Wieso sind die Leute nicht mehr kritikfähig?

@Phiro...

MRR war ein Selbstdarsteller allerersten Ranges. Deswegen hat man ihm auch eine Fernsehsendung gegeben. Wie gut hätte sich eines seiner Bücher verkaufen, in dem er gute Kritiken schreibt?

Und wie viele von den Autoren, die er kritisiert hat, haben Sexgeschichten geschrieben?

MRR ist genauso irrelevant hier wie Autoren, die noch nie gewagt haben, etwas Erotisches zu schreiben.

Richtig, MRR war ein begnadeter Selbstdarsteller. Aber das ist Christiano Ronaldo auch. Würde ihm deshalb jemand absprechen ein Weltklassefußballer zu sein?
Beides muss sich nicht ausschließen.
MRR war ein Selbstdarsteller--- aber einer mit Ahnung von der Materie und mit Können.

MRR hat übrigens auch oft gelobt. "Lauter Belobigungen" heißt ein Band von ihm, wo er ausschließlich positive Besprechungen versammelt.
Das ist sozusagen das Gegenstück zu "Lauter Verrisse."
Und auch Bücher, die MRR lobte, verkauften sich prima.
 
Um mal meinen Leib-und-Magen-Poeten zu zitieren (namentlich hier nicht genannt, weil zu offensichtlich)

Beckmesser

Er war ein angesehner Herr
und wohl der klügsten einer,
doch spricht von ihm als Kriti-Kerr
-und auch als Mensch- heut keiner!

Wie bös hatte er Wagners "Ring"
und Bruckners Werk verrissen,
auch von Puccinis "La Bohème"
wollte er nicht viel wissen!

Wie lobte er den Meyerbeer
und Straußens "Ritter Pasman"!
Was er getadelt, lebt noch heut-
was er gelobt, vergaß man!

Merke:
Der Irrtum ist der Menschen liebstes Kind,
besonders, wenn sie Rezensenten sind!
 
@Heliopheres

Um mal meinen Leib-und-Magen-Poeten zu zitieren (namentlich hier nicht genannt, weil zu offensichtlich)

Irren ist in der Tat menschlich. Das gilt sogar für große Rezensenten. Dessen war sich MRR allerdings auch bewusst.
Der Mann war einfach groß(artig)-- auch in seinen Irrtümern.

Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass er Heinrich Bölls vorletzten Roman "Fürsorgliche Belagerung" viel zu negativ beurteilt hat.
Trotzdem bleibt sein Verriss mit dem Titel: "Was habe ich gelitten"-- damals erschienen im "SPIEGEL" (1979)-- einfach großartig!
 
Große Rezensenten waren immer auch große Spötter, ob Karl Kraus, Hans Mayer, Friedrich Sieburg, Fritz J. Raddatz oder eben MRR.

Und gute (Literatur)Kritik ist immer auch zuspitzend. Sie darf es jedenfalls sein.

Wo kommen wir denn hin, wenn wir persönliche Betroffenheit zum Maßstab machen??

Rowan Atkinson ("Mr. Bean") hat das in einem Interview-- da ging es um religiöse Gefühle, einige Muslime fühlten sich ob der Mohammed-Karikaturen beleidigt-- mal prima auf den Punkt gebracht:

-- "In einer Demokratie ist das Recht zu beleidigen wichtiger, als das Recht nicht beleidigt zu werden."
 
Um mal meinen Leib-und-Magen-Poeten zu zitieren (namentlich hier nicht genannt, weil zu offensichtlich)

Für mich leider nicht offensichtlich. Vom Stil her könnten viele passen. Sogar Wilhelm Busch. Ich kenne nicht so viele Gedichte, daher wäre ich über eine Auflösung dankbar. Google hat mir nicht geholfen.
 
