, muss man immer sehen, dass Gesetze in ihrer "Konsistenz" das Wertesystem einer Gesellschaft wiederspiegeln. (Ich weiß, dass muss ich gerade dir nicht sagen )
Ich will auf folgendes Hinweisen: Wir leben in einer über die Jahrhunderte von einer christlich-theologischen und auch philosophisch-westlich geprägten Gesellschaft und daher nicht in einer im weitesten Sinne orientalischen. Unser westliche-christliches Wertesystem unterscheidet sich daher teils eklatant von dem des islamischen, jüdischen oder hinduistischem etc. Damit nehme ich keine Wertung vor. Ich stelle nur fest.
Für mich als bekennenden Atheisten und Humanisten (Agnostiker) mit streng katholischen Wurzeln (und Ausbildung ) wäre es angenehm festzustellen: Der säkulare Staat bekennt sich --in diesem Zusammenhang-- zu einer verfassungsgemäßen Religionsfrei, jedoch in seiner Institutionalität strikt zum Laizismus. Für mich gehört keinerlei religiöse Symbolik --jedweder Art -- in einen Klassenraum. Das sollte auch auf Lehrpersonal an einer öffentlichen Schule und deren Kleidungsstücke , die in ihrer Symbolik eine Glaubensaussage machen, zutreffen.
Ebenso denke ich, hat z. B. ein Moslem oder Atheist keinerlei "Reparationszahlungen" an die katholische Kirche zu leisten!
(Oder ist das etwas anderes?)
Für mich ist das nicht nur eine ambivalente Haltung sondern eine heuchlerische.
Unter dem Bundesadler im Plänarsaal hängt kein Kreuz. Darüber kann man ja mal nachdenken, warum das so ist. Wäre es so, würde mich das als Atheisten stören.
lg
Andy
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