Ich finde, eine Art Unfehlbarkeitsanspruch an Kritiker zu erheben, wie das einige in diesem Diskussionsstrang zu tun scheinen, ist doch wiederum nur ein weiteres Merkmal mangelnder Kritikfähigkeit. Diese Strategie verfolgt doch offensichtlich zwei Ziele: zum einen den jeweiligen Kritiker zu diskreditieren, z. B. als "Beckmesser", also wiederum ein argumentum ad hominem, d. h. also ein Scheinargument, vorzubringen, das den Charakter des Kritikers angreift, statt sich inhaltlich mit seiner Kritik auseinanderzusetzen, und zum anderen Kritik allgemein zu diskreditieren als irgendwie immer schon falsch, wobei mit der Mehrdeutigkeit dieses "falsch" wohl bewußt gespielt wird – "falsch" sowohl im moralischen als auch faktischen Sinne.

Es handelt sich also, um mit Popper zu reden, um eine Immunisierungsstrategie, um das eigene Tun/Werk unantastbar zu machen gegenüber – worum es den Betreibern dieser Strategie hier wohl letztlich geht – unliebsamer Kritik.

Ob ein Kritiker richtig oder falsch liegt, läßt sich doch letztlich nur wirklich feststellen, wenn er seine Kritik auch äußern darf und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihr erfolgt; wenn Kritik generell jedoch als Beckmesserei, Selbstdarstellerei, beleidigend, unnötig und grundfalsch die Berechtigung abgesprochen wird, so findet keine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihr mehr statt, und in letzter Konsequenz wird sie dann auch nicht mehr geäußert werden können, da sie quasi mit einem Sprechverbot belegt wird, um die Interessen derjenigen, die sich Kritik verbieten, zu schützen.

Ein historisches Beispiel für diese Entwicklung, die einer nachgerade zwingenden Logik zu folgen scheint, liefert vielleicht die Heilige Inquisition, welche die Interessen der römisch-katholischen Kirche schützte und zu diesem Zwecke ihre Kritiker als Ketzer diffamierte und bis auf den Scheiterhaufen verfolgte.
 
Last edited:
Ob ein Kritiker richtig oder falsch liegt, läßt sich doch letztlich nur wirklich feststellen, wenn er seine Kritik auch äußern darf und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihr erfolgt; wenn Kritik generell jedoch als Beckmesserei, Selbstdarstellerei, beleidigend, unnötig und grundfalsch die Berechtigung abgesprochen wird, so findet keine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihr mehr statt.

Um mal den Schwenk auf ein aktuelles Phänomen zu lenken, dass ich bei Lit. in dieser Form noch nicht beobachten konnte und ich bin schon ein paar Jahre dabei: Da ist ein neuer Autor (Rudirabe) am Start, der hat offenbar eine ganze Armada von Fan-Boys, die ihn lobhudeln und unliebsame Kommentatoren mit Schmäh überziehen. Neuerdings lässt man sich die Kritiker vom Hals halten, anstatt sich selbst darum zu bemühen. :D

VG
FAITH
 
Last edited:
rudirabe

Der rudirabe, lieber Faith, ist beileibe kein "neuer Autor", der war bis vor kurzem noch der unangefochtene Herrscher auf EroGeschichten, wo ihm allerdings zuletzt Freudenspender und Plautzi seine Stellung streitig gemacht haben, so daß dort zwischen denen nun eine Art Dreikampf läuft, wer die meisten abgegebenen Stimmen für seine eingereichten Beiträge in die offzielle Zählung durchbringt.

Und im übrigen würde ich bezweifeln, daß er wirlich ein "neuer Autor" ist, denn ich erinnere mich noch an die Zeiten als gurgy, YOGY & Co. hier auch durch anonyme "Fans" etwaige kritische Kommentare kritisch kommentieren ließen, ehe sich dann irgendwann seitens jener Schreiberlinge die Strategie durchsetzte, einfach alles, was aus irgendeinem Grund nicht ganz genehm zu sein schien, zu löschen.

Hier und da finden sich allerdings immer noch ein paar Überreste jener Auseinandersetzungen aus längst vergessenen Zeiten, wie z. B. hier unter In den Buchten Sardiniens 02 von gurgy, wo ein gewisser rosettenfreak sich erdreistete, auf die Absurdität des hochgelobten Geschreibsels gurgys hinzuweisen ...
 
Last edited:
Klickzahlen Literotica vs Erogeschichten

Falscher Thread

swriter
 
Last edited:
@ Kritikfähigkeit

Ich habe nach Faiths Hinweis oben nun auch einmal die Kommentare zu rudirabes erstem auf LIT veröffentlichten Meisterwerk gelesen, und darunter findet sich in einer – natürlich anonymen – Replik auf Faiths kritischen Kommentar die folgende Perle:

Anonymus said:
Beim lesen [sic] von deinen Geschchten fällt der gestochene Schreibstil auf, ansonsten nichts. Zuerst selber bessere Posts schreiben. Danach kann man über andere urteilen. Oder spricht da der Neid.
Beim Lesen der Replik fällt zunächst einmal der alles andere als gestochene Schreibstil des Anonymus auf, der ironischerweise wiederum Faith einen "gestochene[n] Schreibstil" vorwürft, als wäre das irgendein Makel und überdies buchstäblich "nichts". Dabei kommt es doch gerade – und vielleicht sogar vor allem anderen – auf den Schreibstil an! Insbesondere bei Sexgeschichten, die inhaltlich ab einem gewissen Punkt sich doch nachgerade zwangsläufig alle gleichen, weshalb allenfalls der Schreibstil überhaupt einen Unterschied zu machen vermag.

Und im Anschluß an diese krude Rüge, die Faith seines gestochenen Schreibstils wegen maßregelt, folgt dann – wenig überraschend – ein haltloses und logisch ungültiges tu quoque, wonach Faiths "Posts" nicht besser seien als die rudirabes, weshalb Faiths Kritik an rudirabes Text falsch bzw. unberechtigt sei. Dabei tut es nichts zur Sache, ob Faith nun bessere Texte abliefert als rudirabe oder nicht, was den Inhalt seiner Kritik an rudirabes Text anlangt.

Ich zitierte aus Lessings vielsagend betitelter Schrift Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt an anderer Stelle in einem ähnlichen Zusammenhang schon einmal, aber auch an dieser Stelle sind seine Worte wieder überaus treffend:
G. E. Lessing said:
Ich finde meine Suppe versalzen: darf ich sie nicht eher versalzen nennen, als bis ich selbst kochen kann?

Der Anonymus, wenn er seiner kruden Logik treu bleiben wollte, müßte diese Frage wohl bejahen und sich selbst fortan also zum Schweigen verurteilen, vor allem gegenüber einem Faith, da er selbst ja nicht einmal annähernd dessen gestochenen Schreibstil vorweisen kann, es ihm also schlechterdings nicht zustünde, einen Faith zu beurteilen, da er selbst es ja nicht einmal schafft, auf dessen Stilniveau zu schreiben (obwohl dies ja seinen eigenen Worten nach eigentlich eine Nichtigkeit darstellen sollte)!

Und im übrigen unterscheidet auch dieser Anonymus – wie so viele andere kritikunfähige Leute – nicht zwischen Sach- und Personenkritik. Faith kritisierte rudirabes Text, aber für den Anonymus macht das offenkundig keinen Unterschied zu einem Angriff auf die Person rudirabes selbst. Und abschließend bringt der Anonymus natürlich noch ein ad hominem unter, indem er Faith einfach des Neides bezichtigt.

Dasselbe Muster im Umgang mit Kritik habe ich – vor allem in letzter Zeit – immer wieder beobachten dürfen, was mir auf ein generelles Phänomen hinzuweisen scheint, das sich hier auf LIT und ähnlichen Seiten womöglich einfach nur im Kleinen abbildet.
 
Last edited:
Um mal den Schwenk auf ein aktuelles Phänomen zu lenken, dass ich bei Lit. in dieser Form noch nicht beobachten konnte und ich bin schon ein paar Jahre dabei: Da ist ein neuer Autor (Rudirabe) am Start, der hat offenbar eine ganze Armada von Fan-Boys, die ihn lobhudeln und unliebsame Kommentatoren mit Schmäh überziehen. Neuerdings lässt man sich die Kritiker vom Hals halten, anstatt sich selbst darum zu bemühen. :D

VG
FAITH

Ich glaube nicht, dass sich der Widerstand der Fans gegen deine Kritik richtet, auch wenn du deutlich gemacht hast, dass du den Text längst nicht für so gelungen hältst, wie die Fans ihn sehen. Du hast aber auch unterstellt, dass die vielen lobenden Kommentare mutmaßlich nicht aus unterschiedlichen Federn stammen.

Wobei es schon auffällig ist, wie viele positive Kommentare zu jedem der Teile gepostet wurden. So als hätte der Autor seine Fans von der anderen Plattform mitgebracht bzw. mobilisiert.

swriter
 
Richtig, swriter. Der "Widerstand der Fans" richtet sich tatsächlich nicht gegen Faiths Kritik, sondern gegen Faith selbst! Siehe mein Beitrag oben @ Kritikfähigkeit.

Und Faiths Beobachtung, daß die anonymen Kommentare eine auffällig ähnliche Handschrift tragen, ist doch zunächst einmal nur das: eine Beobachtung, noch dazu eine völlig zutreffende!
 
Ich komme noch einmal auf Audens "Kritik..." zurück, die leider nicht mehr online ist: Wenn ich mich recht erinnere, dann sieht der Autor von "Meine Mutter braucht es mal wieder" die Dinge recht entspannt.
Er schreibt unter seiner Story: "Jede Kritik ist willkommen, außer der von Auden James. Die wird sofort ungelesen gelöscht."

Das ist das gute Recht jedes LIT-Autors (Ach, falls jemand die "LIT-Autorin" vermisst: Die hat dieses Recht natürlich auch. Aber ich bin ein entschiedener Gegner des Genderns und habe nicht vor, mir diesen ideologischen Quatsch, der die deutsche Sprache verhunzt, anzueignen).

Es sieht also nicht danach aus, als würde der Autor durch Audens Kritik seelischen Schaden nehmen und müsste vor eventuellen "Beleidigungen" geschützt werden.
 
Richtig, swriter. Der "Widerstand der Fans" richtet sich tatsächlich nicht gegen Faiths Kritik, sondern gegen Faith selbst! Siehe mein Beitrag oben @ Kritikfähigkeit.

Und Faiths Beobachtung, daß die anonymen Kommentare eine auffällig ähnliche Handschrift tragen, ist doch zunächst einmal nur das: eine Beobachtung, noch dazu eine völlig zutreffende!

Wenn man es aus der Sicht der Fans sieht ... Die Texte werden top bewertet und es hagelt lobende Kommentare ... Und dann sucht einer das Haar in der Suppe, der mit seinen Geschichten eben nicht die ersten Plätze in den Lesercharts belegt. Da ist der Vorwurf des Neids gar nicht mal soweit weg, wobei ich jetzt keinen Neid aus dem Kommentar herauslesen konnte.

Für viele Fans, von mir aus auch auf der anderen Plattform, ist die Geschichte mit das Beste, was sie bisher gelesen haben, und jetzt kommt einer daher, der dem Text die Qualität abspricht bzw. Anforderungen an einen Text stellt, die weniger anspruchsvolle Leser nicht haben. Ja, wenn jetzt alle entspannt und kritikfähig wären, könnte man mit der Kritik umgehen.

swriter
 
Der Vorwurf des Neids ist allein deshalb schon abwegig, weil es nichts zur Sache tut, ob Faith nun neidisch auf rudirabe ist oder nicht, was den Inhalt seiner Kritik an rudirabes Text anlangt. Er dient einzig zur Diskreditierung des Kritikers (ad hominem), um sich nicht mit dessen Kritik auseinandersetzen zu müssen.
 
Ich komme noch einmal auf Audens "Kritik..." zurück, die leider nicht mehr online ist: Wenn ich mich recht erinnere, dann sieht der Autor von "Meine Mutter braucht es mal wieder" die Dinge recht entspannt.
Er schreibt unter seiner Story: "Jede Kritik ist willkommen, außer der von Auden James. Die wird sofort ungelesen gelöscht."

Das ist das gute Recht jedes LIT-Autors ...

Es sieht also nicht danach aus, als würde der Autor durch Audens Kritik seelischen Schaden nehmen und müsste vor eventuellen "Beleidigungen" geschützt werden.

Meine Seele ist durchaus sicher, da müsste schon deutlich mehr passieren ;-)

Allerdings schreibe ich schon sehr lange und weiß relativ genau, was ich kann und was ich nicht kann. Autoren, die erst anfangen, haben es per se schwerer. Die dann mit sehr scharfer Kritik zu entmutigen halte ich für falsch. Wenn sie aufhören, geht der Welt ihre Kreativität und das längerfristige Potenzial verloren. Und das wäre doch schade, völlig egal wie die Qualität der Ergebnisse anfangs aussieht.
 
Um entmutigt zu werden, muß man sich zunächst einmal entmutigen lassen. Die Verantwortung dafür liegt also bei einem selbst, nicht irgendeinem anderen.

Allerdings paßt diese Selbstverantwortungsleugung ins obige Muster, unterstützt sie doch das erkennbare Interesse der Kritikunfähigen, sich aus der Verantwortung für ihr Tun/Werk herauszustehlen ...
 
@Phiro...

Leider ist ja sein berüchtigtes "Anti-Dingo-Essay" nicht mehr da. Dort warst du nämlich der einzige, der diesem Pamphlet etwas Positives abgewinnen konnte.

Ja. Aber warum war das denn der Fall? Wieso konnte ich dem Essay etwas positives abgewinnen?
Na, ganz einfach: Weil Auden James am Text kritisiert hat. Weil er gezeigt hat, warum er nicht gut ist.
Man kann über gewisse Passagen streiten. Man kann über das Vokabular und den Stil von Audens "Kritik..." streiten.
Aber es ist unstrittig, dass er am Text entlang kritisiert hat.
 
@Phiro...

MRR war ein Selbstdarsteller allerersten Ranges. Deswegen hat man ihm auch eine Fernsehsendung gegeben. Wie gut hätte sich eines seiner Bücher verkaufen, in dem er gute Kritiken schreibt?

Und wie viele von den Autoren, die er kritisiert hat, haben Sexgeschichten geschrieben?

MRR ist genauso irrelevant hier wie Autoren, die noch nie gewagt haben, etwas Erotisches zu schreiben.

-- "Und wie viele der Autoren, die er (MRR) kritisiert hat, haben Sexgeschichten geschrieben?" (Phiro...)

Na, beispielsweise ein gewisser Haruki Murakami.

Wobei "Sexgeschichte" seinem Buch "Gefährliche Geliebte" sicher nicht gerecht wird.
Die Kontroverse um dieses Buch zwischen Sigrid Löffler und MRR machte Murakami in Deutschland bekannt, brachte das "Literarische Quartett" aber leider zum Einstürzen.
MRR hielt das Buch für hoch erotisch, Sigrid Löffler war anderer Meinung, woraus MRR schloss, dass Sigrid Löffler keinen Sinn mehr hätte für erotische Literatur.
Ach, einige Jahre später haben sich MRR und Sigrid Löffler wieder vertragen.

Das amüsante an dieser Kontoverse ist folgender Umstand: Meines Erachtens ist die Frage der erotischen Komponente für dieses Buch sekundär.
Viele Missverständnisse ergaben sich aus der Übersetzung. Damals wurden Murakamis Bücher aus dem englischen ins deutsche übersetzt.
Seit einigen Jahren gibt es hervorragende Übersetzungen von Murakamis Romanen durch Ursula Gräfe direkt aus dem japanischen Original.
Was "Gefährliche Geliebte" betrifft: Ich kenne beide Übersetzungen. Und bei der Originalübersetzung aus dem japanischen liest man wirklich teilweise ein anderes, ein neues Buch.
Das zeigt die Wichtigkeit von Übersetzungen.

Wäre das Buch damals schon aus dem Original übersetzt worden, dann hätte es den legendären Zwist zwischen Sigrid Löffler und MRR vielleicht niemals gegeben-- und die deutsche TV-Landschaft wäre um eine legendäre Sendung ärmer.
 
Haruki Murakami

Leider bin ich der japanischen Sprache nicht mächtig, aber bei H. Murakami ist mir besonders aufgefallen, welchen Unterschied die Übersetzer machen, was die englische und deutsche Ausgabe anlangt. Das ist bei der besagten Gefährlichen Geliebten bereits am Titel abzulesen, der auf englisch nämlich nicht das geringste mit seinem deutschen Pendant gemein hat: South of the Border, West of the Sun. Das scheint mir allerdings weitaus näher am Original zu sein, dessen Titel 国境の南、太陽の西 lautet und von einem KI-Übersetzungsdienst als Südlich der Grenze, westlich der Sonne wiedergegeben wird, was so ziemlich genau dem englischen Titel entspricht (und dem der deutschen Neuübersetzung). Von irgendeiner Geliebten oder irgendeiner Gefahr ist da nirgends die Rede!

Nicht uninteressant ist, wie ich finde, die drei Übersetzungen (englisch, deutsch und deutsch neu übersetzt) bei dieser Gelegenheit einmal zu vergleichen. Beispielhaft sei das für den ersten Absatz des Romans hier vorgenommen:

Englische Übersetzung aus dem Japanischen von Philip Gabriel said:
My birthday’s the fourth of January, 1951. The first week of the first month of the first year of the second half of the twentieth century. Something to commemorate, I guess, which is why my parents named me Hajime—“Beginning” in Japanese. Other than that, a 100 percent average birth. My father worked in a large brokerage firm, my mother was a typical housewife. During the war, my father was drafted as a student and sent to fight in Singapore; after the surrender he spent some time in a POW camp. My mother’s house was burned down in a B-29 raid during the final year of the war. Their generation suffered most during the long war.

Deutsche Übersetzung aus dem Englischen von Giovanni Bandini und Ditte Bandini said:
Ich bin am vierten Januar 1951 geboren, in der ersten Woche des ersten Monats des ersten Jahres der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine denkwürdige Konstellation, nehme ich an, und darum gaben meine Eltern mir den Namen Hajime – japanisch für »Beginn«. Ansonsten war es eine hundertprozentig durchschnittliche Geburt. Mein Vater arbeitete in einer großen Investment-Firma, meine Mutter war eine typische Hausfrau. Während des Krieges war mein Vater vom College weg eingezogen worden und nach Singapur an die Front gekommen; nach der Kapitulation verbrachte er einige Zeit in Kriegsgefangenschaft. Das Haus meiner Mutter brannte im letzten Kriegsjahr während eines Bombenangriffs nieder. Ihre Generation litt unter dem langen Krieg am meisten.

Deutsche Übersetzung aus dem Japanischen von Ursula Gräfe said:
Mein Geburtstag fiel auf den 4. Januar 1951, also in die erste Woche des ersten Monats zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aufgrund dieses denkwürdigen Datums erhielt ich den Namen Hajime, was »Anfang« bedeutet. Ansonsten war an meiner Herkunft nichts Bemerkenswertes. Mein Vater arbeitete in einem großen Wertpapierhaus, und meine Mutter war Hausfrau. Vater war als Student nach Singapur an die Front geschickt geworden, und als der Krieg vorbei war, hatte er noch einige Zeit in Gefangenschaft verbracht. Die Familie meiner Mutter war im letzten Kriegsjahr während der B-29-Angriffe ausgebombt worden. Meine Eltern gehörten der Generation an, die durch den Krieg am meisten gelitten hatte.

Die Unterschiede zwischen den Übersetzungen sind erheblich, weshalb ich mich unweigerlich frage, was bei H. Murakami wohl im Original stehen mag. Vielleicht gibt es hier ja rein zufällig jemanden mit entsprechenden Japanischkenntnissen? Abgesehen davon frage ich mich natürlich, wie originalgetreu eine Übersetzung aus dem Japanischen in eine indogermanische Sprache überhaupt sein kann, da die Sprachen sich in ihrer Grammatk so grundlegend unterscheiden.

Interessant auch dieser Atlantic-Artikel über die Einflußnahme der Übersetzer auf die englischen Ausgaben H. Murakamis Romane, die David Karashima zufolge erhebliche Eingriffe vorgenommen hätten (Kürzungen um 100 Seiten etc.). Da ich für mich Murakami in den englischen Übersetzungen entdeckt und gelesen habe, frage ich mich im nachhinein, ob ich überhaupt wirklich Murakami gelesen habe – oder nicht vielmehr Alfred Birnbaum, der auch sein Meisterwerk Hardboiled Wonderland übersetzte (oder vielmehr erschuf)?
 
Last edited:
Um entmutigt zu werden, muß man sich zunächst einmal entmutigen lassen. Die Verantwortung dafür liegt also bei einem selbst, nicht irgendeinem anderen.

Allerdings paßt diese Selbstverantwortungsleugung ins obige Muster, unterstützt sie doch das erkennbare Interesse der Kritikunfähigen, sich aus der Verantwortung für ihr Tun/Werk herauszustehlen ...

Damit würde man jede Art von Mobbing legalisieren, Auden. Was beschwert sich denn derjenige? Muss doch nicht die "Kritik" annehmen. Und wie kommst du darauf, dass Dingo666 es nicht persönlich nimmt, wenn du sein Schaffen als Niveaureduzierung der Literotica bezeichnest? Entweder du kannst dein eigenes Handeln nicht kritisch hinterfragen, wovon ich ausgehe, oder dir sind die Reaktionen einfach nur egal und du labst dich an dem Disput. Was dann aber ebenfalls bedeuten würde, dass dir die Leser deiner Kritiken nicht wichtig sind, bzw. deren Reaktionen darauf.

Liebe Grüße

Sena
 
Last edited:
Nein, daraus folgt keine Legalisierung des Mobbings, liebe Sena. Wie kommst Du denn darauf?

Aus dem Satz, daß man sich zunächst einmal entmutigen lassen muß, um entmutigt zu werden, folgt überhaupt nichts in bezug auf die Legalisierung von was auch immer. Der Satz beschreibt lediglich die (psycho-)logische Notwendigkeit, daß man nur selbst darüber entscheiden kann, den Mut zu verlieren oder ihn zu bewahren. Das liegt in der Verantwortung jedes einzelnen; und wer das leugnet, leugnet damit also seine Verantwortung für sich selbst.

Auf Deine weiteren Ad-hominem-Attacken einzugehen, erübrigt sich von selbst; sie tun nichts zur Sache.
 
Last edited:
Ja. Aber warum war das denn der Fall? Wieso konnte ich dem Essay etwas positives abgewinnen?
Na, ganz einfach: Weil Auden James am Text kritisiert hat. Weil er gezeigt hat, warum er nicht gut ist.
Man kann über gewisse Passagen streiten. Man kann über das Vokabular und den Stil von Audens "Kritik..." streiten.
Aber es ist unstrittig, dass er am Text entlang kritisiert hat.

Eine Kritik, die lieblos einen Text niedermacht und nur dazu dient, das Ego des Schreibers zu streicheln, ist - unabhängig vom Inhalt - abzulehnen. Nur weil möglicherweise richtige Aussagen enthalten sind, wird eine das Mobbing eines Autors und seiner Geschichte nicht akzeptabel.

Ein anderer als dein Busenfreund AJ hätte sich die harsche Kritik an diesem Essay zu Herzen genommen und sich dafür entschuldigt. Unser Obernarzist ist dazu nicht in der Lage.
 
Du siehst, rosettenfreak, mit diesen ganz von Haß getriebenen Feinden Deines "Busenfreund" (was hier wohl als unfreiwillig komische Verunglimpfung gemeint ist), ist eine vernünftige Diskussion nicht möglich! Da bastelt man sich, ohne zu zögern, gerne auch auf die Schnelle einen absurden Strohmann zusammen, wie eben PhiroEpsilon, um nur irgendeinen – wenn auch falschen – Grund vorschützen zu können, um weiter auf den verhaßten Feind einprügeln zu können.

Und apropos dieses absurden Strohmanns: Was wäre denn dann mit einer Kritik, die liebevoll einen Text niedermachte? Die wäre im Umkehrschluß dann also nicht "abzulehnen", oder wie? Muß der Kritiker einen Text also erst lieben, ehe er ihn kritisieren darf? Und was soll das überhaupt heißen, die Kritik wäre "abzulehnen"? Von wem denn? Vom selbsternannten Hüter über zulässige und unzulässige Meinungsäußerungen, PhiroEpsilon, höchstselbst wahrscheinlich, oder wie? Und seit wann ist es verwerflich, sein "Ego [...] zu streicheln"? Was will das überhaupt heißen? Daß es Sünde sei, sein eigenes Ich zu stärken und sich selbst wertzuschätzen? Und wieso gelten Kommentare wie "Verpiss dich dahin wo du die letzten 2-3 Jahre warst" unserem selbsternannten Tugendrichter als "harsche Kritik", aber eine kritische Textanalyse bedeutet für ihn "Mobbing eines Autors und seiner Geschichte"?

Bemerkenswert, wie viele peinliche Fragen so ein paar unvernünftige Sätze bereits aufzuwerfen vermögen ...
 
Last edited:
Ich habe dich ja mal einen Literaturfaschisten genannt...

Auden. Dein Schreiben hier im Forum ähnelt immer mehr einem solchen. Du versuchst deine Kritiker auf der persönlichen Schiene abzuwerten und zu diskreditieren, oder weshalb nennst du Phiro einen absurden Strohmann?

Ist das nicht ein wenig zu billig? Woher nimmst du das nur? Ist das böswillige Fantasie, die da deinem Hirn entspringt? Vernünftig Disskutieren? Gerne, aber nur mit jemanden, der nicht Eimerweise Verschwörungstheorien in den Raum stellt und seine Verachtung über andere auskippt.

Und hassen? Also mir bist du solch eine tiefgreifende Emotion nicht wert, Auden. Dafür hast du einfach nicht die Bedeutung.

Liebe Grüße

Sena

PS: Wir könnten dir noch tausend Mal erklären wo deine Defizite liegen, du würdest es nicht kapieren. Von daher lasse ich es zumindest. Hat keinen Sinn. Schreib weiter deine "Kritiken", ich werde meines dazu beitragen, dass ihre Wirkung zumindest hier auf LIterotica verpufft. Zumindest dann, wenn ich sie für unangebracht und überzogen halte.
 
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